„Durchseuchung“Karl Lauterbach blickt mit Sorge auf den Schulstart in NRW

Lesezeit 2 Minuten

Köln – Die neue Quarantäne-Regelung für Schulen in NRW, nach welcher Kinder nur dann in Quarantäne müssen, wenn sie unmittelbar neben einem Corona-infizierten Mitschüler saßen, hält SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für „medizinisch nicht sinnvoll“. Er habe „große Sorge, dass wir unsere Schulen durchseuchen lassen“, sagt Lauterbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber.

Der „wenig überzeugende“ Beschluss des Schulministeriums bestärke ihn in dieser Befürchtung. Es gehe bei der Neuregelung vor allem darum, die Zahl derjenigen, die in Quarantäne müssen, möglichst klein zu halten, so Lauterbach weiter.

„Natürlich drohen mehr Ansteckungen“

Die Regel berücksichtige nicht, dass „Kinder oft eng miteinander befreundet sind, in der Pause oder privat viel Zeit miteinander verbringen – aber eben nicht nebeneinander sitzen.“ Die Regel könne nur dann Sinn ergeben, wenn man davon ausgehe, dass Schülerinnen und Schüler die meiste Zeit mit ihren Sitznachbarn verbringen – „das ist aber nicht der Fall“, so Lauterbach.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch die Vorstellung, dass sich fast nur Schülerinnen und Schüler, die neben, hinter oder vor Covid-Infizierten sitzen, infizieren würden, hält er für unrealistisch. Dies gelte insbesondere, wenn nicht gelüftet werde, worauf „einige Lehrer bereits verzichten, mit kälteren Temperaturen werden es sicherlich noch mehr.“ So drohen „natürlich deutlich mehr Ansteckungen innerhalb des Klassenzimmers“, fürchtet Lauterbach.

Karl Lauterbach: Regelung reicht nicht, um Schulen zu schützen

Zudem sei die Infektionsgefahr bei einem Kind, das vor dem Infizierten sitzt, „rein epidemiologisch ist die deutlich höher als bei einem, das hinter oder neben ihm sitzt“, so der Epidemiologe. Auch, dass ältere Schülerinnen und Schüler in ständig wechselnden Kursen sitzen, werde „überhaupt nicht berücksichtigt.“ Positiv bewerte er hingegen, dass geimpfte Kinder komplett von den Quarantäne-Regelungen ausgeklammert werden.

Insgesamt sei der Beschluss jedoch zu undifferenziert. „Wie lange war das Kind schon positiv? Wie oft wurde gelüftet? Wie eng sind die Räume? Handelt es sich um einen festen oder um einen losen Klassenverband? Mit wem hatte das Kind tatsächlich Kontakt, mit wem nicht? All dies müsste für sinnvolle Quarantäne-Regeln politisch berücksichtigt werden, das ist hier leider nicht der Fall“, sagt Lauterbach. Er bezweifle stark, dass die Regelung reichen werde, um die Schulen zu schützen.