EM-ViertelfinaleNiederlande gewinnen mit 2:1 gegen die Türkei und sind im Halbfinale

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Die Spieler von den Niederlanden in ihren orangen Trikots tummeln sich umeinander, und umarmen sich bei ihrem Jubel über das 2:1 gegen die Türkei.

Mit 2:1 gegen die Türkei ziehen die Niederlande bei der Fußball-EM ins Halbfinale ein.

Das erste Tor schoss Stefan de Vrij für seine Mannschaft und schaffte so den Ausgleich. 

Die Niederlande haben im EM-Viertelfinale gegen die Türkei mit 2:1 gewonnen. Den Ausschlag gab ein Eigentor der Türken in der 76. Minute.

Kurz vor Beginn des Spiels der Niederlande gegen die Türkei am Samstag stand fest: Wer das Viertelfinale gewinnt, wird der Halbfinalgegner der Engländer. Sie setzten sich nach einem nervenaufreibenden Spielverlauf, der nach der Verlängerung mit 1:1 endete, im Elfmeterschießen gegen die Türkei durch.

Das erste Tor in der Partie fiel in der 35. Minute. Der türkische Nationalspieler Samet Akaydin schoss die Türkei zum 1:0 gegen Oranje. Schon kurz nach der Anfangsphase zeigten sich die Türken als deutliche aktivere Mannschaft und setzten sich immer wieder im Sechzehner-Raum der Niederländer fest.

Niederlande kommen durch türkisches Eigentor zum 2:1

Der Abwehrspieler Stefan de Vrij schoss in der 70. Minute das Ausgleichstor für die niederländische Mannschaft. Der Eckstoß führte zum 1:1.  Stürmer Depay flankte präzise in die Mitte. Dort wartete de Vrij und kam frei zu einem Kopfball, den er im rechten Eck versenkte. Zum Ende der zweiten Halbzeit bewegte sich das Spiel somit in Richtung einer möglichen Verlängerung.

Nur wenige Minuten später fiel jedoch schon das nächste Tor für die Niederländer – allerdings durch ein Eigentor der Türken. Mert Müldür wollte seinem Gegenspieler Gakpo den Fuß wegziehen und bugsierte den Ball dabei ins eigene Tor. In der 76. Minute stand es damit 2:1 für die Niederlande. Das änderte sich bis zum Abpfiff nach der 97. Minute nicht mehr. Die Türkei kam noch zu einigen Chancen, konnten den Ball jedoch nicht mehr ins Tor bringen.

Viertelfinale wird von Wolfsgruß-Debatte überschattet

Überschattet wurde das Spiel der Türkei gegen die Niederlande am Samstagnachmittag und frühen Abend unter anderem vom Wirbel um den Wolfsgruß des Spielers Merih Demiral. Der türkische Nationalspieler hatte im Achtelfinale nach einem Tor den sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Das Handzeichen wird als Bekenntnis zu den faschistischen „Grauen Wölfen“ gesehen und sei laut der früheren SPD-Abgeordneten Lale Akgün mit dem Hitlergruß vergleichbar. Merih Demiral wurde von der Uefa nach seinem Wolfsgruß für zwei Spiele gesperrt.

Zahlreiche türkische Fans haben auch vor dem EM-Viertelfinale ihrer Mannschaft gegen die Niederlande im Berliner Olympiastadion den sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Während der Nationalhymne war die umstrittene Geste am Samstagabend vermehrt auf den Tribünen zu sehen. Ultras hatten nach der politisch aufgeladenen Diskussion um den türkischen Nationalspieler Merih Demiral im Vorfeld dazu aufgerufen. Grundsätzlich soll die Stimmung unter den Fußball-Fans jedoch friedlich gewesen sein. 

Polizei in Berlin unterbricht Fanmarsch der Türken

Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung unter Erdogan ist.

In Berlin unterbrachen Polizisten den türkischen Fanmarsch, weil fortlaufend der Wolfsgruß gezeigt wurde. Das teilte die Polizei wenige Stunden vor dem Anpfiff auf der Plattform X mit. 

Die türkischen Fans würden per Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, sich individuell zum Stadion zu bewegen, sofern sie ein Ticket für das Spiel hätten, hieß es weiter.

Bereits rund eine Stunde zuvor hatten die Beamten den Fanmarsch ein erstes Mal unterbrochen und an die türkischen Fans appelliert, das Zeigen der Geste zu unterlassen. Ein Fanmarsch sei „keine Plattform für politische Botschaften“, schrieb die Polizei.

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist nach Berlin gereist, um seinem Team den Rücken zu stärken. Erdogan war erst kurz vor Anpfiff in der Hauptstadt gelandet und sollte unmittelbar nach dem Spiel wieder zurückfliegen. Für den Kurzbesuch hatte er extra seine geplante Reise nach Aserbaidschan abgesagt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfahren hatte.

Erdogan-Besuch hat laut Teammanager Altintop nichts mit Wolfsgruß-Debatte zu tun

Laut Teammanager Hamit Altintop hat der Besuch allerdings nichts mit der Wolfsgruß-Debatte zu tun. „Das war schon vorher abgesprochen, dass unser Staatschef zu diesem Spiel kommen wollte. Das hat mit dem Vorfall oder der Entscheidung der UEFA gar nichts zu tun“, sagte der ehemalige Bundesligaprofi bei MagentaTV. Erdogan hält die Kritik an der Wolfsgruß-Geste des türkischen Nationalspielers offenbar für übertrieben. Der Spieler habe lediglich seine „Begeisterung“ gezeigt, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Weder die Organisation „Graue Wölfe“ noch der Gruß sind in Deutschland verboten. Die „Grauen Wölfe“ stehen allerdings unter der Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz. (at mit dpa/sid)