Immobilienfinanzierung trotz ElternzeitSo klappt es mit dem Traum vom Eigenheim

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Symbolbild

Das Timing ist verständlich, aber nicht immer glücklich: Wenn ein Kind unterwegs ist, wächst auch der Wunsch nach mehr Platz. Doch in dieser Zeit sind oft auch die Finanzen etwas unübersichtlich. Das heiß ersehnte Grundstück oder die große Traumwohnung mit Garten findet man ausgerechnet dann, wenn die Elternzeit das Familieneinkommen drückt. Was für Folgen hat dies aber auf die Finanzierung einer Immobilie - gibt die Bank noch Kredit, wenn Elterngeld bezogen wird?

Elterngeld muss kein Ausschlusskriterium für eine Baufinanzierung sein. Dies wird von Bank zu Bank unterschiedlich gehandhabt. Es kann durchaus passieren, dass eine Bank den Finanzierungsantrag ablehnt, weil sie zwei reguläre Gehälter fordert und das Elterngeld nicht als Einkommen anerkennt. Derweil kann eine andere Bank das anders sehen und das Elterngeld als Einkommen anerkennen.

Hypothek trotz niedrigem Einkommen möglich

Das vorübergehend niedrigere Einkommen muss die Hypothek nicht verhindern, sagt Heiko Vollmer vom Finanzierungsmakler Fingenium Private Finance: „Reicht während der Elternzeit ein Einkommen für die Finanzierung nicht aus, ziehen Banken für die Bewertung der Bonität sowohl das Elterngeld als auch das zukünftige Einkommen des sich in Elternzeit befindlichen Elternteils heran.“ Voraussetzung sei aber, dass der Elterngeldbescheid vorliege – bei dem es aber zu Wartezeiten von einigen Wochen kommen kann.

„Ebenso muss eine Mitteilung des Arbeitgebers über Zeitpunkt und Höhe der weiteren Beschäftigung vorliegen. Sowohl das Elterngeld als auch das zukünftige Einkommen werden dann in der Regel voll angerechnet“, sagt Vollmer. „Paare sollten zudem den Banken ganz konkret beschreiben, wie es beruflich und finanziell nach der Elternzeit weitergeht“, rät zudem Markus Budde vom Finanzberater Dr. Klein.

Die Option Sondertilgungen

Wenn das bevorzugte Kreditinstitut das Elterngeld bei Vertragsabschluss dennoch nicht als festes Einkommen zählt, sieht Budde noch eine Alternative. Eine Lösung könnten Sondertilgungen sein, durch die das zweite Gehalt trotzdem in die Immobilienfinanzierung einfließt. Dafür muss das Geld allerdings auch beiseite gelegt werden.

„Statt eine höhere monatliche Rate anzusetzen, zahlen Paare mit Sondertilgungen auf einen Schlag größere Summen zurück. Dafür sparen sie das unberücksichtigte Einkommen über einen längeren Zeitraum an und übermitteln es gesammelt an die Bank“, sagt Budde. Doch aufgepasst: Solche Extrazahlungen sind bei vielen Banken nur einmal im Jahr kostenlos möglich – bei Vertragsabschluss sollte man das Thema Sondertilgungsrecht geklärt haben.

Das eigene Budget nicht überschätzen

Die Experten von Immobilienscout24 warnen allerdings davor, sich die eigene Finanzlage schönzurechnen. Es stelle ein gewisses Risiko dar, die monatlichen Tilgungsraten während der Elternzeit an dem Einkommen zu orientieren, “das zur Verfügung steht, wenn beide Elternteile wieder in Vollzeit tätig sind“, so Immobilienscout24 auf seiner Ratgeberseite im Internet.

Auch die Experten von Dr. Klein raten, bei der monatlichen Tilgungsrate „genug Puffer für Unvorhergesehenes“ einzuplanen. Als Faustregel sollte die Tilgung nach Meinung der Experten maximal ein Drittel des aktuellen Nettoeinkommens betragen. Markus Budde von Dr. Klein empfiehlt zudem: „Mit flexiblen Vertragskonditionen, wie zum Beispiel einem Tilgungssatzwechsel, kann die Baufinanzierung darauf reagieren, wenn das Leben den Plänen einen Strich durch die Rechnung macht.“

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Finanzierungsexperte Vollmer wiederum warnt: „Ganz wichtig für die jungen Eltern, auch wenn die Bank die Finanzierung übernimmt: Der Zeitpunkt und auch die genaue Höhe des zweiten Einkommens sind graue Theorie.“ Sollte sich zum Beispiel keine vernünftige Lösung für die Kinderbetreuung ergeben, oder ein Elternteil möchte freiwillig doch mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen, entstehe zwangsläufig eine Lücke im monatlichen Budget, die schnell zur Belastung werden könne. “Die Familie trägt somit ein nicht unerhebliches Planungsrisiko.“

Ein wichtiges Thema in Sachen Baufinanzierung ist generell die Familienförderung durch die staatliche KfW-Bank. Diese fördert beispielsweise mit dem „Wohneigentumsprogramm KfW 124“ den Kauf oder Bau von selbstgenutzten Eigenheimen oder Eigentumswohnungen mit bis zu 100.000 Euro pro Vorhaben zu einem günstigen Zinssatz. Das Programm ist mit anderen KfW-Förderprodukten kombinierbar. Um weitere Informationen zu Förderprogrammen und deren Vergabe zu bekommen, sollte man vor Beginn der Bauarbeiten oder vor dem Kauf der Immobilie mit einem Finanzierungspartner gesprochen haben. Die jeweilige Bank ist dann auch für die Beantragung des KfW-Kredits zuständig.