Tag der Wohnungslosen in Köln„Wir müssen und wir können mehr tun“

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Köln – Wer in Köln einen Mieter für eine freiwerdende Wohnung sucht, muss sich nicht lange bemühen. Schufa-Auskunft, die letzten drei Gehalts- oder Lohnabrechnungen, Kautionszahlung, manche verlangen ein polizeiliches Führungszeugnis – die Wahrscheinlichkeit, dass sich dabei ein Wohnungs- oder Obdachloser, eine Frau mit ihren Kindern, ein ehemals psychisch Kranker oder Drogensüchtiger, ein anerkannter Flüchtling durchsetzt, sind, milde formuliert, gering.

Am 11. September wollen am bundesweiten „Tag der Wohnungslosen“ die Stadt Köln gemeinsam mit den Trägereinrichtungen der Wohnungslosenhilfe und dem Landschaftsverband Rheinland für wohnungslose Menschen werben. „Keine eigene Wohnung zu haben, sondern oft tagtäglich Unterkunft zu suchen, ist immer ein Schicksal.

Alle Menschen in Not verdienen es, gehört zu werden und es ist unsere Pflicht ihnen zu helfen“, sagte Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln gestern bei der Vorstellung des Programms für den Aktionstag. Er soll bei den Kölnern um mehr Verständnis, Empathie und Mut werben für Wohnungssuchenden.

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6000 Menschen ohne Wohnung

Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe haben in Köln rund 6000 Menschen keine Wohnung und werden in Notunterkünften oder in Angeboten der Träger der Wohnungslosenhilfe untergebracht. Rund 250 Menschen „machen Platte“, so Dirk Schumacher, Abteilungsleiter der Fachstelle Wohnen, das heißt, sie nehmen keine der Notunterkünfte in Anspruch und leben auf der Straße.

Am Mittwoch, 11. September, wollen Mitarbeiter des Kölner Sozialamtes ab 11 Uhr an einem Stand in der Schildergasse (in Höhe des Brunnens neben Galeria Kaufhof) mit den Kölnern ins Gespräch kommen. Dabei soll es vor allem darum gehen, Hemmschwellen abzubauen, Toleranz und Verständnis für die Situation der Menschen zu wecken, die dieser extremsten Form von Armut und Hilfsbedürftigkeit ausgesetzt sind.

Notschlafstellen anschauen

Am 11. September wird es zudem möglich sein, sich eine Kontakt- und Beratungsstelle für Obdachlose anzusehen sowie Notschlafstellen und Projekte für betreutes Wohnen. Die Träger geben Einblick in ihre Arbeit, Wohnungslose Menschen berichten über ihr persönliches Schicksal.

Um 19 Uhr bieten Streetworker einen etwa einstündigen Abendspaziergang zu den Örtlichkeiten an, die von Obdachlosen häufig zum Übernachten auf der Straße aufgesucht werden. Bei dem Rundgang gibt es weitere Hintergrundinformationen über die schwierigen Lebensbedingungen auf der Straße. Der Abendspaziergang startet an der Überdachung des U-Bahn-Einganges am Breslauer Platz, am Hinterausgang des Hauptbahnhofes.

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Viele Wohnungseigentümer lehnen es ab, an Menschen in Lebenssituation zu vermieten, die für sie unkalkulierbar sind. Dabei übernehmen Träger der Obdachenlosenhilfe finanzielle Risiken, moderieren zwischen den Parteien und vermitteln geeignete Mieter. Aber: „Wir müssen und wir können mehr tun“, sagte Harald Rau. Das Programm des Aktionstages gibt es im Internet.

www.stadt-koeln.de/wohnungslosentag