Iranischer TorjägerWie Bayer 04 mit Sardar Azmoun plant

Lesezeit 3 Minuten
imago1007731199h

Torjäger Sardar Azmoun

Leverkusen – Am Donnerstagmittag gibt es nach einem zweijährigen Anbändeln zwischen Bayer 04 Leverkusen und Sardar Azmoun das erste Treffen auf heimischem Boden. Der iranische Stürmer wird nach der geglückten Überwindung aller bürokratischen Hürden mit gültigem Visum in einer Maschine aus Teheran erwartet. Der 27-Jährige wird zwar kaum über eine gute Wettkampf-Fitness verfügen und Leverkusen eher mittel- als kurzfristig weiterhelfen, ist aber erklärter Wunschspieler von Bayer 04 und Simon Rolfes.

Schon seit zwei Jahren mit Azmoun in Kontakt

Der Sportdirektor hatte sich knapp zwei Jahre für eine Verpflichtung Azmouns eingesetzt. Und auch der Spieler sei von der Idee eines Wechsels schon länger angetan gewesen, berichtete Rolfes am Mittwoch. Im Sommer 2021 hatte Zenit St. Petersburg aber noch eine deutlich zweistellige Millionensumme für Azmoun gefordert. Weil der Torjäger nur noch zwölf Monate Vertragslaufzeit hatte, entschied sich Bayer 04, zu warten.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Vor knapp zwei Wochen wurde Kaderplaner Tim Steidten, Rolfes‘ wichtigster Mitarbeiter, nach Dubai geschickt, wo St. Petersburg ein Trainingslager absolvierte. Dort verhandelte er die Einzelheiten mit Azmoun für einen ablösefreien Wechsel im Sommer 2022 – so weit, so gut, so günstig für Bayer 04. Doch der Iraner mochte nicht länger für den russischen Spitzenklub auflaufen. Es traf sich gut, dass Zenit in Yuri Alberto schon einen Nachfolger für Azmoun an der Hand hatte, der sofort verpflichtet werden konnte. „Dann hatten sie Interesse, Sardar vorzeitig abzugeben“, berichtete Rolfes. Zwischen zwei und drei Millionen Euro Ablöse soll Bayer 04 für sechs zusätzliche Monate mit dem Angreifer gezahlt haben. Sein Vertrag in Leverkusen läuft bis 2027.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bis Azmoun dem Werksklub tatsächlich weiterhelfen kann, dürfe aber noch einige Zeit verstreichen. Sein körperlicher Zustand ist nach Blessuren und einer Corona-Infektion ein kleines Rätsel, das erst nach eingehenden Untersuchungen am Freitag gelöst werden kann. Eine Nominierung für den Kader des Spiels bei Borussia Dortmund (Sonntag/15.30 Uhr) schloss Rolfes mehr oder weniger aus. „Es ist schwer, eine Prognose abzugeben. Wir werden erst festlegen, wie wir ihn aufbauen und an die Mannschaft heranführen“, kündigte Rolfes an. „Er muss sich an die Physis in der Bundesliga gewöhnen.“

Azmoun braucht einige Zeit zur Eingewöhnung

Zweifel an der Sinnhaftigkeit des vorgezogenen Wechselns hat der Sportdirektor nicht. „Gerade für einen Stürmer ist es gut, wenn er etwas mehr Zeit bei der Integration hat“, sagte Rolfes. „Wir haben das bei Patrik Schick und Moussa Diaby gesehen. Sie haben beide etwas Anlauf benötigt.“ Für die späte Phase der Saison, wenn es in der Bundesliga und im Europapokal in Richtung der Entscheidungen geht, setzt Rolfes aber auf Azmoun – immerhin ein Volksheld in seiner Heimat Iran. „Mit den vielen englischen Wochen wird er sicher eine große Unterstützung und ein Mehrwert.“

20210718_JS_Trainingslager_Tag3_0305

Sportdirektor Simon Rolfes

Noch einmal betonte Rolfes, dass Azmoun nicht als Ersatz für den von vielen Topklubs umworbenen Torgaranten Schick ist. Die Neuverpflichtung könnte vielmehr auch gut an der Seite oder hinter dem Tschechen spielen. Auch Lucas Alario würde weiter Einsatzchancen erhalten. Den Argentinier, der im Winter nicht wechseln durfte, Bayer 04 im Sommer aber aller Voraussicht nach verlassen wird, könne der noch größere Konkurrenzkampf zusätzlich motivieren, formulierte Rolfes seine Hoffnung. Einen Durchhänger würde der Werksklub auch nicht akzeptieren „Ich erwarte von jedem Spieler, dass er sich dem Konkurrenzkampf stellt“, sagte der Sportdirektor.

Frust von einem der nun drei Stürmern mit Startelf-Ambitionen über zu wenig Einsatzzeit sieht Rolfes ohnehin gelassen entgegen: „Dieses Problem habe ich sehr gerne. Das hatten wir vor zwei oder drei Jahren noch nicht. Für mich spricht es für eine Entwicklung von Mannschaft, Kader und Spielern.“