1. FC KölnWie Max Finkgräfe über Umwege zum Senkrechtstarter wurde

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Robust und ohne Furcht vor großer Kulisse: Max Finkgräfe (r.) im Kopfbalduell mit Borussia Dortmunds Julian Brandt

Die Vita des 19-jährigen Max Finkgräfe verlief wechselhaft. Beim FC hat er sein Glück offenbar gefunden.

In der Nachspielzeit seines Profi-Debüts hätte Max Finkgräfe sogar zum Helden für den 1. FC Köln aufsteigen können. Doch seine Direktabnahme verfehlte vor über 80.000 Zuschauern im Signal-Iduna-Park Borussia Dortmunds Tor hauchdünn. So blieb es bei der 0:1-Auftaktpleite des FC. Dennoch war es ein erinnerungswürdiges Debüt von Finkgräfe. Denn bis vor einigen Jahren hatte nur wenig auf einen Einstieg in den bezahlten Fußball hingedeutet.

Jedenfalls schien die sportliche Reise des Teenagers eine Zeit lang unter keinem guten Stern zu stehen. Und dies, obwohl der Linksfuß stets in bester Gesellschaft unterwegs war. Sein Talent öffnete ihm die Türen zu etablierten Nachwuchsleistungszentren. Dort also, wo ausgewählte Trainer die Hochbegabten von heute auf den Profifußball von morgen vorbereiten.

Max Finkgräfe spielte für Düsseldorf, Dortmund und Gladbach

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Finkgräfe spielte für Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Talentschmieden, die nachweislich in der Ausbildung von angehenden Berufsfußballern geübt sind. Nach zwei Jahren war jeweils Schluss. Und Finkgräfes Traum von der großen Fußballwelt so gut wie zerplatzt.

Drei Jahre ist das nun her. Aufgeben war für den damals 16-Jährigen allerdings nie eine Alternative. Im Düsseldorfer Norden schloss er sich schließlich der Sportgemeinschaft Unterrath an, die zu diesem Zeitpunkt in der B-Junioren-Bundesliga spielte. Ein gut geführter, familiärer Klub mit ausgezeichneter Nachwuchsarbeit, den die Talentscouts der großen Klubs im Blick haben.

Einer von ihnen war Manfred Schadt (64) vom 1. FC Köln. Seines Zeichens langjähriger Juniorentrainer und heute Kaderplaner der U21, der Finkgräfe als Kenner der Szene schon auf dem Schirm hatte, sich den jungen Linksverteidiger an diesem milden Herbsttag des Jahres 2020 aber wieder einmal aus nächster Nähe anschauen wollte. Schadt war begeistert. Danach machte sich allerdings die Pandemie breit, die kurz darauf den Saisonabbruch zur Folge hatte. Für den jungen Linksfuß ging es dennoch weiter: Kurze Zeit später schlug Finkgräfe zur Probe am Geißbockheim auf – und überzeugte abermals.

Stefan Ruthenbeck, sein damaliger U-19-Trainer, erinnert sich: „Sein enormes Potenzial war für uns schnell erkennbar. Er ist ein guter Typ, immer positiv, und wir haben ihm von Beginn das Vertrauen geschenkt und uns intensiv um ihn gekümmert. Und wenn er nicht immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden wäre, hätte er bei mir sehr viel mehr Spiele gemacht.“

Stefan Ruthenbeck sieht in Max Finkgräfe nicht nur einen Linksverteidiger

Die Kombination aus dem guten linken Fuß, Geschwindigkeit und einer für sein Alter bereits ausgeprägten Körperlichkeit mache ihn besonders, so der 51-jährige Fußballlehrer. Überdies habe man in ihm weitaus mehr als nur den Linksverteidiger gesehen. „Im DFB-Pokal-Endspiel gegen Schalke hat er etwa auf der Acht gespielt. Max‘ Möglichkeiten sind enorm.“ Er bringe ein „tolles Paket“ mit. 

Ähnlich hatte sich der neue Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln, Lukas Berg (30), im Frühjahr anlässlich Finkgräfes Vertragsverlängerung geäußert: „Bei der USA-Reise im November (2022; d. Red.) bekam Max kurzfristig die Chance, sich bei den Profis zu präsentieren, und hat diese genutzt. Er ist ein dynamischer und robuster Außenverteidiger, dem wir alle den Sprung in den Profibereich zutrauen.“ Eine zutreffende Prognose. Ziemlich genau vier Monate liegt diese zurück. 

Max weiß sehr wohl, dass dies nur ein Anfang war. Er ist klug, demütig, fleißig und für sein Alter schon sehr erwachsen
Stefan Ruthenbeck über Max Finkgräfe

„Max hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Heute fanden wir es richtig, ihn zu bringen“, lobte Profi-Trainer Steffen Baumgart nach dem BVB-Spiel. Über Finkgräfes späten Versuch, der im Außennetz landete, sagte der Coach: „Bei dem Abschluss hatte er auch die Eier, das zu machen.“ Der eine oder andere Beobachter sieht durchaus Parallelen zur zurückgetretenen FC-Legende Jonas Hector, Kölns größtem Linksverteidiger. Ein gewagter Vergleich zwar, aber nicht vollständig abwegig. 

Die Gefahr des Abhebens sieht U-19-Erfolgscoach Ruthenbeck nicht: „Max weiß sehr wohl, dass dies nur ein Anfang war. Er ist klug, demütig, fleißig und für sein Alter schon sehr erwachsen. Für den Mut, Max vor über 80.000 Zuschauern zum Einsatz zu bringen, gebührt Steffen Baumgart und der Lizenzabteilung ein großer Dank. Für Max und den 1. FC Köln war es ein richtig guter Tag.“ Dem noch viele weitere folgen könnten.