Kurz vor Ende der TransferperiodeDie Probleme des 1. FC Köln mit drei Abgangskandidaten

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Kölns Sportchef Christian Keller (v.r.), Trainer Gerhard Struber und Assistent Bernd Eibler diskutieren nach dem Zweitligaspiel in Elversberg.

Obwohl der 1. FC Köln weiter keinen Spieler registrieren darf, gibt es für Sportchef Christian Keller (v.r.), Trainer Gerhard Struber und Assistent Bernd Eibler dennoch in Sachen Transfers derzeit einiges zu klären.

Für drei FC-Profis, die wechseln wollen oder sollen, gibt es weiterhin keine Offerten. Einer von ihnen sucht jetzt den fünften Berater in anderthalb Jahren.

Der eine will weg, hat aber noch keinen Klub präsentiert, der das bezahlt, was der 1. FC Köln als Schmerzgrenze erachtet. Der andere strebt ebenfalls einen Wechsel an, hat sich aber allem Anschein nach verpokert. Und dann ist da noch ein Spieler, der in Köln gar keine Rolle mehr spielt, aber auch keinen Markt mehr zu haben scheint. Dejan Ljubicic, Marvin Schwäbe, Nikola Soldo: Die drei Abgangskandidaten sind zum Problem für den 1. FC Köln geworden – auf unterschiedliche Weise.

Wer Ljubicic außerhalb des Platzes begegnet, der trifft auf einen höflichen jungen Mann. Der auf dem Rasen – und da sind sich alle rund um den FC einig – über besondere Fähigkeiten verfügt. Viele meinen, dass der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler der wertvollste Kölner Profi sein könnte. Der zudem mit 26, bald 27 Jahren im Zenit seiner Schaffenskraft stehen sollte. Doch dieses Potenzial hat er aus unterschiedlichen Gründen, die zum Teil auch im Privaten liegen, nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr wie erhofft abgerufen. Rund um das Geißbockheim heißt es zudem, dass der Spieler enorm beeinflussbar sei.

Wie vor einem Jahr, als Ljubicic einen Wechsel zum VfL Wolfsburg forcierte, der FC aber sein Veto einlegte, möchte der Österreicher mit kroatischen Wurzeln die Kölner nun erneut verlassen. Im Gegensatz zu anderen FC-Profis verfügt er allerdings nicht über eine Ausstiegsklausel in seinem bis Juni 2025 datierten Vertrag.

Alles zum Thema Marvin Schwäbe

1. FC Köln: Ljubicic-Abgang nur bei deutlich verbesserter Offerte denkbar 

Bekannt ist, dass der englische Zweitligist Leeds United mit dem deutschen Trainer Daniel Farke konkretes Interesse an dessen Verpflichtung hat. Der Traditionsklub soll Ljubicic mit einem für Zweitliga-Verhältnisse sagenhaften Jahresgehalt von rund 2,3 Millionen Euro locken – mit einer mindestens dreijährigen Laufzeit. Doch ein erstes Angebot der Engländer schmetterte der FC umgehend ab. Tenor: Es sei indiskutabel und zudem deutlich niedriger als angenommen. Die Offerte soll unter drei statt der kolportierten vier Millionen Euro Ablöse gelegen haben – und ist damit weit davon entfernt, was die Kölner als Schmerzgrenze festgelegt haben, um den Spieler doch abzugeben.

Dem FC schweben vielmehr mindestens sieben Millionen Euro vor. Wegen der Transfersperre könnte der Bundesliga-Absteiger schließlich keinen Ersatz mehr verpflichten. Die Fifa-Strafe gegen den FC kann Leeds zwar herzlich egal sein, doch die Kölner haben vertraglich gesehen eben das letzte Wort.

Dejan Ljubicic vom 1. FC Köln kämpft mit Elversbergs Frederik Schmahl um den Ball.

Dejan Ljubicic (l.) war zuletzt im Liga-Auswärtsspiel in Elversberg für den FC am Ball. Beim Pokalspiel in Sandhausen fehlte der Mittelfeldspieler zuletzt wegen Knieproblemen. Diese machen dem Österreicher auch weiterhin zu schaffen.

Ein Angebot der Kölner zur Vertragsverlängerung hat Ljubicic bereits abgelehnt. Eine neue Offerte, das machte die FC-Führung klar, wird es nicht mehr geben. Stand jetzt hat Leeds sein Angebot nicht erneuert. Dies könnte bis zum Ende des Transferfensters am 30. August aber natürlich noch passieren.

Und dann stellt sich die Frage, mit welchem Interessensvertreter von Ljubicic die Nordengländer und Kölner überhaupt am Verhandlungstisch sitzen würden. Seit Anfang des Jahres berät die Kölner Agentur Sports 360 von Branchenschwergewicht Volker Struth den Österreicher. Doch nach Informationen dieser Zeitung steht auch diese Zusammenarbeit wieder vor dem Aus. Struth ist nach Max Hagmayr, Dirk Hebel und Christian Marth bereits der vierte Berater, der sich in den vergangenen anderthalb Jahren um die Belange von Ljubicic kümmert.

Im Hintergrund soll erneut ein kroatischer Berater die Fäden ziehen

Dieser Umstand hat offenbar auch mit dem Umfeld des Spielers zu tun. Vor allem sein Bruder Robert Ljubicic, selbst Profi bei AEK Athen, pflegt gute Kontakte zum kroatischen Spielerberater Andy Bara, der schon einige große Transfers abgewickelt hat. Jüngst brachte Bara Spaniens Superstar Dani Olmo von RB Leipzig, den er seit dessen Zeit bei Dinamo Zagreb bestens kennt, für knapp 60 Millionen Euro Ablöse beim FC Barcelona unter. Doch Bara genießt in der Branche einen zweifelhaften Ruf. Bereits vor einem Jahr war er es, der an Ljubicic Ex-Berater Hebel vorbei das Angebot aus Wolfsburg eingeholt hatte. Zum Ärger von Hebel, der die Zusammenarbeit mit Ljubicic daraufhin beendete.

Jetzt soll Bara im Hintergrund erneut die Fäden ziehen. Der kroatische Agent ist in Köln wahrlich kein Unbekannter, schließlich hatte er in der Causa Jaka Cuba Potocnik und dem Rechtsstreit zwischen Köln und Ljubljana, der zur Transfersperre führte, eine tragende Rolle gespielt. Sollte in den kommenden Tagen kein Top-Angebot mehr eingehen, werde der FC eben mit einem Spieler mit auslaufendem Vertrag in die Saison gehen, heißt es unmissverständlich aus dem Geißbockheim.

Hat sich Schwäbe verpokert? Keeper und FC hoffen noch auf eine Lösung

Bei Schwäbe (29) und Soldo (23) ist das Geflecht weniger verworren, aber die Sachlage dennoch nicht unkompliziert. Torhüter Schwäbe, von Jonas Urbig (21) als Nummer eins abgelöst, darf und soll den Absteiger trotz Vertrags bis 2027 verlassen. Bereits vor einigen Wochen soll er den Verantwortlichen mitgeteilt haben, dass er den Weg in die 2. Bundesliga nicht mitzugehen gedenke. Doch die Anfragen, auf die er offenbar spekuliert hatte, gingen bisher nicht ein. Erstligist Bochum war am Keeper interessiert, der aber nicht sonderlich am VfL, den er allem Anschein nach als eine Nummer zu klein empfand. Konkrete Gespräche gab es jedenfalls nicht. Bochum verpflichtete in der Zwischenzeit den langjährigen Kölner Timo Horn.

Auch bis Donnerstag ist beim FC noch kein belastbares Angebot für Schwäbe eingegangen, nur loses Interesse von den Blackburn Rovers wird kolportiert. Hat sich Schwäbe also verzockt? Die Zeit rennt dem Torhüter und seiner Beratungsagentur um Ex-Bayern-Profi Christian Nerlinger davon, beim FC ist man dennoch zuversichtlich, dass trotz des schwierigen Torhüter-Marktes bis zum 30. August noch eine Lösung gefunden wird.

Keine Bewegung auch bei chancenlosem Nikola Soldo

Keine neuen Entwicklungen gibt es indes bei Nikola Soldo, der bis 2025 am Geißbockheim unter Vertrag steht. Der im September 2022 verpflichtete Innenverteidiger konnte sich weder beim FC noch zuletzt bei Leihklub Kaiserslautern durchsetzen (nur 850 Zweitliga-Minuten). Dem Abwehrspieler, dem der FC frühzeitig einen Wechsel nahegelegt hatte, lagen zwar Anfragen vor, doch die waren weder für den Spieler noch Köln interessant. Das ist allerdings schon einige Wochen her, und bis Donnerstag erreichte den FC auch keine neue Offerte. Und somit bleibt es vorerst einmal bei drei Kölner Problemfällen.