Noch keine Entwarnung nach LieferengpassFiesta-Produktion läuft am Dienstag wieder an

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Fiesta

Die Fiesta-Produktion im Kölner Ford-Werk

Köln – Der Autobauer Ford wird am Dienstag seine Produktion von Fahrzeugen im Kölner Werk wieder aufnehmen. Die Bänder sollen am Morgen mit der Frühschicht um sechs Uhr wieder laufen. Das sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag. Entwarnung gebe es aber immer noch nicht.

Im Kölner Werk hatten die Bänder bereits vom 1. bis 16. März stillgestanden. Kurzfristig hatte der Autobauer auch die Produktion am Montag ausgesetzt, dann sollten eigentlich bereits wieder planmäßig Fahrzeuge hergestellt werden.

Lieferengpässe bei Computerchips

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Grund für den Produktionsstopp sind Lieferprobleme bei Computerchips. Auch die Ford-Standorte in den USA sind betroffen. Zwei Fahrzeuge aus der Produktion in Nordamerika werden ohne bestimmte Teile fertiggestellt und erst später ausgeliefert, wie die Sprecherin bestätigte. Kurzzeitig werden zwei Montagewerke wegen des weltweiten Mangels an Halbleiterchips stillgelegt.

Besonders die Herstellung des Pickups F-150 und des Geländewagens Edge leidet darunter. Die Rede ist von tausenden Fahrzeugen. Der F-150 ist seit Jahrzehnten das meistverkaufte Auto auf dem US-Markt überhaupt.

Laut der Ford-Sprecherin sind Verschiebungen auf dem Markt für Computerchips in Folge der Corona-Pandemie Grund für die Engpässe. „Als die Nachfrage nach Autos im Zuge der Corona-Krise einbrach, haben sich die Hersteller andere Abnehmer für ihre Chips gesucht“, sagte die Sprecherin. Die Chips würden Verwendung in Smartphones und Spielekonsolen finden. Zusätzlich haben sich die Verkaufszahlen dieser elektronischen Geräte durch den Lockdown in vielen Ländern deutlich vergrößert.

Entsprechend seien nun keine Kapazitäten für den großen Bedarf der Autobauer vorhanden. „Außerdem hat weltweit wohl niemand gedacht, dass die Auto-Produktion so schnell wieder an Fahrt gewinnt“, so die Sprecherin weiter.

Fabrikbrand in Japan verschärft den Mangel

Verschärft wird die Lage durch den Brand in einer Industrieanlage in Asien. In der Halbleiter-Fabrik von Renesas in Naka in Japan war am Freitag ein Feuer ausgebrochen. Verletzte gab es nicht, in einem Gebäude sind jedoch ein Reinraum und zahlreiche Maschinen beschädigt worden. Renesas-Chef Hidetoshi Shibata versprach, das Unternehmen werde alles tun, um die Produktion schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Auch ein Stromausfall in Texas, der zum Stillstand mehrerer Chip-Fabriken führte, verschärfte das Problem.

Neben Ford macht der Lieferengpass auch Volkswagen zu schaffen. Im Stammwerk Wolfsburg soll die Arbeit an zwei Montagelinien für die Modelle Tiguan, Touran und Tarraco von Montag (22.3.) bis Freitag (26.3.) fünf Tage lang ruhen. Dies teilte VW bereits am vergangenen Mittwoch mit.

Auch wenn die Produktion in Köln – dort wird der Fiesta für ganz Europa gebaut – ab Dienstag wieder läuft, will der Autobauer keine Entwarnung geben. Es könne gut sein, dass es zu weiteren Fertigungsstopps komme. Der Mangel an Chips sei grundsätzlich nicht behoben, so die Sprecherin. Es würden nur jetzt die vorhandenen Chips verbaut.

Chipmangel ist aber nicht die einzige Sorge von Ford in Köln. Denn am Freitag sollen die Bänder wieder stillstehen, Kurzarbeit ist angemeldet. Grund dafür ist aber die gesunkene Nachfrage nach Fiestas, was die Ford-Sprecherin vor allem auf den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zurückführt.

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In Köln arbeiten rund 4000 Beschäftigte direkt in der Produktion des Kleinwagens. Insgesamt gibt es in Köln mehr als 17.000 Ford-Mitarbeiter. Das Werk ist damit mit Abstand der größte private Arbeitgeber der Stadt Köln.