„Auf Endgeräte angewiesen“Studierende mit gemischten Reaktionen zu Digitalisierung an Kölner Universität

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Zu sehen ist eine Statue von Albertus Magnus auf dem Albertus-Magnus-Platz vor dem Hauptgebäude der Universität zu Köln.

Wie wohl Albertus Magnus zum digitalen Semesterticket gestanden hätte? (Archivbild)

Für den Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität zu Köln ist das digitale Semesterticket ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.

Seit Beginn des Sommersemesters 2024 ist das Deutschland-Ticket im Semesterbeitrag für Studierende der Universität zu Köln enthalten. Mit der Einführung des digitalen Semestertickets fiel der physische Studierendenausweis, in dem einst Fahrausweis, Mensakarte und Bibliotheksausweis integriert waren, weg. Die Studierenden können also seit dem 1. April für umgerechnet monatlich 29,40 Euro in ganz Deutschland den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen, müssen aber ein aufgeladenes mobiles Endgerät dabei haben, um ihr Ticket vorzeigen zu können.

AStA der Uni Köln sieht Vorteile des digitalen Semestertickets

2023 habe die KVB nach Auskunft der Pressestelle der Uni Köln angekündigt, die UC-Card, den physischen Studierendenausweis, nicht mehr unterstützen zu wollen. „Da die KVB als Lieferant der Karten aber der wesentliche Partner für die Beschaffung und Bereitstellung der UC-Card war, wäre eine weitere Nutzung der Karten weder möglich noch sinnvoll gewesen“, heißt es von der Uni Köln.

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Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität zu Köln schrieb im März auf Instagram: „Kein lästiges Mitführen von physischen Tickets mehr. Euer digitales Ticket ist immer griffbereit!“ Der AStA spricht im Rahmen der Einführung des digitalen Semestertickets von einem wichtigen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.

Studierende sehen Entwicklung kritisch

Die Reaktionen der Studierenden sind indes gemischt: „Ich finde das digitale Ticket praktisch. Ich habe früher in Mainz studiert, und da musste man nach einer gewissen Zeit immer ein neues Papierticket ins Portemonnaie tun“, sagt Sabrina, Masterstudentin an der Kölner Uni. Auf Instagram kommentiert eine andere Studierende: „Jetzt sind wir auf unsere Endgeräte angewiesen, die sich nach einem vollen Uni-Tag akkutechnisch verabschieden.“

Das Problem: Die Bund-Länder-Vereinbarung zum Semesterticket sieht ausdrücklich vor, dass das Ticket in digitaler Form vorliegen muss. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt der AStA: „Ein ausdruckbarer QR-Code wäre die einfachste Möglichkeit gewesen, Studierenden, die über kein mobiles Endgerät oder keines mit ausreichend zuverlässigem Akku verfügen, die Nutzung des Semestertickets zu ermöglichen.“

Die Studierenden brauchen neben dem Gerät noch ein Google- oder Apple-Konto, um ihr Ticket im ÖPNV auch bei fehlendem Empfang verlässlich vorzeigen zu können. Der AStA und die Uni Köln verweisen auf die Wallet-App, die auf den meisten Handys vorinstalliert sei oder den handyinternen App-Store, der die Anwendung zum kostenlosen Download bereithielte. 

Deutschland-Ticket berechtigt nicht zur Mitnahme einer weiteren Person

Ein weiterer Kritikpunkt der Studierenden ist, dass man in Bussen und Bahnen der KVB niemanden mehr mit seinem Ticket mitnehmen kann. „Ich würde lieber Freunde ohne Ticket abends mitnehmen können, anstatt in ganz Deutschland rumzugurken“, schreibt ein Nutzer auf Instagram.

Schon seit März 2023 ist der Studierendenausweis oder eine separate Mensakarte als Zahlungsmittel in den Mensen des Kölner Studierendenwerks ausgeschlossen. Bezahlt wird seitdem in allen Mensen, Bistros und Kaffeebars fast ausschließlich mit Giro-, Kredit- oder Debitkarte, sowie mit Google- oder Apple-Pay. Barzahlung ist nur an wenigen Orten möglich.

Lange Wartezeiten in den Uni-Mensen

Begründet wurde dies seitens des Kölner Studierendenwerks mit der sich stetig verschlechternden technischen Kompatibilität der verschiedenen Kartengenerationen der sieben Kölner Hochschulen mit den Lesegeräten der Gastronomien des Studierendenwerks. Ein Festhalten am alten System hätte hohe Investitionen zulasten der Studierenden bedeutet. Allerdings sind die Studierenden seit dem 1. April damit verpflichtet, stets eine Immatrikulationsbescheinigung mit sich zu führen. 

So kommt es häufig zu Warteschlangen an den Essensausgaben: „Eine feste Karte wäre viel praktischer und würde Zeit sparen. Man hätte diese Karte dann ja sowieso immer im Portemonnaie dabei“, meint Eva, Masterstudentin an der Universität zu Köln. 

Der AStA schlägt dieselben Töne an: „Wir sind sehr unzufrieden mit der derzeitigen Lösung und fordern daher ein zeitgemäßes, digitales Bezahlsystem mit Alternative für Studierende ohne mobiles Endgerät.“ Davon würden nicht nur die Studierenden, sondern auch die Mitarbeitenden profitieren.

Der AStA habe nach eigener Auskunft schon im März eine App gefordert, die die wichtigsten Funktionen bündelt, „wie den Studierendenausweis mit Bild, den Bibliotheksausweis, das Semesterticket sowie bestenfalls ein Mensa-Bezahlsystem“. Die Uni hätte grundsätzlich Interesse daran, müsse nach AStA-Angaben aber vorher noch „die Bedarfe und den Markt erkunden“.