Chance oder rechtswidrig?Hamburg startet das 2G-Modell für Restaurants und Hotels

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Hamburg startet am Sonnabend als erstes Bundesland das sogenannte 2G-Optionsmodell.

Hamburg startet am Sonnabend als erstes Bundesland das sogenannte 2G-Optionsmodell. Demnach dürfen sich Restaurants, Kneipen, Hotels aber auch Kinos, Theater und Sportvereine ab dem Wochenende entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene (2G) einlassen und dafür weitgehend von Corona-Beschränkungen befreit werden. So sollen zum Beispiel die Abstandsregeln und Kapazitätsgrenzen wegfallen, und es gilt wieder eine freie Tisch- und Sitzplatzanordnung. Die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt aber weiterhin bestehen.

Voraussetzung ist, dass die Betriebe sich online anmelden und dann bei den Gästen den Impf- oder Genesenen-Nachweis und Personaldokumente kontrollieren. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können laut Hamburger Senat vorerst ungeimpft 2G-Betriebe besuchen, weil sie sich noch nicht lange impfen lassen können. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher kündigte aber an, dass diese Möglichkeit in einigen Wochen fallen werde. Wer sich gegen das 2G-Modell entscheidet, kann weiterhin auch Getestete (3G) einlassen, die Betriebe müssen sich dann aber weiter an strenge Corona-Auflagen halten.

Dehoga sieht Chance

Ulrike von Albedyll, Landesgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Hamburg, spricht von einer Chance für die Hamburger Gastronomie und Hotellerie. “„Es ist begrüßenswert, dass dieser Schritt in Richtung Normalität nun gegangenen wird“, sagt sie. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich auf Twitter klar für das 2G-Modell aus.

Wie viele Hamburger Restaurants, Kneipen und Hotels die 2G-Option nutzen werden, müsse abgewartet werden, so Albedyll. „Ich könnte mir vorstellen, dass es vor allem für Betriebe mit einer eher älteren, schon geimpften Klientel eine große Erleichterung wäre, wenn die Abstandsregelungen in den Innenräumen wegfallen würden.“ Denn gerade jetzt, wo das Wetter wieder schlechter werde, könnten Gastronomen dann wesentlich mehr Gäste bewirten.

Hausrecht erlaubt 2G schon jetzt überall

„Dagegen werden Betriebe mit einer eher jüngeren Klientel, die vielleicht noch nicht durchgeimpft sind, wahrscheinlich eher weiter das 3G-Modell fahren“, schätzt die Dehoga-Landeschefin. Schon jetzt dürfen Unternehmer im Rahmen ihres Hausrechts nur Geimpften und Genesenen Zutritt gewähren. In der Praxis machen das aber die wenigsten, weil die Corona-Beschränkungen die gleichen bleiben. Das ändert Hamburg nun.

Die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, Ingrid Hartges, ist diesbezüglich zwiegespalten: „Auf der einen Seite ist es konsequent, dass für Restaurants oder Hotels, die nur noch Geimpfte und Genesen einlassen, Reglementierungen wegfallen. Auf der anderen Seite sind damit natürlich eine Vielzahl von Rechtsfragen verbunden, zum Beispiel auch, was das für Mitarbeiter in 2G-Betrieben bedeutet. Am Ende ist nicht auszuschließen, dass die Gerichte da für Klarheit sorgen werden“, befürchtet sie.

Servicepersonal muss geimpft sein

In Hamburger 2G-Betrieben müssen künftig alle Mitarbeiter mit Servicekontakt geimpft sein. Zum Impfen zwingen kann sie der Arbeitgeber allerdings nicht. „Das heißt für ungeimpftes Servicepersonal, dass sie eventuell einen anderen Dienst übernehmen müssen“, sagt Albedyll. Mehrere Gastronomen sorgen sich in den sozialen Netzwerken bereits, dass das den Fachkräftemangel in der Branche noch verschärfen könnte.

Außerdem bemängeln Kritiker, dass bei der 2G-Regelung Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Schwangere, die sich nicht impfen lassen können, vom Restaurantbesuch ausgeschlossen würden. Das sei nicht verfassungskonform. Unter anderem mit diesen Argumenten machen Impfgegner gerade auf dem Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Hashtag #HamburgHasstGesunde mobil gegen die Hamburger Neuregelung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch die Hamburger Kinos haben künftig die Möglichkeit, nur noch Geimpfte oder Genesene einzulassen und dafür wieder jeden Platz zu besetzen. Der Hauptverband der Deutschen Filmtheater HDF Kino sieht das Hamburger 2G-Optionsmodell allerdings als Verschärfung der bisherigen Maßnahmen. Man appelliere an die Politik, die Verantwortung für den Impffortschritt nicht unter anderem an die Kultureinrichtungen abzugeben.

„Kein Kinobetreiber möchte auch nur einen Besucher wegschicken müssen, aus welchen Gründen auch immer“, sagt Anke Römer, stellvertretender Vorstand HDF Kino. Der Geschäftsführer der Zeise Kinos, Matthias Ellwardt, sagte dem „Hamburg Journal“: „Das Publikum möchte Abstand haben und das möchten wir ihm auch geben. Von daher werden wir weiter 3G machen.“

Theater wollen frühestens im Oktober umstellen

Einige Theater in Hamburg wie das Schmidt Theater und die Komödie Winterhuder Fährhaus haben angekündigt, das 2G-Modell auszuprobieren - allerdings nicht ab sofort, sondern erst im Oktober beziehungsweise November. Das Thalia Theater könnte sich ebenfalls frühestens im Oktober einen Umstieg auf 2G vorstellen. Intendant Joachim Lux sagte dem „Hamburg Journal“, im September ändere sich erstmal nichts, weil die Besuchenden ihre Karte ja bereits auf Basis der derzeitigen Regeln gekauft hätten.

Ob das 2G-Optionsmodell auch bundesweit für die Theater interessant sei, hänge vom jeweiligen Impfstatus in den Bundesländern ab, sagt der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Carsten Brosda, der gleichzeitig Senator der Hamburger Behörde für Kultur und Medien ist. Außerdem seien die Erfahrungen, die Hamburg nun mit 2G mache, entscheidend.