1. FC Köln vor Heimspiel gegen BraunschweigStrubers Sehnsucht nach Siegen

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Gerhard Struber hat in der noch jungen Saison bereits vieles von seiner Mannschaft gesehen, das ihm gefällt. Die Ergebnisse sind bislang allerdings unbefriedigend.

Gerhard Struber hat in der noch jungen Saison bereits vieles von seiner Mannschaft gesehen, das ihm gefällt. Die Ergebnisse sind bislang allerdings unbefriedigend.

FC-Trainer Gerhard Struber hofft gegen Braunschweig auf ein Heimspiel ohne Systemausfälle.

In der vergangenen Saison stellte der 1. FC Köln die schwächste Offensive der Bundesliga. Anschließend verließen Davie Selke und Faride Alidou den Verein, was angesichts ihrer Leistungen nicht für nachhaltige Schrecken sorgte. Doch waren Selke mit sechs und Alidou mit vier Toren die besten Kölner Schützen aus dem laufenden Spiel. Kapitän Florian Kainz steuerte zur kümmerlichen Kölner Bilanz von 28 Treffern noch fünf verwandelte Elfmeter bei. Doch verlor der FC zumindest auf dem Papier den letzten Rest Offensivsubstanz – und bekam nur Tim Lemperle dazu, der zuletzt nach Fürth ausgeliehen war.

Der U21-Nationalspieler hat in Elversberg eine erste Vorlage verbucht, doch auch Lemperle hat in der neuen Saison noch nicht getroffen. Das verbindet ihn mit seinen Offensivkollegen Damion Downs, Sargis Adamyan, Steffen Tigges, Florian Dietz und Luca Waldschmidt. Einzig Linton Maina traf bereits zwei Mal, wenngleich auch dessen Leistungen bislang wechselhaft gerieten. Das Kölner Spiel findet trotz überzeugender Passagen noch keine Erfüllung. „Die Vergangenheit hat aus diesen Jungs etwas gemacht. Das kann man nicht so schnell abschütteln“, erklärte Gerhard Struber vor dem Heimspiel seiner Mannschaft gegen Eintracht Braunschweig am Samstagabend (20.30 Uhr/Sky) im Rhein-Energie-Stadion.

Struber hat die Abstiegssaison mit all ihren Schmerzen zwar nicht mitgemacht, doch hat er nicht lange recherchieren müssen, um sich ein Bild der jüngeren Kölner Vergangenheit zu verschaffen. „Wir alle wissen, was die Mannschaft erlebt hat. Das können wir nur mit Erfolgserlebnissen abschütteln“, sagt er und fügt mit einem wissenden Grinsen an: „Siege machens Leben leichter.“ Struber weiß, dass das keine bahnbrechende Erkenntnis ist, „das ist net a Magic Ding“, schiebt er im Klang seiner Salzburger Heimat hinterher. Die Wirkung von Erfolg auf eine Fußballmannschaft ist hinlänglich erforscht. „Dann wird alles selbstverständlicher, und für das Selbstverständnis muss man jetzt viel investieren“, beschreibt Struber, legt sich jedoch fest: „Die Jungs sind drauf und dran.“

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Im Training haben die Kölner zuletzt außerordentlich viele Torabschlüsse geübt, doch Wettkampfspiele seien „ein ganz anderer Turbo“, weiß Struber. Das Pokalspiel in Sandhausen, das die Kölner nach starkem Start, einem rätselhaften Zusammenbruch und einer schließlich souverän geführten Verlängerung noch 3:2 gewannen, soll dem Team helfen, im eigenen Stadion gegen Braunschweig zu bestehen. „Sandhausen war ein Stresstest. Es in der Verlängerung geregelt zu haben, gibt uns Kraft, Zuversicht, Hoffnung“, glaubt Struber.

Braunschweig geht nach zwei Niederlagen und 2:8 Toren aus den ersten beiden Saisonspielen als Tabellen-Letzter in den dritten Spieltag. Zwar nur mit einem Punkt mehr als Köln, jedoch merklich angeschlagen. Im Pokal gelang es den Braunschweigern immerhin, gegen Eintracht Frankfurt eine Halbzeit lang kaum etwas zuzulassen. Dann aber schlug der Bundesligist zu, traf in der zweiten Halbzeit viermal. Der Gegner habe „Spielwitz, richtig Tempo vorn drin und Umschaltpower“, beschreibt Struber. Braunschweig sei „ein Gegner, den wir extrem ernst nehmen. Wir haben aber das Selbstvertrauen, dass es schon in unsere Richtung spricht, wenn wir unsere typischen Themen auf den Platz bringen.“

Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn unsere Jungs zu so vielen Chancen kommen. Deshalb bleibe ich dabei, dass es eine Frage der Zeit ist, bis die jungen Burschen ans Toreschießen kommen. Wir geben ihnen guten Input und glauben daran, dass es sehr bald passieren wird
FC-TrainerGerhard Struber

Die Situation könnte schlechter sein für den Trainer, schließlich gibt sich seine Mannschaft bislang große Mühe, den geforderten Stil umzusetzen. Doch wie schon in der vergangenen Saison ist der Ertrag bislang derart gering, dass der Trainer langsam nach Wegen suchen muss, seine Leute bei Laune zu halten. Die Zuversicht ist gefährdet. In allen drei Pflichtspielen traten die Kölner fragil auf, verloren phasenweise vollständig den Halt. Auch daran haben die Kölner intensiv gearbeitet, sagt ihr Trainer. Man versuche, „Anker herzuholen, um nicht wegzukippen. Daran arbeiten wir, da ist jeder einzelne gefordert.“ Bislang gibt Struber sich gefestigt, Zweifel lässt er nicht zu. Alles eine Frage der Arbeit, des Willens – und der Zeit. Es sei „ein sehr gutes Zeichen, wenn unsere Jungs zu so vielen Chancen kommen. Deshalb bleibe ich dabei, dass es eine Frage der Zeit ist, bis die jungen Burschen ans Toreschießen kommen. Wir geben ihnen guten Input und glauben daran, dass es sehr bald passieren wird.“

Mathias Olesen nach seinem Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung gegen Sandhausen

Mathias Olesen nach seinem Siegtreffer zum 3:2 in der Verlängerung gegen Sandhausen

Beim Pokalspiel in Sandhausen trat Mathias Olesen etwas unverhofft in entscheidender Rolle auf den Plan. Der luxemburgische Nationalspieler spielte 120 Minuten durch und veredelte seine solide Leistung mit dem Tor in der 116. Minute. Zuletzt hatte Olesen, der in der vergangenen Saison Yverdon Sport in die Schweiz ausgeliehen war, im Februar 2020 für Köln getroffen, damals spielte er noch für die U19-Junioren. In Sandhausen vertrat der 23-Jährige den gesperrten Eric Martel (22), der nun in die Startelf zurückkehren wird. Dennoch ist Struber nicht verborgen geblieben, welche Bedeutung Olesens Auftritt gehabt hat. „Es ist wichtig für die Mannschaft, dass wir mit ihm einen weiteren schlagkräftigen Spieler haben“, sagt der Trainer, der sich offenhalten will, wie er seine Mannschaft im Zentrum formiert. Denn je nach Gegner wird Köln mit einem oder zwei defensiven Mittelfeldspielern auflaufen, womöglich auch in Mischformen. Entscheidend für die Kölner wird bleiben, die guten Phasen ihres Spiels zeitlich auszuweiten. „Wir wollen uns stabilisieren und den schnellstmöglichen Weg zurück in die Bundesliga gehen“, sagt Struber.

Köln: Urbig - Thielmann, Hübers, Pauli, Pacarada - Olesen, Martel - Huseinbasic, Maina - Lemperle, Tigges; Braunschweig: Grill - Ivanov, Bicakcic, Nikolaou - Rittmüller, S. Köhler, Di Michele Sanchez - C. J. Conteh, W. Ould-Chikh - Philippe, Gomez; Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg).