EuropawahlGrüne gewinnen Wahl in Köln – AfD deutlich unter Bundesschnitt

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Angesichts des bundesweiten Ergebnisses hatte die Kölner Grünen-Spitze um Chef Stefan Wolters (Mitte) zunächst keine gute Laune.

Angesichts des bundesweiten Ergebnisses hatte die Kölner Grünen-Spitze um Chef Stefan Wolters (Mitte) zunächst keine gute Laune.

Die Grünen gewinnen in Köln, brechen aber prozentual gesehen im Vergleich zu 2019 ein. Keine der Kandidatinnen aus Köln schafft es nach Brüssel.

Um kurz vor 21 Uhr am Sonntagabend war bei den Kölner Grünen im Restaurant Consilium Erleichterung zu spüren. Ein kurzer Applaus brandete auf, als der Vorsitzende Stefan Wolters nach 927 von 1006 ausgezählten Ergebnissen in Köln vor die Gäste tritt und angesichts des Vorsprungs auf die CDU den fünften Wahlsieg der Grünen in Folge in Köln verkündete. Letztlich landete die Partei aber nur bei 24,33 Prozent, das ist ein massiver Einbruch im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren (32,88 Prozent) und dürfte der Partei einiges zu grübeln geben.

Drei Stunden zuvor hatte im Consilium sogar Fassungslosigkeit geherrscht angesichts der furchtbaren Ergebnisse auf Bundesebene. Deshalb sagte die Parteivorsitzende Katja Trompeter zu den Kölner Zahlen: „Das ist ein erleichternder Abschluss dieses Abends.“ Hinter den Grünen landeten CDU (20,86 Prozent) und SPD (15,22 Prozent) auf den Rängen zwei und drei, die CDU verbesserte sich leicht im Vergleich zu der Europawahl vor fünf Jahren (19,79 Prozent), die SPD verlor etwas (16,97 Prozent).

SPD-Vorsitzende Walther verpasst Einzug knapp

Was gleich bleibt: Auch im nächsten Europaparlament wird es keinen Abgeordneten oder Abgeordnete aus Köln geben. Claudia Walther, Co-Vorsitzende der Kölner SPD, verpasste mit Listenplatz 15 denkbar knapp den Einzug in das Europaparlament. Die SPD verliert zwei Sitze und kann nur noch 14 Abgeordnete entsenden. Nach den ersten Prognosen für das bundesweite Ergebnis hatte Walther gesagt: „Wir haben ein gutes Gefühl gehabt, aber ein Gefühl ist kein Ergebnis.“

Auch Rebekka Müller (Volt) verpasste mit Listenplatz 4 den Parlamentseinzug aus Köln. Enttäuscht war die Partei darüber nicht. „Nachdem die letzten Umfragen drei Prozent ergeben hatten, haben wir natürlich auf ein gutes Ergebnis gehofft – mit voraussichtlich drei Abgeordneten sind wir unheimlich glücklich“, sagte Kölner City Lead Andrea Browers kurz nach den ersten Hochrechnungen.

Die SPD-Kandidatin Claudia Walther ist vom Wahlergebnis enttäuscht.

Die SPD-Kandidatin Claudia Walther ist vom Wahlergebnis enttäuscht.

Auffällig: Vor fünf Jahren holten die Grünen in sieben der neun Stadtbezirke die meisten Stimmen, am Sonntag gelang ihnen das nur in vier – und beispielsweise in der Innenstadt verlor sie massiv: Aus 42,7 Prozent sind 33,55 Prozent geworden. Stattdessen gewann die CDU am Sonntag fünf Bezirke, die Grünen holten vier (Ehrenfeld, Lindenthal, Nippes, Innenstadt). Und: Die SPD schaffte es in keinem der neun Bezirke, die 19-Prozent-Marke zu knacken.

AfD schneidet schlechter ab als im Bund

„Wir hätten uns auch für Köln ein besseres Ergebnis gewünscht“, sagte Claudia Walther dazu. Das Abschneiden der SPD in Köln führte Walther auf den Bundestrend zurück, der Angriffskrieg auf die Ukraine und die Energiekrise hätten die Bevölkerung verunsichert und polarisiert. Als einziges „Trostpflaster“ bezeichnete sie das in Kölner Ergebnis für die AfD, das deutlich unter dem Bundesschnitt liegt.

Denn die AfD schnitt in Köln viel schlechter als im Bund ab, mit 7,26 Prozent. AfD-Kreissprecher Christer Cremer sagte mit Blick auf die vergangenen Wahlen, beispielsweise für den Landtag oder den Stadtrat: „Das Ergebnis ist eine wesentliche Verbesserung. Wir werden auch in Köln stärker.“

Die CDU um ihren Vorsitzenden Karl Mandl.

Die CDU um ihren Vorsitzenden Karl Mandl (3. v.l.).

Die CDU hatte ins Brauhaus Sion in der Altstadt eingeladen, dort freuten sich die Gäste über den Sieg der CDU im Bund. In Köln reichte es zumindest für einen kleinen Zugewinn nach dem schlechtesten Abschneiden aller Zeiten bei einer Europawahl im Jahr 2019. Parteichef Karl Mandl sagte: „Die Kölner CDU ist weiter im Aufwind und die Woche der guten Nachrichten nimmt kein Ende. Wir konnten erstmals wieder zulegen. 2025 werden wir die stärkste Partei in Köln.“

Volt vervielfacht in Köln sein Ergebnis

Hervorragende Stimmung gab es hingegen bei Volt. Die Partei, die im Kölner Stadtrat gemeinsam mit Grünen und CDU ein Mehrheitsbündnis bildet, hat ihr Ergebnis im Vergleich zu 2019 vervielfacht: Aus 1,6 Prozent sind 7,14 Prozent geworden. Das bedeutet auch ein fast dreimal so gutes Ergebnis im Vergleich zum Bundestrend, mit dem sich die Partei bereits überaus zufrieden zeigte. Die Partei sieht sich in ihrem Wahlkampf, der sich vor allem an junge Wählerinnen und Wähler richtete, bestätigt.

Die FDP bildete am Sonntag eine Konstante: 2019 versammelte sie in Köln 6,24 Prozent der Stimmen auf sich, nun waren es 6,67 Prozent. Parteichef Lorenz Deutsch sagte dazu: „Ich freue mich, dass wir in Köln über dem Bundesdurchschnitt liegen.“

Die Linke landet in Köln mit 4,01 Prozent knapp hinter dem neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das in Köln 4,22 Prozent erreichen konnte. An das BSW habe man sicherlich Stimmen verloren, sagte Marius Vogel, Sprecher für die Kölner Linken.