Begehrte GebrauchtwagenWelche Fahrzeuge jetzt besonders billig zu haben sind

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  • In der Corona-Krise entwickelte sich der Markt für Gebrauchtwagen deutlich positiver als der Rest des Automarktes.
  • Die Gebrauchten sind dabei aktuell ungewöhnlich billig - was auch mit den starken Rabatten auf Neuwagen zu tun hat.

Köln – Corona und die Folgen haben den Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland auf den Kopf gestellt. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im Juli 747.800 Besitzumschreibungen registriert, das sind 17,1 Prozent mehr als im Juni 2020 und 13,3 Prozent mehr als noch im Juli 2019.

In den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres lag der Gebrauchtwagenmarkt 7,6 Prozent über den aktuell kumulierten Zahlen von 3,9 Millionen Einheiten, aber verglichen mit den fehlenden 30,1 Prozent bei den Neuzulassungen hat sich der Markt für Alt-Fahrzeuge stark positiv entwickelt. Für das Gesamtjahr prognostiziert der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) nun im Vergleich zu 2019 einen Rückgang von 7,6 Prozent oder rund 550.000 Einheiten auf etwa 6,6 Millionen Pkw-Besitzumschreibungen.

Geringe Margen

Wie ist das zu erklären angesichts der Unsicherheiten in der Corona-Krise? „Der Gebrauchtwagenmarkt war vor allem in den ersten Monaten der Pandemie stark unter Druck“, sagt Martin Endlein von der Deutschen Automobil Treuhand (DAT), die sich umfassend mit dem Gebrauchtwagenmarkt auseinandersetzt. Das Phänomen ist nicht trivial. „Nach dem Shutdown kamen aus den Werken besonders viele Neuwagen zu den Händlern, die wurden stark rabattiert“, sagt Endlein. Entsprechend wurden sie verglichen mit jungen Gebrauchtwagen konkurrenzfähig. Daher hätten viele Händler auch die Preise für die gebrauchten, die seit Monaten auf dem Hof standen, nach unten reduziert. Das war auch notwendig, denn die durchschnittliche Zeit, die ein Gebrauchter beim Händler steht, stieg während Corona von den normalen 85 bis 95 Tagen auf 105 Tage im Mai 2020.

Doch die Margen und Umsatzrenditen im Gebrauchtwagenhandel sind mit 1,3 Prozent verschwindend gering, sagt Endlein. Entsprechend versuchen die Händler mit Garantie-Leistungen oder Reifen als Gratiszugabe die Kunden zu den Gebrauchten zu locken. Auch die Prämie des Bundes von bis zu 6000 Euro für neue Elektro-Fahrzeuge drückte die Preise von gebrauchten Stromern ebenso wie von Verbrennern. Wer zurzeit auf ein Nischenprodukt setzt, kann echte Schnäppchen machen. Die deutlichsten Preisnachlässe gibt es bei Fahrzeugen mit mehr als 100.000 Kilometer Laufleistung. Die gehören oft noch lange nicht zum alten Eisen. Besonders dreijährige Leasingrückläufer sind oft sehr gut gepflegt und machen den Eindruck wie so mancher Neu- oder Jahreswagen. Allerdings haben diese Fahrzeuge oft zwischen 50 und 60 Prozent ihres Neuwagenwertes eingebüßt.

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Allerdings gibt es enorme Unterschiede je nach Modell und Motorisierung. Grundsätzlich gilt: Was neu gefragt ist, ist auch bei den Alt-Fahrzeugen begehrt. „SUV sind das am stärksten gefragte Segment“, sagt der DAT-Experte. Sie haben große und mittlere Kombis sowohl als Familienfahrzeuge als auch als Firmenwagen deutlich hinter sich gelassen. Auch gebrauchte Vans sind begehrt und teuer, da sie von vielen auch als Freizeitmobil mit Übernachtungsmöglichkeit genutzt würden, sagt Endlein.

Lange Lieferzeiten

Angetrieben wurde der Verkauf von Gebrauchten aber nicht nur durch die gefallenen Preise. „Bei Neuwagen gibt es oft lange Lieferzeiten, die Gebrauchten stehen auf dem Hof und sind praktisch sofort verfügbar“, sagt Endlein.

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Ist jetzt also die Zeit für Schnäppchenjäger? Dazu muss man in der Nische suchen und die eigenen Bedürfnisse genau analysieren. So gibt es wegen der Unsicherheit durch drohende Fahrverbote in Innenstädten zum Teil erhebliche Abschläge auf Dieselfahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt, selbst für jüngere Fahrzeuge der moderneren Euro-6-Abgasnorm. Allerdings sind Dieselfahrzeuge wegen der deutlich höheren Kfz-Steuer einerseits und der niedrigeren Kraftstoffpreise im Vergleich nicht für jeden die bessere Wahl. Erst ab Fahrleistungen von 20.000 Kilometern pro Jahr oder mehr lohnt sich die Anschaffung eines Diesels finanziell.