TopspielWie Leverkusen Weltfußballer Lewandowski und die Bayern stoppen will

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Robert Lewandowski mit der Weltfußballer-Trophäe

Leverkusen – Die menschenleere BayArena wird am Samstagabend der prominenteste Ort des Weltfußballs sein. Der Bundesliga-Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen trifft dort auf den mit Titeln behängten Champions-League-Sieger FC Bayern München, der seit Donnerstag den offiziell besten Spieler des Planeten in seinen Reihen hat. Die Wahl des Torjägers Robert Lewandowski zum Weltfußballer 2020 nach über einem Jahrzehnt der nur von Luca Modric 2018 durchbrochenen Dominanz von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi hat in der Branche ungeteilte Zustimmung gefunden. Die erneute Benennung des erstaunlichen Manuel Neuer zum besten Torhüter ebenfalls.

Dass die abstimmungsberechtigten Gremien Bayern-Trainer Hansi Flick die höchste Weihe verwehrten und stattdessen wie im Jahr zuvor Jürgen Klopp vom FC Liverpool auszeichneten, war sogar dem Sieger („Hansi hätte es verdient gehabt“) ein wenig peinlich. Flick, der in einem Jahr fünf Titel gewann, bekannte sich zu leiser Enttäuschung.

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Das Tagesgeschäft lässt allerdings keine Zeit für Sentimentalitäten. Der FC Bayern muss in der Bundesliga erst einmal die Spitzenposition zurück gewinnen, die nach einer erstaunlichen Siegesserie Bayer 04 eingenommen hat. Das 4:0 beim 1. FC Köln hat die Branche beeindruckt. „Wie sie spielen, ist kein Zufall“, sagte Robert Lewandowski über die Leverkusener, denen in den letzten elf Pflichtspielen zehn Siege gelangen. Verantwortlich dafür ist Peter Bosz, unter dessen Führung sich ein durch viele Verletzungen dezimierter Kader in drei Wettbewerben auf das höchste Niveau gespielt hat. Dass die ganze Welt jetzt auf das Duell seiner Mannschaft mit den Bayern blickt, ist für den Trainer kein Stress: „Im Gegenteil: Das ist pure Energie. Schließlich sind wir alle irgendwann einmal Fußballer geworden, um Teil eines solchen Spiels zu sein.“ Die Tabellenführung sieht der Niederländer pragmatisch als temporäre Rückmeldung eines gelingenden Plans. „Wenn wir am Jahresende an der Spitze wären, würde das vor allem bedeuten, dass wir gegen die Bayern gewonnen, unter Umständen Unentschieden gespielt hätten“, sagte er am Freitag, „aber wir haben jetzt den 13. Spieltag. Danach Erster zu sein, wäre schön. Aber wichtiger wäre es, ganz am Ende Erster zu sein.“ 

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Bayer-Trainer Peter Bosz im Kreise seiner Spieler.

Das wird allerdings nur gelingen, wenn seine Mannschaft Wege findet, die Bayern in entscheidenden Spielen zu schlagen. Im Frühsommer 2020 hat das sowohl in der Liga als auch im DFB-Pokalfinale nicht funktioniert. Beide Vergleiche gingen 2:4 verloren. Beide zurecht. Bosz sieht Anzeichen dafür, dass es jetzt anders sein könnte: „Bayern ist und bleibt eine Top-Mannschaft, aber sie sind nicht mehr so dominant wie in der letzten Saison, als alles wie von selber lief.“

Die große Stärke der Werkself ist es aktuell, die Ausfälle für unersetzlich gehaltener Spieler im Drei-Tages-Rhythmus aufzufangen. Sie wird das auch am Samstag im Top-Spiel wieder tun müssen. Die Hoffnungen auf eine Rückkehr von Rechtsverteidiger Lars Bender (muskuläre Probleme) haben sich zerschlagen. Vermutlich wird der gegen Köln nicht nur wegen seines Tores zum 1:0 erstaunlich starke Mitchell Weiser die Position des Ex-Kapitäns wieder übernehmen. Die Bayern hoffen auf die Rückkehr von Leon Goretzka (Muskelprobleme). Ein Comeback des problemlos ins Training eingestiegenen Anführers Joshua Kimmich wird es vermutlich noch nicht geben. „Wir müssen da Fingerspitzengefühl haben, seine Karriere soll noch lange dauern“, sagt Hansi Flick.

Die beiden Spitzenteams der Liga werden am Samstagabend im Gegensatz zum Rest bereits in die Mini-Winterpause gehen können. Bayer 04 hatte sich unter der Führung von Klubchef Fernando Carro vor dem DFB-Bundesgericht dasselbe Recht wie Bayern München erstritten: Das für 22./23. Dezember angesetzte Pokalspiel der zweiten Runde wegen der immensen Pokal-Belastungen im Sommer im Januar austragen zu dürfen. Die Verbandsspitze hatte das Bayer 04 zunächst nicht gestatten wollen. Jetzt aber können beide Mannschaften alles in dieses Spitzenspiel investieren und danach rund zehn Tage Pause machen. Klubchef Carro lässt keinen Zweifel daran, auf welcher Position er das gern tun würde: „Unser Ziel ist ganz klar, das Spiel zu gewinnen. Kein Unentschieden. Das Ziel ist ganz klar, dieses Spiel zu gewinnen.“