TikTok-Tanz und KritikWas Granit Xhaka von Victor Boniface bei Bayer 04 in Zukunft erwartet

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Leverkusens Victor Boniface tanzt an der Eckfahne nach dem 4:1 bei der TSG Hoffenheim.

Leverkusens Victor Boniface tanzt an der Eckfahne nach dem 4:1 bei der TSG Hoffenheim.

Mit einem TikTok-Tanz feiert Victor Boniface den Erfolg von Bayer 04 Leverkusen bei der TSG Hoffenheim. Granit Xhaka und Trainer Xabi Alonso fordern weitere Verbesserungen.

Victor Boniface hat gerade das 2:0 für Bayer 04 Leverkusen bei der TSG Hoffenheim erzielt, als er sich vor der Gästekurve die Hose einige Zentimeter herunterzieht. Der Nigerianer tanzt in seiner weißen Radlerhose vor dem Gästeblock. Ein irritierender Jubel, den Boniface nach seinem Treffer zum 4:1 – diesmal Richtung Hoffenheimer Anhänger – wiederholt. Nach der Partie erklärt er, es sei keine Provokation gewesen: „Es ist ein TikTok-Tanz von einem nigerianischen Influencer. Ich habe es ihm versprochen. Es ist der Beginn eines Tanzes.“

Ließ sich über den guten Geschmack beim Torjubel noch streiten, waren sich bei der Ernennung des Stürmers zum Spieler des Spiels alle einig. Zwei Tore, ein Assist zum wichtigen 1:0 – da bleibt im Normalfall wenig Anlass zu Kritik. Doch trotz des guten Auftritts sprach Teamkollege Granit Xhaka aus, was die meisten Beobachter dachten. „Wir wissen ja, wie wichtig Boni für uns ist. Man sieht, dass er hungrig ist, die Bälle wieder hält, wieder in den Rhythmus kommt“, sagte der Schweizer und fügte an: „Er ist noch jung. Er weiß, was er gut gemacht hat heute, aber insgesamt muss er vier Tore machen. Dann sind wir ein bisschen glücklicher.“

Vielleicht hätten es sogar fünf Treffer sein können. Einen Kopfball setzte er aus guter Position über das Gehäuse, zwei Mal rettete Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann. Xhakas Mäkeln auf hohem Niveau passte dabei zum Tenor in der Spielanalyse von Trainer Xabi Alonso. „Ich bin zufrieden mit der Leistung und natürlich mit dem Ergebnis“, sagte der Spanier. „Es war wichtig nach der Niederlage gegen Leipzig. Wir sind auf dem richtigen Weg, wir müssen uns aber noch verbessern. Heute war es okay.“

Keine Entspannung unter Xabi Alonso

,Okay' ist ein bemerkenswertes Prädikat nach einem 4:1-Auswärtssieg. Was Alonso zu dieser Bewertung bewegte, waren die Phasen im Spiel, in denen seine Mannschaft – mit und ohne Ball – nicht mehr die Überlegenheit ausstrahlte, die sie über weite Strecken auf den Platz brachte. „Es ist wichtig, dass wir in jedem Moment die gleiche Mentalität haben, die richtigen Dinge tun“, betonte Alonso. „Wenn wir entspannen, uns nur ein bisschen entspannen, fällt unser Niveau drastisch ab. Es muss uns egal sein, welcher Spielstand es ist. Wir müssen zu jeder Sekunde Vollgas geben. Das muss unser Mindset sein.“

In dieser Hinsicht waren besonders die letzten Minuten vor der Halbzeitpause kritikwürdig. Leverkusen hatte seine Dominanz zuvor durch schön herausgespielte Tore von Martin Terrier und Boniface in eine 2:0-Führung umgemünzt. Bei den ersten beiden Ligaspielen hatte die Werkself beide Male ein 2:0 verspielt. In Gladbach ging es beim 3:2 dennoch gut, gegen Leipzig beim 2:3 nicht mehr.

In Hoffenheim war es kurz davor, dass es mit einem 2:2 in die Pause geht. Nach dem Anschlusstreffer von Mergim Berisha drückten die Hausherren auf den Ausgleich. „Es war ein wichtiger Test für uns, ein guter Test für unsere Mentalität. Wir müssen es aber noch besser machen, da haben wir wieder zu passiv verteidigt“, sagte Alonso. Xhaka ergänzte: „Es waren fünf bis acht Minuten, da heben wir wieder ein bisschen gezittert. Was wir ändern müssen, ist diese hundertprozentige Chance von Boni kurz vor der Halbzeit – die müssen wir nutzen und das Spiel schon früher zumachen.“

Das machte Bayer dann nach der Halbzeitpause. In sehr souveräner Art und Weise – angeführt vom Offensivtrio Boniface, Terrier und Florian Wirtz, der seine gute Leistung mit dem Elfmetertor zum 3:1 krönte – nahm der Meister die drei Punkte mit. Am Donnerstag wartet nun der erste Auftritt in der reformierten Champions League mit dem Auswärtsspiel bei Feyenoord Rotterdam (18.45 Uhr, Dazn). „Wir freuen uns auf einen Gegner, der uns nichts schenken wird“, sagte Xhaka. „Es wird sicher eine unglaubliche Atmosphäre im Stadion sein. Ich habe noch nie bei Feyenoord gespielt, aber man hört natürlich von Freunden, die da gespielt haben, dass die Atmosphäre brutal sein soll.“