Bayer gegen BetisRobert Andrich will mit Aggressivität aus der Krise

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Bayer Andrich

Robert Andrich (rechts) nach seinem 1:1 im Hinspiel

Leverkusen – Vor zwei Wochen hatte Robert Andrich in Sevilla den ersten großen internationalen Moment seiner Karriere. Der 27-Jährige erzielte in der 82. Minute des Hinspiels bei Real Betis durch einen abgefälschten Schuss den Ausgleich zum 1:1 und rettete Bayer 04 Leverkusen die Tabellenführung der Europa-League-Gruppe G. Das war einer der wenigen Erfolgsmomente in letzter Zeit. Drei Niederlagen und zwei Unentschieden haben die Werkself nach einem starken Saisonstart viel Unbekümmertheit gekostet und das Saisonziel DFB-Pokal obendrein. Im Rückspiel gegen Real Betis will die Werkself die Spitzenposition in ihrer Gruppe verteidigen, aber das wird ihr kaum gelingen, wenn sie nicht die Widerstände überwindet, von denen Trainer Gerardo Seoane dieser Tage so oft spricht.

An erster Stelle ist das die Verletzungsmisere wichtiger Spieler. Nach Torjäger Patrik Schick, der mit einer Sprunggelenksblessur noch mindestens bis zur Länderspielpause Mitte des Monats ausfällt, hat auch dessen Stellvertreter Lucas Alario gesundheitliche Schwierigkeiten bekommen. Ihn plagen Wadenschmerzen, die mit einer Knieproblematik in Zusammenhang stehen. Das Abschlusstraining hat der Argentinier individuell absolviert. „Er ist fraglich“, sagt Gerardo Seoane. Sollte der Argentinier ausfallen, müsste Bayer 04 ohne klassischen Mittelstürmer antreten. Die Lösung mit dem 16-Jährigen Iker Bravo, wie beim Pokal-Aus gegen Karlsruhe versucht, kommt nicht in Frage, da der Spanier nicht auf der Meldeliste für die Europa League steht.

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Für Phasen wie diese, in denen Charakter und Mentalität die bloße technische Klasse schlägt, ist Robert Andrich entgegen des klassischen Bayer-04-Beuteschemas von Union Berlin verpflichtet worden. Der Mittelfeldspieler weiß das und sagt deshalb: „Ich werde versuchen, wie es meine Art ist, die Mannschaft mit meiner Aggressivität und Leidenschaft in die richtige Richtung mitzunehmen.“ Geschlossenheit wird gegen das erfahrene, ausgebuffte Team aus Andalusien wichtiger sein als bloßer Fußball-Zauber, mit dem das Bubi-Team von Bayer 04 die Liga wochenlang beeindruckt hat, bis die Niederlage gegen Bayern (1:5) und die Chancenverschwendung gegen Köln (2:2) und Karlsruhe (1:2) zu einem Bruch führten.

Gerardo Seoane hat mit solchen Phasen gerechnet: „Ich bin nicht in die Bundesliga gewechselt im Glauben, dass es keine Widerstände geben wird. Sie gehören zu unserem Job und müssen überwunden werden.“ Als Trainer will er Wahrheiten sehen, die hinter dem Ergebnis verschwinden. Die Disziplin in der ersten Halbzeit gegen Wolfsburg hat ihm gut gefallen. Auf der Basis einer Dreier-Innenverteidigung hat das Team einem physisch starken Gegner kaum Chancen gegeben. Vor dem Hintergrund der Verletzungsprobleme, die sich durch den Ausfall des Linksverteidigers Mitchel Bakker weiter vergrößert haben, ist mit einer Wiederholung dieser taktischen Variante zu rechnen. „Wir wollen unsere Position in der Gruppe verteidigen“, sagt Seoane.

Das erfordert zumindest ein Unentschieden. Die Außenseiter Celtic Glasgow und Ferencvaros Budapest kommen für den Gruppensieg eher nicht in Frage. Bayer 04 will Platz eins ins Ziel bringen, weil nur er das Direktticket ins Europa-League-Achtelfinale garantiert. Der Gruppenzweite muss sich durch eine komplizierte Zwischenrunde quälen.

Zwar wird vor einer erwarteten Kulisse von 14 000 Zuschauern in der Bay-Arena der ganz große Europapokalglanz nicht aufkommen, aber Spieler und Trainer ist das egal. „Internationale Spiele sind immer etwas Besonderes“, sagt Robert Andrich. Und sein Trainer Seoane erklärt: „Wir freuen uns auf jedes Spiel. Wir alle hier sind Wettkampftypen. Dafür leben wir.“