Uber-Chef im Interview„Köln ist eine unserer erfolgreichsten Städte“

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30.07.2024, Köln: Porträt und Interview mit dem Uber-Chef von Deutschland, Christoph Weigler.

Foto: Michael Bause

Christoph Weigler, Uber-Chef von Deutschland Österreich und der Schweiz, zu Gast beim Kölner Stadt-Anzeiger.

Christoph Weigler über den schweren Start des US-Fahrdienstleisters, die Vorwürfe der Taxi-Verbände und wohin die Kölner mit einem Uber überraschenderweise am liebsten fahren.

Herr Weigler, der Fahrdienst Uber hatte 2014 in Deutschland einen schweren Start – Taxiverbände protestierten und es folgten zahlreiche juristische Verfahren. Was hätte man rückblickend besser machen müssen?

Uber wurde in den USA gegründet und ist dort, wie auch in vielen anderen Märkten weltweit, extrem erfolgreich. Das Geschäftsmodell, dass man sich über sein Smartphone einen Fahrdienst buchen kann und Privatpersonen mit ihren eigenen Fahrzeugen andere Menschen befördern, funktioniert dort sehr gut. Aber es war etwas naiv zu glauben, dass sich dieses Modell auf einem stark regulierten Markt wie in Deutschland genauso umsetzen lassen würde. Das war rückblickend betrachtet sicherlich ein Fehler.

2015 wurde Uber schließlich bundesweit verboten. Mittlerweile ist das Unternehmen aber in fast allen Städten unterwegs. Was wurde verändert?

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Bei meinem Antritt als Deutschland-Chef 2015 musste ich vor allem kulturelle Übersetzungsarbeit leisten und in der US-Zentrale in Kalifornien vermitteln, warum das Modell aus den USA hier nicht funktionieren kann. Wir haben damals dann die Vermittlung von Privatfahrten komplett eingestellt und uns neu aufgestellt.

Inwiefern?

Die deutsche Regulierung ist zweistufig: Der Fahrer – sowohl für ein Taxi als auch für Mietwagen - braucht eine Lizenz, den sogenannten Personenbeförderungsschein. Hier wird auf das Strafregister geschaut, auf Punkte in Flensburg und es werden medizinische Tests durchgeführt. Auch derjenige, dem das Auto gehört und die Fahrten als Unternehmer anbietet, braucht eine Zulassung. Hier sind die Hürden deutlich höher, eine Lizenz zu bekommen. Wir arbeiten nur mit professionellen Flottenbetreibern zusammen, die ihre Fahrten auf unserer Plattform anbieten. Wir sind also reine Vermittler.

Wie stellt Uber sicher, dass alle Lizenzen echt sind? In Berlin etwa gab es Fälle von gefälschten Konzessionsurkunden.

Wir arbeiten mittlerweile mit vielen Städten zusammen, um Fälschungen noch besser zu erkennen. In Berlin gleichen wir die Konzessionen der Unternehmer, die sich bei uns anmelden, mit der zuständigen Behörde ab. Neben den Urkunden und Lizenzen überprüfen wir auch Steuernummern und den Handelsregisterauszug. Auch die Zahlungsströme sind transparent, weil komplett digital und ohne Bargeld.

Wie wird verhindert, dass der lizensierte Fahrer immer selbst fährt und nicht auch sein Freund oder Bruder?

Das ist seit jeher eine Herausforderung – bei Taxis und Mietwagen. Wir haben dafür eine technische Lösung entwickelt. Ein Foto des Fahrers, das bei der Anmeldung auf unserer Plattform hochgeladen werden muss, nutzen wir für eine Gesichtserkennung in der Fahrer-App. Bei Dienstantritt wird das Gesicht gescannt und später noch einmal zu einem unerwarteten Zeitpunkt. Wenn das dann nicht erkannt wird, weil jemand anderes am Steuer sitzt, wird der Account des Fahrers auf unserer Plattform gesperrt.

Von Kritikern heißt es immer wieder, die Fahrer seien nicht ordentlich versichert?

Alle Fahrten und Fahrer sind natürlich ordentlich versichert. Wir arbeiten wie gesagt ausschließlich mit professionellen Flottenbetreibern zusammen, deren Fahrer sozialversicherungspflichtig Angestellte der Unternehmen sind. Und die Fahrzeuge werden dabei auch nicht von uns, sondern den Unternehmern gestellt.

Wie hoch ist die Provision für die Vermittlung einer Fahrt über die App?

Zwischen fünf und 25 Prozent des Fahrpreises. Das hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Größe der Flotte und der Einsatzhäufigkeit. Im Schnitt ist es aber ein niedriger zweistelliger Prozentsatz.

Die Mietwagen, die Uber vermittelt, fahren meist deutlich günstiger als Taxis, teilweise sogar für die Hälfte des Preises. Wie werden denn die Preise kalkuliert?

Standardfahrten sind in der Tat oft günstiger. Aber sie werden auch vom Angebot und der Nachfrage in Echtzeit beeinflusst. Zum Vergleich: Bei großen Messen sind Hotels in Köln auch deutlich teurer. Es gab in unseren Anfängen auch Fälle, wo die zehn-Euro-Fahrt wegen hoher Nachfrage plötzlich ein hohes Vielfaches kostete. Wir haben daraus gelernt und nachjustiert, damit das nicht mehr passiert. Wichtig ist: Der finale Preis wird verbindlich vor jeder Fahrt dem Nutzer angezeigt. Jeder kann also entscheiden, ob er eine Fahrt über die Uber-App bucht oder lieber ein Taxi zum geltenden Tarif nimmt.

Sind die niedrigen Preise für die Unternehmer profitabel?

Das Kriterium, um profitabel zu sein, ist Auslastung. Taxis sind nur zu 25 Prozent der Zeit ausgelastet, und sie machen oft weniger als eine Fahrt pro Stunde. Mit unserer Vermittlungstechnologie sind auch zwei, drei oder mehr Fahrten pro Stunde möglich. Wer stärker ausgelastet ist, kann auch pro Strecke günstiger fahren. In anderen Städten sind viele unserer heutigen Mietwagenpartner ehemalige Taxiunternehmer – weil sie in der Kooperation mit uns mehr Umsatz machen, trotz niedrigerer Preise.

In Berlin sind nun flächendeckend Festpreise erlaubt. Was heißt das für Taxis und Uber?

Wir begrüßen das sehr. Man kann über unsere Plattform jetzt auch Taxifahrten zum Festpreis buchen. Damit können Taxifahrer Umsätze und Auslastung erhöhen und Nutzer der Uber-App wissen nun bei allen Vermittlungsoptionen schon vor der Fahrt, wie viel sie zahlen müssen. Rund 2000 Taxifahrer in der Hauptstadt sind bereits auf der Uber-Plattform.

Ist das auch eine Option für Köln?

Uber vermittelt bereits in vielen weiteren deutschen Städten Fahrten an Taxis. In Zukunft möchten wir die Partnerschaften mit Taxiunternehmern in ganz Deutschland ausbauen. Auch in Köln kann man sich bereits klassische Taxis über die Uber-App vermitteln lassen. Hier wird jedoch noch mit Taxameter abgerechnet. Wir hoffen, dass auch in Köln flexible Vorab-Festpreise für Taxi eingeführt werden.

Vor fünf Jahre ist Uber hier gestartet. Wie hat sich der Markt hier entwickelt?

Köln ist eine unserer erfolgreichsten Städte. Anfangs war die Nachfrage größer als das Angebot an Fahrer unserer Partner. Da haben wir Fortschritte gemacht, es dauert mittlerweile im Schnitt nur noch sechs Minuten, bis der Wagen kommt. Mittlerweile bieten wir über Uber Green auch die Möglichkeit an, gezielt umweltfreundlichere Autos zu buchen oder mit Uber XL auch Großraum-Wagen. Außerdem kann man nun auch Fahrten vorbestellen.

Was sind die beliebtesten Ziele?

Ganz oben in der Liste – wie fast zu erwarten – der Flughafen Köln/Bonn, der Dom und die Messe. Daneben schafften es auch die folgenden Ziele in die Top 50: Der Flughafen Düsseldorf, der Lindenthaler Tierpark, das Odonien, der Innere Grüngürtel, das Augustiner am Heumarkt, die Essigfabrik und die Claudius Therme. Anfangs waren es vor allem Geschäftsreisende und Touristen, mittlerweile sind die überwiegende Zahl der Nutzer Kölner und Kölnerinnen.


Zur Person und dem Unternehmen

Christoph Weigler (41), geboren in Düsseldorf, studierte BWL an der European Business School in Oestrich-Winkel sowie an der Tsinghua University in Peking. Er arbeitete für das Beratungsunternehmen Bain & Company in München und San Francisco mit Schwerpunkt Automobilindustrie. Heute ist er General Manager von Uber in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Uber vermittelt in Deutschland ausschließlich Fahrten an lizenzierte Mietwagen- und Taxiunternehmen mit professionellen Fahrern.