Medizinische Versorgung in NRWFünf Jahre Landarztquote – Laumanns Bilanz fällt positiv aus

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Ein Landarzt nimmt sein Stethoskop aus dem Koffer.

In vielen ländlichen Regionen in NRW werden dringend junge Hausärzte gesucht.

Nicht nur in ländlichen Gebieten wie Eifel oder Bergischem Land zeichnet sich ein Hausarzt-Mangel ab, auch Köln Chorweiler ist betroffen.

In vielen ländlichen Regionen werden dringend junge Hausärzte gesucht, denn es deutet sich bereits ein Mangel an, der in den nächsten Jahren dramatisch werden könnte. Mehr als die Hälfte der 11.000 Hausärztinnen und -ärzte in NRW ist nach Angaben der Landesregierung über 55 Jahre alt. Um dem drohenden Notstand entgegenzuwirken, hat NRW daher vor fünf Jahren die sogenannte „Landarztquote“ eingeführt. Rund 180 Medizinstudienplätze pro Jahr werden seither nicht allein auf Basis der Abiturnote vergeben. Wer einen solchen Quotenplatz erhält, verpflichtet sich im Gegenzug, eine Facharzt-Weiterbildung als Allgemeinmediziner oder Internist zu machen und anschließend für mindestens zehn Jahre in einer mit Hausärzten unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Region zu arbeiten.

Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einer Pressekonferenz.

„Die Landarztquote ist sehr gefragt und nicht mehr wegzudenken“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Er zog am Donnerstag eine positive Bilanz.

Seit der Einführung zum Wintersemester 2019/2020 wurden so 1043 Studienplätze vergeben, dafür hatte es 4825 Bewerbungen gegeben. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zog am Donnerstag in Bochum ein positives Zwischenfazit und sagte: „Die Landarztquote ist sehr gefragt und nicht mehr wegzudenken.“ Aus den hohen Bewerberzahlen schließt er, „dass es viele junge Menschen gibt, die später einmal als Hausärztin oder Hausarzt auf dem Land arbeiten wollen“.

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Wo die Mediziner fehlen: Eifel, Bergisches Land, Köln Chorweiler

Laumann betonte: „Neben dem Hausarztaktionsprogramm, der Gründung der neuen Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld sowie der Verdopplung von Medizinstudienplätzen an der Universität Witten-Herdecke ist die Landarztquote ein weiterer wichtiger Baustein, um eine möglichst wohnortnahe hausärztliche Versorgung auch in Zukunft zu erhalten.“

Die in NRW zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe haben jeweils Gebiete identifiziert, in denen bereits ein Mangel besteht oder sich auf Grund der Altersstruktur der ansässigen Hausärzte für die Zukunft abzeichnet. Wer sich dort als Hausarzt niederlässt, kann eine Förderung beantragen. In Nordrhein gilt das vor allem für Gemeinden am linken Niederrhein, in der Eifel und im Bergischen Land. Aber auch in Köln Chorweiler, Wesseling oder Brühl können Hausärzte, die eine Praxis eröffnen wollen, mit Unterstützung rechnen. In Westfalen-Lippe sind unter anderem Gemeinden im Sauerland und zwischen Oelde und Gütersloh als Fördergebiete ausgewiesen.

NRW war Vorreiter bei der Landarztquote

NRW war bei der Landarztquote Vorreiter. Inzwischen haben zehn andere Bundesländer eigene Programme dieser Art eingeführt. In NRW werden die ersten Quoten-Studentinnen und -Studenten in etwas mehr als einem Jahr ihren Abschluss machen. Bis sie ausgebildete Fachärzte sind, wird es allerdings mindestens weitere fünf Jahre dauern. Studentinnen und Studenten, die über die Landarztquote einen Medizinstudienplatz bekommen haben, äußern auch Kritik an dem Programm (siehe nebenstehendes Protokoll). Sie fühlen sich nicht gut begleitet und zu wenig über das weitere Prozedere nach der Facharztausbildung informiert.

Für sie ist der Vertrag mit dem Land oft die einzige Möglichkeit, ein Medizinstudium zu beginnen, da bei der Studienplatzvergabe neben der Abiturnote und dem Ergebnis des Medizinertests auch Vorerfahrungen im medizinischen, pflegerischen oder therapeutischen Bereich zählen. In einer zweiten Auswahlstufe werden dann personale und sozial-kommunikativen Kompetenzen sowie die Motivation geprüft. Der allgemeinmedizinische oder internistische Facharzt und ein Leben auf dem Land sind damit nicht unbedingt der Traum der Landarztquoten-Studentinnen und -Studenten. Viele wollen einfach nur Ärztin oder Arzt werden, haben aber eben kein Abitur mit 1,0 und kein herausragendes Ergebnis beim Medizinertest geschafft.