1. FC Köln im TrainingslagerBeierlorzer beantwortet erstmals die Kapitänsfrage

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Die FC-Profis um Jonas Hector (r.) trainieren in sengender Hitze vor dem Alpenpanorama Kitzbühels.

  • In den ersten Vorbereitungswochen auf die Bundesliga-Saison ist die Stimmung beim 1. FC Köln gelöst.
  • Trainer Achim Beierlorzer lässt, anders als Markus Anfang, nur fußballerische Details erarbeiten. Erstmals äußert er sich auch zur Kapitäns-Frage.
  • Am Donnerstag steht für die FC-Profis ein besonderer Ausflug an.
  • Sportchef Christian Löer berichtet bis zum 29. Juli täglich exklusiv aus dem Trainingslager – lesen Sie sämtliche Folgen, darunter auch ein Tagebuch, Interviews und Analysen, mit KStA PLUS.

Kitzbühel – Am Mittwochmorgen stand die Mannschaft des 1. FC Köln wieder fast zwei Stunden auf dem Trainingsplatz, und als die Einheit unter sengender Sonne beendet war, besorgten sich die Spieler eisgekühlte Handtücher oder eilten gleich zur Eistonne, um sich wieder auf Normaltemperatur zu bringen.

„Gute Arbeit, Männer“, rief Achim Beierlorzer den Spielern zu; der neue Trainer legt Wert auf eine intakte Lobkultur. „Da war schon einiges drin, das waren viele intensive Meter. Und ich fand, dass das gut war. Deshalb habe ich sie gelobt“, sagte Beierlorzer nach der Einheit.

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Im vergangenen Sommer spielten sich auf dem Trainingsplatz in Kitzbühel andere Szenen ab. Der 1. FC Köln war frisch aus der Liga gestürzt und bereitete sich auf eine Saison vor, in der die Mannschaft nur verlieren konnte: Der direkte Wiederaufstieg war die reine Pflicht. Gleichzeitig schwebte die Möglichkeit, das Saisonziel zu verpassen, wie eine dunkle Bedrohung über dem Verein. Und das alles unter der Verantwortung des neuen Trainers Markus Anfang, der sich vorgenommen hatte, dem 1. FC Köln ein Spielsystem zu verordnen, das er sich vor Jahren ausgedacht und in Kiel erfolgreich etabliert hatte. Nun wollte er es auf den 1. FC Köln übertragen, der zuvor jahrelang eine eher eindimensionale Defensivtaktik verfolgt hatte.

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Anfang war extrem ambitioniert, wahrscheinlich zu sehr. Und bereits in Kitzbühel zeichnete sich ab, dass zahlreiche Profis bereits die Lust zu verlieren drohten: Ein Trainer und sein Team, das den Fußball neu erklären wollten – und das auch noch in Kasernenhofton? Die Stimmung im Team spielte in den Planungen der sportlich Verantwortlichen keine übergeordnete Rolle. Ein Fehler, der sich durch die gesamte Saison ziehen sollte.

Das hat sich nun vollständig gedreht. Beierlorzer teilt zwar regelmäßig mit, dass es vor allem seine Aufgabe sei, die Mannschaft körperlich in Bestform zu versetzen. Das Fußballerische gelte es dagegen nur in Details zu erarbeiten. Schließlich seien seine Spieler Bundesligaprofis – was soll man solchen Leuten noch grundsätzlich erzählen?

Die Stimmung in den ersten Vorbereitungswochen ist entsprechend gelöst, es überwiegt die Vorfreude auf die Bundesliga. „Das möchte ich vermitteln. Ich habe Spaß daran, und ich glaube, dass die Jungs, die Fußball als ihren Beruf gewählt haben, auch richtig Spaß daran haben“, sagt Beierlorzer. Der Trainer selbst nennt die Stimmung „hervorragend: Es macht richtig Spaß, die Jungs auch neben dem Platz zu sehen. Gestern saß eine Gruppe beim Kartenspielen. Sowas ist für mich ein Indiz, wenn die Spieler zusammensitzen möchten und sich nicht jeder gleich auf sein Zimmer verzieht.“ Maßnahmen zur Mannschaftsbildung sind nicht geplant, Armin Veh etwa sagt, er habe in seiner Karriere nie erlebt, dass eine Mannschaft beim gemeinsamen Schlauchbootfahren zueinander gefunden hat. Schon in Donaueschingen sagte Achim Beierlorzer, dass er seine Mannschaft nicht „zum Kühemelken“ schicken werde. Dennoch werden die Kölner am Donnerstag gemeinsam zu einer Tour durch einen der Canyons in der Region aufbrechen. Aber offenbar, um miteinander etwas zu erleben. Nicht, um ein zerrüttetes Verhältnis zu verbessern. „Wir müssen da gar nichts initiieren. Die Mannschaft ist top in Schuss. Und trotzdem sieht man, dass es hier ziemlich zur Sache geht, weil jeder gewinnen will“, sagt der Trainer.

Allerdings braucht auch eine intakte Mannschaft einen Kapitän. Bislang ist das Jonas Hector, der stille Saarländer, der nach innen offenbar eine deutlich größere Wirkung hat als nach außen. Der Nationalspieler spricht ungern zur Öffentlichkeit, steht aber bei seinem Trainer nicht in Frage. Daher sieht sich Beierlorzer auch nicht unter Druck. „Die Mannschaft ist sowas von intakt, wir haben ja einen Kapitän. Und zwar mit Jonas Hector einen, der völlig vorangeht. Der anerkannt ist auf dem Platz, der ein extrem kluger Spieler ist. Ich wüsste nicht, warum ich etwas daran ändern sollte“, sagt Beierlorzer (51).

Tatsächlich ist Beierlorzer nicht mehr auf der Suche nach einem Spielführer. „Wenn ich darüber nachdenke, gibt es keinen Grund gegen Jonas Hector. Aber es gibt noch jemand anderen, den ich fragen muss, nämlich Jonas Hector. Da kann ich jetzt schlecht sagen, dass Jonas mein Kapitän ist. Aber wenn er nicht absagt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er unser Kapitän bleibt.“