Beide FC-Torschützen von der BankSteffen Baumgart wechselt den Sieg ein

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Schaub_Jubel

Kainz, Schaub und Lemperle feiern das 1:0.

Köln – Kaum jemand hätte zu Beginn des Sommers  darauf gesetzt, dass es Louis Schaub sein würde, der den 1. FC Köln im zweiten Heimspiel der Saison in Richtung Sieg schicken würde, doch exakt das war geschehen am Samstag im Rhein-Energie-Stadion. Seit 82 Minuten berannte der FC das Tor des VfL Bochum und war doch noch nicht belohnt worden. Da schnappte sich der gerade eingewechselte Schaub den Ball, passte nach links zu Florian Kainz, der scharf an den Fünfmeterraum flankte und dort wieder Schaub fand, der durchgesprintet war und mit dem ersten Kontakt verwandelte. 1:0, der VfL war besiegt – erst recht, als der wenige Minuten vor Schaub ins Spiel gekommene Tim Lemperle mit seinem ersten Tor als Profifußballer das 2:0 nachlegte. Zwar erzielte Simon Zoller in den letzten Augenblicken der Partie noch den Anschluss. Doch Sieg war komplett – und damit auch der überaus positive Saisonstart der Kölner, die nun mit sechs Punkten aus den ersten drei Partien in die Länderspielpause gehen.

„Es geht um alle“

Zwei Treffer von der Bank also, Steffen Baumgart fühlte sich bestätigt: „Ich betone immer, dass es nicht nur um die erste Elf geht, sondern um alle. Es ist für den einen oder anderen eine Enttäuschung, nicht von Anfang an zu spielen. Dennoch müssen sie alles für das Team geben. Wir müssen erkennen, dass es nicht nur die erste Elf gibt. Sondern dass es alle gibt.“

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Der FC spielt einen körperlich extrem fordernden Stil. Zwar ist die Mannschaft enorm zäh, das harte Trainingsprogramm des Sommers zahlt sich bereits aus. Allerdings hilft es, dass der Trainer in der Schlussphase Energie einwechseln kann, ohne dass der Druck abreißt. „Das ist die Aufgabe der Spieler, die von der Bank kommen“, sagte Schaub, der in der vergangenen Saison nach Luzern ausgeliehen war und dort derart erfolgreich spielte, dass es sogar für eine Berufung in Österreichs EM-Kader gereicht hatte.

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In Köln dagegen galt Schaub vom ersten Tag an als Streichkandidat. Doch nun wurde er in allen vier Pflichtspielen dieser Saison eingewechselt, der Treffer am Samstag bedeutete den vorläufigen Höhepunkt seiner Rückkehr. „Es gibt nichts Schöneres, als hier wieder vor Zuschauern zu spielen“, sagte der 26-Jährige: „Es waren 25 000 da, aber es hat sich angefühlt wie 50 000. Ein geniales Wochenende für uns.“

Auf unterschiedliche Weise sind beide Torschützen umstritten beim 1. FC Köln. Lemperle ist nicht gerade ein Senkrechtstarter beim FC. Erstmals kam er in der Bundesliga zum Einsatz, als sich die Kölner in der Saison 2019/20 gerade vor dem Abstieg gerettet hatten – und dann in Bremen untergingen: Als Lemperle in der 75. Minute den Platz betrat, stand es bereits 1:6, kein allzu dankbares Debüt. Und es wurde nicht besser: Der hochveranlagte Offensivmann durfte in der vergangenen Saison zwar in der ersten Pokalrunde gegen Altglienicke 13 Minuten spielen. Doch in der Bundesliga folgte kein weiterer Einsatz.

Dem gebürtigen Frankfurter läuft am Geißbockheim der Ruf nach, sich seines Talents zeitweise ein wenig zu sicher zu sein. Als er einmal verspätet zum Training erschien und dafür von Markus Gisdol zurechtgewiesen wurde, baute der FC die Sequenz sogar in seine Vereinsdoku ein, was zwar zum Charme der verblüffend authentischen Serie beitrug. Lemperle allerdings nicht besonders gut aussehen ließ.

Große Hoffnungen

Dabei war das Talent des 1,87 Meter großen Angreifers nie umstritten, und weil aus schwierigen Teenagern oft die interessantesten Erwachsenen werden, sind die Hoffnungen nach wie vor groß, dass der Jugend-Nationalspieler schon bald seinen Durchbruch in der Bundesliga erlebt. Dass mit ihm zu rechnen ist, bewies Lemperle schon in der ersten Pokalrunde in Jena: Da wurde er in der 96. Minute eingewechselt – und versenkte wie selbstverständlich den ersten Versuch im Elfmeterschießen.

Steffen Baumgart ist gut darin, Spielern Chancen zu geben, Lemperle ist bei ihm also gut aufgehoben. „Tim hat ja nicht nur das Tor gemacht, sondern viele gute Aktionen gehabt“, sagte der Trainer und schloss den anderen Kölner Torschützen gern ein in sein Lob: „Louis hat hier nicht immer eine leichte Zeit gehabt. Es gab hier den einen oder anderen Abgesang. Schön zu sehen, dass die Jungs doch etwas können.“

Abgesänge aus der Klubführung

Die Abgesänge vor allem auf Schaub waren dabei vor allem in der Kölner Vereinsführung angestimmt worden. Der technisch beschlagene Angreifer sei nicht dynamisch genug, im Zweikampf, so formulierte es einmal ein FC-Verantwortlicher, falle der Österreicher zusammen „wie ein Pappkarton“. Schaub verdient viel Geld, und womöglich sollte der 1. FC Köln weniger Geld für seine Joker ausgeben. Aber einem Profi sein Gehalt vorzuwerfen, ist kein angemessener Umgang. Allerdings erklärt das den grundsätzlichen Willen im Verein, Schaub abzugeben. Für den Spieler selbst stand ein erneuter Wechsel allerdings nie zur Debatte: „Ich wollte unbedingt zurück – und ich habe die Chance bekommen.“