Erweiterung3600 Regalmeter mehr für das Konrad-Adenauer-Archiv in Sankt Augustin

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Das Konrad-Adenauer-Archiv der CDU wurde erweitert. Noch sind die Regale leer.

Das Konrad-Adenauer-Archiv der CDU wurde erweitert. Noch sind die Regale leer.

Mehr als 25 Kilometer Akten dokumentieren das politische Leben der CDU in Deutschland.

Archivare berechnen Räume nicht nach der Grundfläche, sondern nach Regalmetern, die sie dort unterbringen können. 22.000 Meter waren das bislang am Sitz der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin, die auch von der Bibliothek und dem Medienarchiv belegt werden. Das reichte jedoch nicht. 3600 Meter kamen jetzt hinzu. Zwölf Aktenordner ergeben einen laufenden Meter. Würde man also alle Materialien nebeneinander stellen, wäre das ungefähr die Strecke von Siegburg nach Bad Honnef auf der Bundesstraße 42.

„Als das zentrale Archiv der christlichen Demokratie haben wir hier historisch wertvolle Unterlagen zur Geschichte der heutigen CDU, ihrer Vorläufer und vor allem ihrer Persönlichkeiten archiviert“, erläutert Michael Hansmann. Er ist Leiter des Schriftguts im Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Sankt Augustin. Geleitet wird die Hauptabteilung seit 2018 von Dr. Michael Borchard. Knapp 60 Mitarbeiter sind in Berlin und Sankt Augustin in den Abteilungen Schriftgutarchiv, Medienanalyse- und Archiv, Publikationen/Bibliothek und Zeitgeschichte beschäftigt. 

Das Konrad-Adenauer-Archiv der CDU wird noch lange in Sankt Augustin seinen Sitz haben

Im März vergangenen Jahres begannen die Arbeiten für die Erweiterung, die nun so gut wie beendet sind. Einen großen Anteil an den Planungen hatte Michael Thielen, der Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung. Auch das Team der Mitarbeiter war einbezogen.

Hansmann führt bei einem Besuch der Redaktion durch die neu gestalteten Räume. Ein blauweißes Bad mit der Aufschrift „Gesperrt“ ist im hinteren Teil eines Raumes zu entdecken. Der Maler habe vor einer Stunde noch kleine Restarbeiten ausgeführt, berichtet er. Man merkt Hansmann seinen Stolz darüber an, dass das Archiv erweitert wurde. Für Archivare wird ihre Arbeit irgendwann zum Lebenswerk. Er ist jetzt schon seit 27 Jahren dabei, ist sogar von Köln nach Sankt Augustin gezogen.

Michael Hansmann, Leiter Schriftgutarchiv, hält eine Büste von Konrad Adenauer in der Hand.

Auch Büsten von Konrad Adenauer werden im Raum für dreidimensionale Objekte archiviert.

Als der Bundestag am 20. Juni 1991 beschloss, dass die Bundesregierung von Bonn nach Berlin zieht, war nicht klar, was mit der Stiftung und dem Archiv passieren sollte. Doch als im Jahr 1999 der Bundestag in der parlamentarischen Sommerpause seine Koffer packte und umzog, war klar, dass das Archiv zu großen Teilen in Sankt Augustin bleibt. Der überwiegende Teil der Adenauer-Stiftung, auch Teile der Hauptabteilung, sind mit nach Berlin umgezogen, doch der größte Teil der Archivalien ist in Sankt Augustin geblieben. Die Erweiterung zeigt, dass der Standort noch lange erhalten bleiben wird.

Mit Blick in die Zukunft ist durch die Erweiterung ein neuer Raum für dreidimensionale Archivstücke hinzugekommen. Dort können alle Dinge für die Ewigkeit gelagert werden, die nicht zwischen Aktendeckel passen. Eine Klimaanlage gewährleistet eine konstante Temperatur um die 16 Grad. Betritt man den Raum, schaltet sich durch Bewegungsmelder das LED-Licht an. Beim Verlassen erlischt es. Allein 70.000 Euro hat der Einbau einer getrennten Belüftungsanlage für die neuen Räume gekostet.

Im Konrad-Adenauer-Archiv der CDU in Sankt Augustin wurde eine Waschanlage zur Quarantänestation

„Die Hälfte der neuen Regale ist im Prinzip schon belegt“, berichtet Hansmann mit Blick auf zahlreiche blaue Archivkisten, deren Inhalt zum Teil gesichtet werden muss. Viel Material sei zurzeit in Speditionen zwischengelagert, das könne nun ebenfalls geholt werden.

Einfallsreichtum und Flexibilität wurde beim Umbau bewiesen. So wurde die ehemalige Sprinklerzentrale zum neuen Archivraum. Auch die frühere Tiefgarage bietet nun Stellfläche für Regale. Dort, wo der Waschraum für Autos war, befindet sich jetzt die Quarantänestation mit separater Klimaanlage. Neue Archivmaterialien werden hier erst einmal zwischengelagert. So soll zum Beispiel verhindert werden, dass die gefürchteten Papierfische in die gut geschützte Räumen gelangen. Diese Insekten ähneln den allseits bekannten Silberfischen, „sind jedoch viel größer“, schildert Hansmann. Auch Schimmel an Unterlagen muss entfernt werden.

In blauen Kästen warten Dokumente auf die Archivierung.

In blauen Kästen warten Dokumente auf die Archivierung.

Archivarbeit ist immer die Auswahl von Dingen. „Es geht um einmalige Dokumente, die für die Nachwelt gesichert werden müssen“, erklärt Hansmann den Zweck. Grundsätzlich beträgt die Schutzfrist für Akten, wie im Bundesarchiv, 30 Jahre. Auch müsse der Persönlichkeitsschutz beachtet werden, sodass beispielsweise Korrespondenzen in der Regel erst 70 Jahre nach dem Tode des Erstellers veröffentlicht werden können. In der heutigen Zeit geschieht das oft im Internet auf den entsprechenden Fachseiten. Die Dokumente sind aber im Lesesaal vor Ort einsehbar. Er steht für Besuche zur Verfügung. 

Die Arbeit im Archiv ist nicht unbedingt von Tagesaktualität geprägt, aber von vielen Anfragen aus der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zu historischen Themen. Daher müssen wichtige Dokumente auch tagesaktuell bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden können.