„Das war kein Zufall“Cyberangriff auf die CDU

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03.06.2024, Brandenburg, Potsdam: Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU zur Kommunal- und Europawahl 2024 am Brandenburger Tor in Potsdam. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU zur Kommunal- und Europawahl 2024 am Brandenburger Tor in Potsdam.

Der Cyberangriff auf die CDU versetzt Christdemokraten in Alarmbereitschaft und dürfte den Wahlkampfendspurt erschweren.

Noch vor einem Monat zeigte sich Carsten Linnemann zuversichtlich. „Mit Cyberangriffen haben wir auch zu tun“, sagte der CDU-Generalsekretär in Berlin. Er war in die Bundespressekonferenz gekommen, um über den bevorstehenden Parteitag zu informieren. Kurz zuvor war aber bekannt geworden, dass die SPD vergangenes Jahr Opfer einer russischen Cyberattacke geworden ist. Also fragten die anwesenden Journalisten, wie sich die CDU vorbereite. Die Partei hätte Maßnahmen hochgefahren, antwortete Linnemann. Dabei gehe es um Schutzmaßnahmen im digitalen Bereich und in der Kommunikation.

Es hat offenbar nicht gereicht. Nur kurze Zeit später ist die CDU „Ziel eines schwerwiegenden Cyberangriffs“ geworden. So jedenfalls formulierte es Linnemann am Samstag in einer internen Whatsapp-Nachricht an CDU-Funktionäre, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. „Die IT-Infrastruktur wurde als Vorsichtsmaßnahme in Teilen vom Netz genommen und isoliert“, schrieb der CDU-Politiker weiter. Er beendete die Nachricht mit „Herzliche Grüße Euer Carsten“. Ein Gruppenmitglied reagiert mit einem weinenden Emoji. Einen ähnlichen Wortlaut verwendet das Adenauerhaus seither auf entsprechende Presseanfragen. Die Partei hält sich sowohl nach außen als auch nach innen weitgehend bedeckt.

Wann genau der Cyberangriff begann, darüber informiert die CDU die Öffentlichkeit ebenfalls nicht. Der Verfassungsschutz (BfV) und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) haben laut Bundesinnenministerium Ermittlungen aufgenommen.

Cyberangriff auf die CDU

Der CDU-Politiker und Experte für Sicherheitspolitik Johann Wadephul geht davon aus, dass „feindselige Staaten“ hinter dem Angriff stecken. „Der jüngste Angriff auf die CDU war kein Zufall“, sagt der Vizevorsitzende der Unionsfraktion dem RND. Es sei die erklärte Absicht von Staaten wie Russland und Nordkorea, „westliche Demokratien zu destabilisieren“, warnt der Bundestagsabgeordnete. Wer die Drahtzieher sind, ist bislang allerdings unklar. Die CDU-Zentrale informiert derzeit auch nicht darüber, ob Daten abgeflossen sind.

CDU-Politiker Wadephul fordert wegen des Angriffs, die Abwehrbereitschaft in verschiedenen Bereichen zu erhöhen. „Denn wir alle, ob Parlament, Regierung oder Parteien sind Angriffsziele.“ Wadephul verwies weiter auf fehlende Ressourcen in den Parteiverbänden. „Da unsere interne und externe Kommunikation überwiegend digital stattfindet, muss der gesamte Bereich professionalisiert werden.“ Für einen normalen Ortsverband sei das eine sehr schwierige Aufgabe. „Firewalls, Virencatcher und eine ansprechende Arbeitsoberfläche kosten viel Geld“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Ein ehrenamtlich geführter Ortsverband habe aber weder Geld noch Personal, selbst in den Kreisverbänden sehe es nicht viel besser aus.

Nur wenige Tage vor der Europawahl und den wichtigen Stichwahlen in den Kommunen dürfte die Attacke auch die interne Kommunikation bezüglich des Wahlkampfes erschweren. Womöglich war das auch das Ziel der Cyberkriminellen. „Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass es gerade eine Woche vor der Europawahl passiert“, sagte CDU-Generalsekretär Linnemann am Montag im ntv-Frühstart.

Auch die SPD war 2023 Opfer einer Cyberattacke geworden. Damals wurden E-Mail-Konten der Parteizentrale gehackt. Der Bundesregierung zufolge ist eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes dafür verantwortlich. Linnemann befürchtet in den kommenden Wahlkämpfen weitere Angriffe. Es sei vielleicht auch ein Vorgeschmack auf die Bundestagswahl, so der CDU-Politiker. (rnd)