Julia Floß' LieblingsortDas größte Problem in der Caruso Focaccia Bar? Das Sättigungsgefühl!

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Betreiber der Caruso Focaccia Bar halten ein Blech mit Focaccia in die Kamera

Marcello Caruso und Emanuele Barbaro (v.l.) betreiben die Caruso Focaccia Bar in Sülz.

Die Betreiber der Caruso Pasta Bar haben ein neues Lokal auf der Zülpicher Straße eröffnet. Warum das Konzept Gastrokritikerin Julia Floß überzeugt.

Wo gibt es – völlig ohne Zweifel – die beste Pasta der Stadt? Da muss ich nicht lange überlegen: Bei Anna und Marcello. Genau genommen bei Anna, Marcello und Emanuele. Aber fangen wir von vorne an.

Julia Floß

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Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Das Ehepaar Anna Siena und Marcello Caruso eröffneten 2013 am Barbarossaplatz ihr erstes Restaurant mit dem Schwerpunkt italienische Pasta. Schnell sprach sich herum, welches gastronomische Juwel an diesem lauten, ungemütlichen Ort schlummert. Anna, die geborene Gastgeberin voller Herzlichkeit und Organisationstalent, und Marcello, der ambitionierte Koch, der in dieser winzigen Küche wahre Wunder vollbringt.

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2022 ließen die beiden den rumpeligen Platz mit den ewig quietschenden Straßenbahnschienen hinter sich und zogen samt Restaurant ins wesentlich beschaulichere Agnesviertel. Emanuele Barbaro kam zum Erfolgsteam dazu und gemeinsam wurde das Konzept der Caruso Pastabar überarbeitet und auf das nächste Level gehoben. Mittlerweile ist der Laden nahezu jeden Abend ausgebucht, man muss sich weit im Voraus für einen der beiden Time-Slots entscheiden.

Betreiber der Caruso Pasta Bar eröffnen neue Focaccia Bar auf der Zülpicher Straße

Mich wundert das überhaupt nicht, denn jeder Besuch in der Caruso Pastabar ist ein außergewöhnliches, kulinarisches Erlebnis. Woher diese drei Gastronomen sowohl die Zeit, als auch die Energie nehmen, sich ein komplett neues Konzept für ein weiteres Lokal auszudenken, ist mir wiederum ein Rätsel. Aber sie haben es getan und – wie hätte es auch anders sein können – das Ergebnis ist köstlich und eine Bereicherung für Köln.

In dem frisch renovierten Ladenlokal auf der Zülpicher Straße gibt es keine Pasta, sondern frischen, saftigen Hefeteig: Focaccia. Gelegentlich werden die fluffigen Teigstücke als „römische Pizza“ bezeichnet, ich vermute allerdings, dass diese plumpe Abkürzung in diversen italienischen Gemeinden richtig Ärger gibt. Focaccia ist ein knusprig gebackener Hefeteig mit viel Olivenöl, locker drei Zentimeter hoch (den Belag noch nicht eingerechnet) und wird stückweise serviert.

Gastraum und Theke der Caruso Focaccia Bar auf der Zülpicher Straße

In einem renovierten Lokal auf der Zülpicher Straße bieten die Betreiber der Caruso Pasta Bar jetzt fluffige Focaccia an.

Im Hause Caruso stehen acht verschiedene Varianten und eine Focaccia des Tages zur Auswahl. Die Klassiker Margherita und Marinara muss man quasi nicht erklären, sind sie doch die besten Beispiele für die unschlagbare Magie der italienischen Küche: eine Handvoll Zutaten, in höchster Qualität, fertig. Die Tomaten kommen aus San Marzano, der Käse ist kein 08/15-Mozzarella, sondern Fior di Latte aus Agerola, dazu Olivenöl und Basilikum. Die Marinara verzichtet auf den Käse und bietet stattdessen Oliven, Knoblauch, Oregano und Kapern. Zwei absolut glorreiche Mittagssnacks.

Mein persönlicher Favorit ist die Cetara. Eine Focaccia mit Tomaten, Büffelmozzarella, Sardellen und Pesto. Die Kombination bringt jede Menge Salz, aber auch Umami und wird von der Süße und Frucht der Tomate perfekt eingefangen. Eine ganze andere Aromen-Dynamik findet sich auf der Tartufata. Würziger Raclette (Käse) trifft auf gebratene Pilze, Trüffelsauce und frischen Schnittlauch. Eine fantastische Alternative zu den tomatigen Belägen.

verschiedene Sorten Focaccia werden von einer Mitarbeiterin in eine Theke einsortiert

Neben der Focaccia des Tages stehen in der neuen Caruso Bar acht verschiedene Varianten zur Auswahl.

In der Caruso Focaccia Bar stimmt jedes Detail. Von der Getränkekarte über die duftende Auslage bis hin zu den tierischen Illustrationen in den sanitären Anlagen. Das Lokal ist modern und einladend gestaltet. Die üppig bestückte Theke bildet das Herzstück. Das größte Problem ist das Sättigungsgefühl. Eigentlich würden man gerne noch die Arancini mit Brokkoli, Salsiccia und Zitrone probieren, ganz zu schweigen von den Kartoffelkroketten mit Fior di Latte und Pistazie oder den Fritto misto di pesce von der Snackkarte, aber nach zwei Stücken Focaccia geht da leider nichts mehr rein. Kein Tiramisu, kein Cannolo Siciliano, maximal eine Kugel Pistazieneis und ein Tässchen Espresso. Da hilft nur wiederkommen. Und die Focaccia mit Octopus, Bratkartoffeln, Gremolata und Taggiasca-Oliven probieren.

Caruso Focaccia Bar, Zülpicher Straße 275, 5097 Köln, Öffnungszeiten: Di-Sa 12-22 Uhr, www.caruso-focacciabar.de

Julias Auswahl

Focaccia mit San Marzano-Tomaten, Büffelmozzarella, Sardellen und Pesto

Focaccia mit San Marzano-Tomaten, Büffelmozzarella, Sardellen und Pesto

  • Margherita // Focaccia mit San Marzano-Tomaten, Fior di Latte di Agerola und Basilikum // 4,50 Euro
  • Marinara // Focaccia mit Kirschtomaten, Oliven, Knoblauch, Oregano und Kapern // 4,50 Euro
  • Cetara // Focaccia mit San Marzano-Tomaten, Büffelmozzarella, Sardellen und Pesto // 5,50 €
  • Tartufata // Focaccia mit Raclette, Pilze, Trüffelsoße und Schnittlauch // 5,50 Euro
  • Crocchè // Kartoffelkrokette mit Paprika, Fior di latte und Pistazie // 3,50 Euro