Kingsley Ehizibue über Köln„Jeder ist hier akzeptiert, egal, ob schwarz oder weiß“

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Kingsley Ehizibue auf dem Trainingsplatz

Köln – Für Aktionen wie diese haben ihn die Fans in ihre Herzen geschlossen, doch als Kingsley Ehizibue am Sonntagabend im Augsburger Stadion die rechte Außenbahn hinabsprintete und den Ball ins Zentrum schlug, wo Ismail Jakobs auf Anthony Modeste ablegte, der ins lange Eck vollendete, war da nur der Jubel der Kölner Ersatzbank. Das war schade, denn gerade Ehizibues Hochgeschwindigkeitsläufe haben das Stadion in dieser Saison, die seine erste beim FC ist, immer wieder emotionalisiert.

„Die Spannung, das Adrenalin – ohne Fans ist es ein großer Unterschied. Während des Spiels ist man zwar konzentriert. Aber wenn etwas passiert, wenn man eine Chance hat, ist es ein großer Unterschied“, sagt er.

Samstag gegen Union

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Allerdings kassierten die Kölner in Augsburg noch den späten Ausgleich, daher blieb es bei einem Punkt für den FC, die Rettung ist also verschoben bis frühestens Samstag, wenn die Kölner im Rhein-Energie-Stadion (15.30 Uhr) Union Berlin empfangen. Ehizibue ist zuversichtlich. „Wir haben jetzt 35 Punkte, das ist eine gute Situation. Jetzt liegt die Konzentration auf Union, das Spiel können wir gewinnen, wenn wir spielen wie in der zweiten Hälfte gegen Augsburg“, sagt der 25-Jährige, der im vergangenen Sommer von PEC Zwolle aus der holländischen Liga nach Köln wechselte.

„Das habe ich nicht erwartet“

Ehizibue, genannt Easy, hat sich gut eingelebt. 25 Mal stand er in der Startelf, eine starke Bilanz. „Es ist ein anderes Level, alles ist anders. Wenn ich zurückblicke, bin ich dankbar, dass ich so viele Spiele gemacht habe. Das habe ich nicht erwartet“, sagt der Verteidiger, der in der Hinrunde einen Rekord für den schnellsten je gemessenen Sprint in der Bundesliga aufstellte. Sein Tempo hat ihm enorm geholfen, zumal Ehizibue damit einen Teil seiner Stellungsfehler ausgleichen konnte. Besser richtig gestanden als falsch gelaufen – so lautet eine Kreisligaweisheit, die Ehizibue noch vertiefen muss, will er sich in der Bundesliga weiter etablieren. Doch er arbeitet hart an sich. „Meine Geschwindigkeit ist meine Waffe, ein Geschenk Gottes. An meinen Flanken kann ich allerdings noch eine Menge verbessern. Ich arbeite jeden Tag daran. Aber ich muss geduldig sein, denn ich mag es ja selbst nicht, wenn meine Flanken schlecht sind.“

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Nach der Corona-bedingten Zwangspause haben die Kölner noch keinen Sieg geschafft. Aus den Aussichten, noch einmal die europäischen Plätze anzugreifen, ist eine Rettungsmission im Schleichtempo geworden. Doch Ehizibue sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg. „Zurzeit ist alles anders. Alle spielen im Kampfmodus, alle kämpfen um ihr Leben. Man kann Spiele nicht leicht gewinnen, muss extrem kämpfen“, erklärt er.

Der Geist in der Kölner Mannschaft sei aber intakt, die Leistungen haben sich für den Rechtsverteidiger besser angefühlt als die Resultate. „Wir müssen die Dinge positiv sehen. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Aber wir sind gegen Düsseldorf zurückgekommen, gegen Mainz haben wir gepunktet, in Augsburg auch. In der Hinrunde haben wir viele Punkte nicht geholt, die wir jetzt holen.“

Solidarität mit den Opfern von Rassismus

Der in München geborene Sohn nigerianischer Eltern hat sich zuletzt auch mit den weltweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt befasst, die Bilder sind ihm nahe gegangen. „Wenn ich jemanden sehe, der schlecht behandelt wird, sei es im Fußball oder wo immer, fühlt es sich für mich an, als sei mein eigener Bruder oder meine eigene Schwester, meine Mutter oder mein Vater betroffen. Es schmerzt mich sehr“, sagt er.

„Liebe geben“

Für ihn sei das Thema beileibe nicht neu, „als schwarzer Kerl macht man schon in seiner Kindheit schlechte Erfahrungen. Aber jetzt, wo das Thema so große Beachtung findet, fühlt es jeder.“ Ehizibue hofft auf die Kraft der Gemeinsamkeit. „Ich kann nur versuchen, Liebe zu geben. Wenn das jeder macht, können wir etwas verändern.“

In seiner Kölner Zeit hat er keine schlechten Erfahrungen machen müssen, berichtet er. „Ich glaube, das ist die Stärke dieser Stadt. Jeder ist hier akzeptiert, egal ob Frau oder Mann, schwarz oder weiß. Das fühle ich in Köln – in unserer Mannschaft und draußen in der Stadt. Hier haben die Menschen den Raum, sie selbst sein zu können. Das ist eine Kraft, die ich in dieser Stadt spüre.“