Kündigungen, Insolvenzen, PreiseBei diesen Energieversorgern gibt es derzeit Probleme

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Energiepreise

Köln – Wer in den vergangenen Wochen Post von seinem Strom- oder Gasversorger erhielt, wird dort zumeist schlechte Nachrichten vorgefunden haben. Bei der Rhein-Energie stiegen die Strompreise für Neukunden beispielsweise binnen weniger Wochen um mehr als das Doppelte auf 72,8 Cent. Die Gaspreise waren bereits im Herbst deutlich erhöht worden, und zwar auch für Bestandskunden. Erst am Mittwoch kündigte der Versorger an, wieder günstigere Wahltarife für Neukunden aufzunehmen.

Diese Preiserhöhungen sind deshalb so bedeutend, weil die Rhein-Energie Kölns Grundversorger ist. Verbraucher, deren Lieferverträge gekündigt werden oder deren Anbieter Insolvenz anmelden, gehen zunächst automatisch an die Rhein-Energie über – zu den dort geltenden Konditionen. Etliche zehntausend Haushalte waren in der Region zuletzt betroffen.

Kündigungen bei Immergrün und Gas.de

Die Verbraucherzentrale NRW hat nun auf Anfrage Gas- und Strom-Lieferanten zusammengetragen, die (teilweise) die Belieferung eingestellt oder ihren Kunden vorzeitig gekündigt haben: Besonders viele Verbraucher waren demnach von Kündigungen und Lieferstopps der Anbieter Immergrün und Gas.de betroffen.

Noch relativ frisch sind die Kündigungen sämtlicher Verträge beim Kaarster Anbieter Stromio. Hinzu kommen Fälle bei den Elektrizitätswerken Düsseldorf sowie den Anbietern Strogon, Fuxx Sparenergie, Enstroga und enQu. Bei Kehag Energiehandel sind vor allem Industrie- und Gewerbekunden betroffen.

Otima AG meldete als erste Insolvenz an

Die Verbrauchzentrale nennt außerdem die Unternehmen, die gar Insolvenz anmelden mussten: Den Anfang machte Mitte Oktober die Otima AG. Es folgten Lition Energie, Smiling Green Energy, Fulminant Energie, Dreischtrom, Neckermann Strom, Buzzn, Lüchtwelle, LCG und Phoenix Corporate.

Hinzu kommen dann noch die drastischen Preiserhöhungen vieler weiterer Anbieter. Hier waren zum Beispiel Kunden von Strogon, Immergrün, Maingau und Montana betroffen.

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Die Verbraucherschützer gehen dabei davon aus, dass die außergewöhnlichen Kündigungen rechtswidrig sind – und empfehlen, Schadenersatz einzufordern. Auch die Preiserhöhungen seien nicht rechtens.

Warum gingen die Versorger in die Insolvenz?

Viele der inzwischen nicht mehr lieferfähigen Anbieter waren Energie-Discounter, die Strom und Gas sehr kurzfristig einkaufen, und den Preisvorteil in guten Zeiten an die Verbraucher weitergaben. Sie waren lange Zeit billiger als die Stadtwerke, die sich als Garantie-Lieferanten sehr langfristig eindecken müssen. Nun aber sind Strom- und Gaspreise an den Börsen um bis zu 500 Prozent gestiegen. Die Billig-Anbieter mussten sich also komplett mit den extrem verteuerten Energien eindecken und konnten nicht mit günstigeren älteren Verträgen glätten (wie die meisten Stadtwerke). Das brachte sie wirtschaftlich in den Ruin.

Vielfältige Gründe für Preisanstieg

Die Gründe für den Gaspreisanstieg sind vielfältig. Zum einen war das Frühjahr 2021 recht kalt, was die Nachfrage und den Preis beflügelte. Zum anderen sind die Gasspeicher in Deutschland recht leer. Des weiteren ging im Post-Corona-Boom des Sommers Flüssiggas aus den USA vor allem nach Asien und nicht nach Europa. Außerdem belastet der Konflikt mit Russland um die Gaspipeline Nordstream 2 den Markt.

Der gestiegene Strompreis ist auch eine Folge der gestiegenen Gaspreise, aber auch der höheren CO2-Bepreisung zum Jahreswechsel und mittelbar auch die Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke, ohne dass ausreichend in erneuerbare Energien investiert worden wäre.