Trotz Null-Zins-PolitikSo vermeiden Sie Strafzinsen und sichern Ihr Guthaben

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Strafzinsen

Köln – Nullzinsen, das muss nicht sein, einige Banken zahlen noch etwas, aber welche, und wie kann man mögliche Strafzinsen umgehen? Ein Überblick mit Daten von Dutzenden Banken.

Frostig ist es nicht nur draußen, sondern auch für Sparer. Von gut 140 Banken, die Finanztest, das Geldanlage-Magazin der Stiftung Warentest, angefragt hat, haben 20 ihr Angebote für Sparer eingestellt. Aber jene Kreditinstitute, die noch Zinsen im Angebot haben, sind für Geldanleger grade auch nicht wirklich attraktiv. Wer am 1. Januar dieses Jahres 10.000 Euro für den damaligen Spitzensatz von einem Prozent angelegt hat, erhält zum Jahreswechsel 100 Euro an Zinsen.

Bei einer Inflation von drei Prozent hätte die Kaufkraft des Geldes aber 300 Euro an Wert verloren. Und drei Prozent Inflation war nur der Wert des Jahresmittels, im November stieg die Inflation auf mehr als fünf Prozent, den Kaufkraftverlust kann man leicht im Kopf ausrechnen. De facto also sind Inhaber von Sparbüchern, Termin- und Festgeldern machtlos gegen den Vermögensverlust.

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Kaufkraftverlust minimieren

Rein rechnerisch kann man mit einem „günstigen“ Angebot freilich den Kaufkraftverlust minimieren – aber nur sehr begrenzt. Die Summe von zwei bis drei Monatsgehältern sollte man auch bei Nullzinsen unbefristet anlegen. Strafzinsen dürfte es dabei bei den meisten Gehaltsempfängern wegen der aktuellen Freigrenzen nicht geben. Und mit der genannten Summe behält man Flexibilität, sollte das Auto repariert werden, oder die Waschmaschine kaputt gehen.

Serie „Mein Geld“

Der Jahreswechsel ist die Zeit, wo man seine Finanzen des alten und am besten auch des neuen Jahres in Ordnung bringen sollte. Um Sie dabei zu unterstützen startet der „Kölner Stadt-Anzeiger über Weihnachten und bis in den Januar die Serie „Mein Geld“ mit Tipps ums Sparen, Finanzieren und Bezahlen.

Den Auftakt macht die Folge über Zinsen. Später geht es um Bargeld, Bausparen Börse und darum, wie man sich niedrige Kreditzinsen sichert.

Bei täglich fälligen Tagesgeldkonten hat Finanztest in der Region keine Bank gefunden, die noch einen Zins bietet. Solche Angebote gibt es allenfalls bei meist aus anderen EU-Ländern stammenden Exoten-Banken. Avida Finans und Resurs Bank bieten 0,15 Prozent Zinsen, Klarnabank, Nordex Bank, Nordiska, Collector Bank und Komplett Bank haben ein Angebot mit 0,16 Prozent, die Brabank eines mit 0,18 Prozent.

Fast alle diese Institute vermitteln ihre Tagesgelder aber nur über Zinsportale wie Check24, Weltsparen oder Zinspilot. Deutsche Bank und IKB haben eigene Zinsportale, wo sie Tagesgelder von Drittbanken vermitteln, um Kunden nicht zu verlieren. Anleger sollten darauf achten, dass die europäische Einlagensicherung greift, die im Pleitefall mindestens 100.000 Euro je Anleger schützt. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte auf höhere Summen pro Bank im europäischen Ausland lieber verzichten. Etwas mehr Zinsen gibt es bei Festgeldern mit Laufzeiten zwischen einem und zehn Jahren. Hier einige der Spitzenreiter: Ein Monat: 0,11 Prozent bei der Akbank. Ein Jahr: 0,55 bei der Aros Kapital. Für drei Jahre etwa gibt es 0,88 Prozent bei der Klarna Bank. Spitzenreiter sind Bausparkasse Mainz, Credit Europe Bank und Varengold Bank, die für zehnjährige Festgelder ein Prozent Zinsen zahlen. Alle Angebote in diesem Artikel beziehen sich auf den Stichtag 23. November.

Vorsicht bei langfristigen Anlagen

Bei langfristigen Anlagen aber ist Vorsicht geboten. Kurzfristig werden die Zinsen sicher nicht steigen, mittel- und langfristig aber möglicherweise schon. Und sollten die Zinsen in einigen Jahren wieder bei zwei oder drei Prozent liegen, Zahlen die Kunden der genannten Banken unterm Strich drauf.

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Noch ärgerlicher als Null- oder Minizinsen sind aus Kundensicht aber Strafgebühren oder Minuszinsen, die die Geldhäuser mit Verweis auf die Politik der EZB von ihren Kunden erheben. Verwahrentgelt heißt das mittlerweile im Bankersprech. 0,5 Prozent verlangt die EZB von den Instituten. Die reichten diese Zahlungen anfangs nur an sehr vermögende Kunden weiter. Heute erheben aber die meisten Banken einen Strafzins ab Summen von 100000 oder 50000 Euro, die DKB seit November ab 25000 Euro. Die Grenzen sinken immer weiter.

So umgehen Sie Strafzinsen

Wer das umgehen will, muss handeln. Wer mehrere Bankverbindungen hat, kann das Geld auf mehrere Institute verteilen, um unter den Freigrenzen zu bleiben. Oder er sucht sich eine zweite Bank. Das aber ist schwieriger geworden. Manche bieten Neukunden keine Freigrenzen, andere wie die Autobanken von BMW, Mercedes, VW oder die Bank ING lehnen Neugeschäft mit Fest- und Termingeldern sogar ab.

Banken brauchen übrigens die aktive Zustimmung der Kunden zu Strafzinsen. Doch Vorsicht: Im Zweifel kann die Bank dem Sparer, der die neuen Bedingungen nicht unterschreibt, einfach kündigen.