Microsoft-PartnerschaftWie der Düsseldorfer Gaskonzern Uniper künstliche Intelligenz einsetzt

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Eine Stele mit dem Firmen-Logo steht im Foyer der Hauptverwaltung des Energieversorgungsunternehmens Uniper in Düsseldorf.

Der Gaskonzern Uniper setzt seit Jahren auf künstliche Intelligenz und stellt allen Mitarbeitern nun einen KI-Assistenten zur Verfügung.

Die Europäische Union hat am Dienstag das KI-Gesetz final beschlossen. Der Gaskonzern Uniper setzt schon seit Jahren auf künstliche Intelligenz - und das in einem streng regulierten Markt.

Die EU-Staaten haben am Dienstag schärfere Regeln für Künstliche Intelligenz (KI) in der Europäischen Union beschlossen und wollen so die Nutzung von KI sicherer machen. Das Gesetz soll unter anderem dafür sorgen, dass KI-Systeme möglichst transparent sind und von Menschen überwacht werden. Systeme, die als besonders risikoreich gelten und beispielsweise in kritischen Infrastrukturen eingesetzt werden, müssen künftig strenge Anforderungen erfüllen. Bestimmte KI-Anwendungen, die gegen EU-Werte verstoßen, sollen sogar ganz verboten werden. Dazu gehört beispielsweise die Bewertung von sozialem Verhalten, auch eine Emotionserkennung am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen soll es in der EU nicht geben.

Energieproduzent Uniper nutzt KI schon seit vielen Jahren

Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass im Jahr 2023 jedes dritte Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten KI eingesetzt hat, vor allem zur Spracherkennung, für Controlling und Finanzverwaltung, IT-Sicherheit und Produktionsprozesse. Auch der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper, der seit eineinhalb Jahren fast komplett im Besitz des deutschen Staates ist, nutzt künstliche Intelligenz seit vielen Jahren - und das in einem streng regulierten Umfeld. 

Erst Mitte Mai hatte Uniper angekündigt, den KI-Assistenten „Copilot“ von Microsoft für alle rund 7000 Mitarbeitenden einzuführen. Sie können sich nun beispielsweise E-Mails netter oder strenger formulieren lassen, je nachdem, was eben gerade gebraucht wird. Der Copilot durchsucht auch sämtliche Dateien in der Cloud des Nutzers, schreibt Zusammenfassungen des digital aufgezeichneten Treffens und filtert den Mailverkehr mit dem Vorgesetzten, um daraus anstehende Aufgaben abzuleiten. „Jeder kann nur auf die Informationen zugreifen, die er entweder selbst generiert hat oder die jemand anders für ihn freigegeben hat“, sagte Uniper-IT-Manager Hans Pezold bei einer Microsoft-Veranstaltung in Köln. „Wir haben sehr sensible Informationen. Wir sind in der kritischen Infrastruktur. Das heißt, wir brauchen auch ein ausgeklügeltes Konzept, in dem klar ist, wer auf welche Informationen zugreifen soll.“

KI schließt bei Uniper Handelsgeschäfte ab

Spannend wird es allerdings nicht bei den kleinen Helferlein in der Kommunikation und im Wissensmanagement, sondern bei Algorithmen, die selbst Entscheidungen treffen. Uniper kauft und verkauft Energie am Strommarkt und das innerhalb von Millisekunden. „Das geht teilweise so schnell, dass der Mensch das nicht mehr machen kann“, sagte Pezold. „Das heißt, wir brauchen dazu Algorithmen, die wir selbst programmieren und anlernen. Die dürfen natürlich nur in einem ganz eingegrenzten Bereich überhaupt Handelsaktivitäten abschließen. Wir sprechen hier von einem sehr eingegrenzten Bereich, in dem sie agieren dürfen.“ Dazu gibt es einen eigenen Kontrollkatalog, der von den Wirtschaftsprüfern überprüft wird.

Uniper hat zudem seine eigene generative künstliche Intelligenz entwickelt, die in etwa so funktioniert wie der bekannte Chatbot ChatGPT. Generative KI wird mit unterschiedlichen Daten gespeist, verarbeitet sie und generiert daraus neue Daten. „Mitarbeiter nutzen ChatGPT sowieso und geben eventuell Unternehmensinformationen nach draußen. Deshalb machen wir das lieber selbst“, sagte Pezold. Die erste Abteilung, die ChatGPT bei Uniper benutzt hatte, war die Revision. „Diese Abteilung muss wahnsinnig viel Daten verarbeiten, da war ein Large-Language-Modell wie ChatGPT extrem hilfreich.“

So sehr Pezold künstliche Intelligenz bei Uniper vorantreiben will, bei einem Punkt bleibt er hart: „Kritische Informationen liegen nicht in einer Cloud. Die lagern wir an einem Ort, den niemand kennt.“ Die Nähe zu Microsoft hat dann also doch Grenzen.