Köln – Europas Shootingstar steht bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag. Vor einem Jahr hätte man bei dieser Schlagzeile noch an Kai Havertz gedacht, zuletzt vielleicht an Florian Wirtz. Doch es ist Patrik Schick, der bei der EM mit Tschechien für Furore und beim Werksklub für gute Laune sorgt.

Als Kopf und Vollstrecker einer taktisch wie kämpferisch herausragenden Mannschaft hat Schick großen Anteil am Einzug der Tschechen ins Viertelfinale. Das 2:0 gegen die Niederlande war die erste wirkliche Überraschung des Turniers, der Leverkusener hatte den wegweisenden Platzverweis gegen Matthijs de Ligt provoziert und selbst nach grandiosem Spielzug zum Endstand getroffen. Schon Schicks Einstand ins Turnier – sein 50-Meter-Wundertor gegen die Schotten – war spektakulär. Nun träumen die Tschechen dank des 25-Jährigen von einem ähnlichen Lauf wie 1996, der sie im Geburtsjahr Schicks bis ins Finale führte.

Absehbar war das Durchstarten des Pragers nach der abgelaufenen Bundesliga-Saison allerdings nicht. Zweifel an seinen herausragenden Anlagen wie seinem feinen linken Fuß, dem starken Kopfballspiel oder der wunderbaren Technik hatte es bei Bayer 04 zwar keine gegeben. Wohl aber an Schicks körperlichem Zustand. Ein Muskelfaserriss hatte den 26,5-Millionen-Euro-Zugang nach einem vielversprechenden Start außer Gefecht gesetzt. Es folgte eine Saison des Stürmers analog zu der von Bayer 04: einige Höhen, viele Tiefen. Neun Bundesliga-Tore erzielte der Tscheche für die Werkself, einen unumstrittenen Stammplatz hatte Schick nicht – auch weil er bis weit in die Rückrunde hinein nie richtig fit wirkte. So blieb der Eindruck von einem fragilen Komplettpaket eines Stürmers, das in Leverkusen nicht recht funktionieren wollte.

Bei der Nationalmannschaft beweist Schick nun, warum Italien-Experte Rudi Völler den Tschechen unbedingt von der AS Rom verpflichten wollte und warum die Hauptstädter einst 42 Millionen Euro Ablöse an Sampdoria Genua zahlten. Für Bayer 04 ist es zudem ein Anschauungsunterricht, wie Schick am besten funktioniert. Während die Position des Mittelstürmers in der jüngeren Leverkusener Vergangenheit meist nur Mittel zu dem Zweck war, die über die schnellen Außen oder kreativen Regisseure nach vorne beförderten Bälle über die Linie zu drücken, hat die tschechische Auswahl ihr defensiver ausgelegtes Spiel komplett auf Schick ausgerichtet. Entweder als robusten Zielspieler oder als technisch starken Teil der Kombination.

So soll Schick auch am Samstag in Baku gegen die Dänen für den Unterschied und in Leverkusen für Vorfreude sorgen – auf die kommende Bundesliga-Saison mit einem der aufregendsten Stürmer Europas.