Hitler-Vergleiche und Peppa WutzDie schrägsten Momente des Boris Johnson

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Johnson Helm 070722

Boris Johnson 

Er spielt Basketball am Ufer der Themse, bläst mit Schmackes in eine Vuvuzela, hat selbst bei einem toten Fisch keinerlei Berührungsängste und hüpft verbal gefühlt in jedes Fettnäpfchen. Ganz ehrlich: Können Sie sich solche Auftritte von Boris Johnson bei Ex-Kanzlerin Angela Merkel oder ihrem Nachfolger Olaf Scholz vorstellen? Merkels Papageien-Bild im Vogelpark Marlow war da schon ein seltenes Highlight. Aber in Großbritannien ist eben alles ein bisschen anders.

Dazu gehört auch eine deutlich größere Toleranz für Skurriles und Exzentrik als in Deutschland. Und diese Toleranz genießt eben auch der Regierungschef. Wenn man nun aber einen Text über die schrägsten Momente des nun zurückgetretenen britischen Premierministers Boris Johnson schreiben will, wird schnell klar: Wo fängt man bloß an? Denn die Liste der – aus deutscher Sicht – merkwürdigen Auftritte des Regierungschefs ist ziemlich lang. Es folgt eine kleine Auswahl.

Rutschen und Baumeln für Olympia

Was sollte das bloß sein im Jahr 2012? Ein Auftritt wie Geheimagent James Bond? Boris Johnson Als damaliger Bürgermeister von London rutschte Boris Johnson in einem Park neben dem Olympia-Gelände im feinen Anzug eine Seilrutsche hinab - in jeder Hand ein Union-Jack-Fähnchen, mit denen er während seiner Fahrt wild winkte. Leider ging ihm am Ende der Schwung aus und Johnson baumelte minutenlang in der Luft herum. Das wäre 007 sicherlich nie passiert - elegant geht anders.

Gewinnen um jeden Preis – auch wenn ein Kind zu Boden geht

In Tokio wurde Johnson 2015 zu einem Rugby-Spiel mit Schulkindern eingeladen. Doch leider nahm er die Sache offenbar etwas zu ernst. Johnson schnappte sich den Ball und riss den zehnjährigen Toki Sekiguchi mit einem Schulterstoß um. Immerhin: Nach der ruppigen Attacke entschuldigte sich der Brite bei dem etwas geschockten Kind mit den Worten: „Es tut mir so leid.“

Da lacht sogar Prince Charles: Johnson und sein Regenschirm

Bei der Enthüllung eines Polizeidenkmals in Staffordshire im Juli vergangenen Jahres sorgte Johnson mit eine Missgeschick mit seinem Regenschirm für Lacher. Der britische Premier hatte größere Probleme, den Schirm zu öffnen und schließlich klappte der Wind den Schirm auch noch um. Da musste sogar Prince Charles lachen, der bei der Veranstaltung neben Johnson saß.

Oft leider gar nicht lustig: Johnsons verbale Fehltritte

Boris Johnson hat sich im Laufe seiner Karriere immer wieder sehr im Ton vergriffen und - wenn man es wohlwollend umschreiben will - unsensibel ausgedrückt. So besuchte er im Jahr 2017 als britischer Außenminister einen Tempel in Myanmar und begann plötzlich, ein Gedicht aus der Kolonialzeit vorzutragen. Der britische Botschafter musste ihn stoppen.

Im Vorfeld des Brexit-Referendums machte Johnson einen kuriosen Vergleich zwischen der EU, Napoleon und Hitler. Er warf der EU vor, sie wolle einen Superstaat bilden und würde damit den gleichen Weg wie Adolf Hitler und Napoleon verfolgen.

In ganz frühen Zeiten seiner politischen Karriere fiel Johnson zudem durch rassistische Äußerungen auf, die er später als „reine Satire“ zu entschuldigen versuchte. So hatte er 2002 in einer Zeitungskolumne den Ausdruck „piccaninnies“ verwendet, einen rassistischen Begriff für afrikanische Kinder, und schrieb außerdem vom „Wassermelonen-Lächeln“ der Menschen in Afrika.

Aber auch im eigenen Land leistete sich Johnson mehrfach verbale Fehltritte. So verglich er 2018 den Konflikt um die innerirische Grenze mit zwei Stadtteilen in London, zwischen denen es ja auch keine Grenzkontrollen gebe. Bei Letzterem meinte er die Erhebung der Citymaut.

Brumm-brumm-Geräusche, Moses und Peppa Wutz

Besonders bizarr waren Johnsons Äußerungen bei einem Vortrag 2021 beim Industrieverband. Darin verglich er sich selbst mit Moses, zitierte Lenin, imitierte Motorengeräusche und schwärmte ausschweifend von einem Besuch im Peppa-Wutz-Freizeitpark. Abgeordnete seiner eigenen Partei nannten die Rede später „peinlich“ und „chaotisch“.

Vertraulichkeiten und Putin-Witze beim G7-Gipfel

Man sollte meinen, dass man als Regierungschefin oder Regierungschef bei einem internationalen Spitzentreffen wie dem G7-Gipfel das höchste Maß an Seriosität an den Tag legt. Nicht so Boris Johnson. Auf Schloss Elmau bedachte Johnson seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron mit ausgiebiger körperlicher Zuneigung und machte Witze über den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Nun geht Johnson also – und mit ihm seine Slapstick-Einlagen.