Stadtmuseum SiegburgZouber Yousiph formt aus Schrottteilen bizarr wirkende Lebewesen

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Der lebensgroße Hirsch, den Zouber Yousiph in der Wechselausstellung des Stadtmuseums aufgebaut hat, wirkt filigran und agil.

Siegburg – Die Augen des Hirschs sind zwei hölzerne Ösen für Gardinenstangen, ein alter Lautsprecher ist ein Ohr, der Körper besteht aus einer Vielfalt schmaler Bleche und Stangen. Filigran und agil wirkt der lebensgroße Hirsch, den Zouber Yousiph in der Wechselausstellung des Stadtmuseums aufgebaut hat. Je länger der Blick über die Plastik schweift, umso mehr Details tun sich auf. „Mir geht es nicht um gutes Handwerk oder korrekte Formen“, erläutert der 53-Jährige Künstler.

Leichtigkeit, das Spielerische sei ihm wichtig, wenn er aus Schrottteilen bizarr wirkende Lebewesen formt, die an Insekten und Saurier erinnern. Immer wieder tauchen Vögel auf, mit langen Hälsen, die irgendwann ihre Aufgabe im Fahrwerk eines Autos erfüllt haben. „Ich versuche nur wenig zu schweißen“, sagt er, lieber sei es ihm, wenn die Gliedmaßen beweglich blieben und das Aussehen schnell verändert werden könne. Die Arbeiten versteht er auch als Kritik an einer Gesellschaft, die sich zu selten frage, ob Industrialisierung und Gewinnstreben der Natur und der Menschheit überhaupt gut täten.

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Tanz und Gruppen von Frauen sind wiederkehrende Motive im Werk von Zouber Yousiph.

Mit Metall habe er schon immer gern gearbeitet, erzählt der 53-Jährige, der 1999 aus dem Nordosten Syriens nach Deutschland kam und nach Stationen in Wuppertal und Siegburg heute in Hennef lebt. Die Landschaften seiner Kindheit, die Natur der Steppe, der Blick auf den Berg Ararat hätten ihn geprägt, auch die Weizenfelder seines Vaters und die Teppichknüpfkunst seiner Mutter. Nachdem er schon auf der Schule als bester Malereischüler ausgezeichnet wurde, schloss er 1986 bis 1990 eine Studium an der Kunstakademie Damaskus an.

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Neben der Bildhauerei ist die Malerei sein Metier, im Museum expressive Bilder in Mischtechniken. Tanzende Menschen kann man darin erkennen, ein Bild mit einer Frauengruppe hat einen ernsten Hintergrund: Yousiph zufolge ist es den jesidischen Frauen gewidmet, die vom IS entführt und versklavt wurden. „Seit Jahrtausenden leiden Frauen unter Unterdrückung und Gewalt, es ist eine Schande für die Menschheit.“

Ebenso wie bei seinen Plastiken und Skulpturen bedient sich Yousiph auch für seine Bilder aus einem großen Materialfundus, mischt Öl- und Acrylfarben mit Erde oder Sand. Die gemalten Personengruppen scheinen in Bewegung zu sein und einem Rhythmus zu folgen, ein Hinweis auf eine weitere Passion Yousiphs: Er spielt Tanbur, eine Langhalslaute und Mandoline. „Musik ist wichtig“, betont er, ebenso wie sich selbst und anderen „Luft, Licht und Freiheit zu lassen“.

Die Ausstellung „Zouber Yousiph – Wild . . .  und Gewalt“ wird am Sonntag, 12. Dezember, 11.30 Uhr, im Stadtmuseum Siegburg, Markt 46, eröffnet.