Bayer 04 bangtSaisonziel in Gefahr, Kapitän Lukas Hradecky schlägt Alarm

Lesezeit 4 Minuten
imago1011395624h

Kapitän Lukas Hradecky und Torjäger Patrik Schick

Am Ende eines ernüchternden Osterwochenendes bleibt der Werkself ein Blick auf die Tabelle. Da ist alles noch in Ordnung. Bayer 04 steht hinter Bayern, Dortmund und Leipzig auf Platz vier. Exakt das erklärte Ziel für diese Saison, die aus Leverkusener Sicht einen Makel hat: Sie ist noch nicht zu Ende. In vier Spielen muss dieser vierte Platz, der zum Einzug in die Champions League berechtigt, nach dem 0:1 gegen RB Leipzig verteidigt werden.

Die Gegner heißen Fürth, Frankfurt, Hoffenheim und ganz zum Schluss im großen Heim-Finale SC Freiburg. Der Konkurrent aus Südbaden ist bis auf einen Punkt nahe gekommen und strahlt viel von dem aus, was Leverkusen gerade abhanden zu kommen scheint: Selbstbewusstsein, Mut, Aggressivität und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Für alles, was am Ostersonntag im Spiel gegen die aktuell erfolgreichste deutsche Mannschaft geschah, gab es eine Erklärung. In Abwesenheit offensiver Schnelligkeit und Kreativität, die sich derzeit fast geschlossen humpelnd in der Reha befindet, wollte Trainer Gerardo Seoane einem durch zwei Pokalwettbewerbe abgelenkten Gegner das Toreschießen schwermachen. Die Konsequenz, mit der er dieses Vorhaben in der Aufstellung dokumentierte, war verblüffend. Es rollte eine Verteidigungswand bestehend aus einer Fünferkette und drei defensiven Mittelfeldspielern auf den Platz, vor der Moussa Diaby und Patrik Schick als Sturm-Pioniere ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen sollten.

Weil Leipzigs Trainer Domenico Tedesco („Die Leverkusener Aufstellung hat uns überrascht“) gegenüber dem Europa-League-Sieg in Bergamo eine auf sieben Positionen veränderte Auswahl ins Spiel schickte, ergab sich ein 45-minütiges Abtasten, das sich offensiv am Rande der Ereignislosigkeit bewegte. Leipzig erlebte erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte eine erste Halbzeit ohne eigenen Torschuss. Als Trainer Seoane nach dem Spiel erklärte, er habe auch gute Dinge gesehen, meinte er die defensive Disziplin seines geschwächten Teams in dieser Phase.

Die Statik dieses fußballerischen Schachspiels änderte sich, als Tedesco nach und nach seine Top-Spieler Christopher Nkunku (46. Minute), Dani Olmo und Konrad Laimer (beide 58.) aufs Feld schickte. Das Bayer-Bollwerk bekam Risse. Schon vor dem Tor hatten die Sachsen zwei riesige Chancen durch Orban und Mukiele, doch der eine traf nur den Pfosten, der andere schoss am Tor vorbei.

Und dann beging der nach den Verletzungen von Jeremie Frimpong und Timothy Fosu-Mensah in die Rolle des rechten Verteidigers geratene Zentral-Abwehrspieler Odilon Kossounou den entscheidenden Fehler. Ein Pass in die Mitte missriet, Adams schnappte sich den Ball und leitete ihn weiter auf Nkunku, der locker auf die ungeordnete Defensive zulief und den richtigen Raum erspähte. Hier tauchte Dominik Szoboszlai auf und erzielte mit dem zweiten Ballkontakt in der 70. Minute das 1:0. Tah fälschte das Spielgerät beim Rettungsversuch leicht ab. Hradeckys harte Kritik

Bayer 04 gelang es nicht, nach dem Rückstand einen offensiven Ansatz für dieses Spiel zu finden, obwohl Trainer Seoane einen nominellen Angreifer nach dem anderen ins Getümmel warf. Keiner davon fand eine Bindung zu dieser entgleitenden Partie. Leipzig verteidigte das Ergebnis mit dem Selbstbewusstsein eines Teams zu Ende, das 13 Partien nicht verloren hatte.

"Ohne Tore kommst du nicht in die Champions League"

Die Statistik erzählt die Geschichte von zwölf Leverkusener Torschüssen im Vergleich zu vieren von Leipzig. Dass darunter maximal zwei richtige, echte Tormöglichkeiten waren, erzählt sie nicht. Die Sachsen gewannen diese Partie verdient, weil sie mit allen gesunden Top-Stars an Bord den besseren Kader und die um eine Klasse bessere Form haben. Zwischen zwei extrem wichtigen Pokalspielen konnten sie es sich erlauben, genau so viel zu tun, wie für diesen Sieg beim direkten Konkurrenten nötig war.

Gerardo Seoane räumte ein, dass seine Mannschaft im Umschaltspiel und bei Ballbesitz Schwächen gezeigt habe und versprach mehr Offensive im nächsten Spiel beim Schlusslicht Fürth. Er vermied aber Fundamentalkritik, wie sie sein Kapitän Lukas Hradecky übte. „Ohne Tore zu schießen, kommst du nicht in die Champions League, vier Mal 0:0 wird nicht reichen“, sagte der Finne nach dem zweiten torlosen Spiel in Folge und präzisierte: „Jeder muss sich selbst fragen. Wollen wir Champions League spielen? Es darf keine Ausreden mehr geben.“