Kriegsminister bestätigt BefürchtungenUkraine meldet tödlichsten Tag für Putin – Beloussow nennt Ziele

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Kremlchef Wladimir Putin (r.) mit seinem neuen Verteidigungsminister Andrej Beloussow während eines Treffens im Kreml. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin (r.) mit seinem neuen Verteidigungsminister Andrej Beloussow während eines Treffens im Kreml. (Archivbild)

Die Ukraine meldet den verlustreichsten Tag für den Kreml seit Kriegsbeginn. Andrej Beloussow setzt auf Kriegswirtschaft. 

Der neue russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow will in der Ukraine den Sieg mit „minimalen menschlichen Verlusten“ erreichen. Das wichtigste Ziel der „militärischen Spezialoperation“ bleibe der Sieg und die Erreichung der vom Präsidenten gesetzten „militärisch-politischen Ziele“, sagte Beloussow am Dienstag vor Abgeordneten. „In dieser Hinsicht möchte ich betonen: mit minimalen menschlichen Verlusten“, sagte er weiter. Neue Initiativen zur Mobilisierung von Soldaten oder andere Arten von „Notfallmaßnahmen“ seien derzeit nicht in Vorbereitung. Beloussow war von Kremlchef Wladimir Putin am Sonntagabend überraschend zum Nachfolger von Sergei Schoigu ernannt worden. 

Ukraine meldet verlustreichsten Tag seit Kriegsbeginn für Russland

Nahezu gleichzeitig verkündete der Generalstab der ukrainischen Armee den verlustreichsten Tag für die russische Armee seit Kriegsbeginn. Demnach lag die Zahl der am Montag getöteten und verletzten russischen Soldaten bei 1740. Die ukrainische Armee veröffentlicht täglich Zahlen zu den Verlusten auf russischer Seite, unabhängig überprüfbar sind die Angaben nicht. Von Experten werden sie meist als übertrieben eingestuft, gänzlich ohne Grundlage seien die Zahlen jedoch nicht. 

Russland hatte zuletzt im September 2022 Zahlen zu gefallenen Soldaten veröffentlicht. Westliche Geheimdienste schätzen, dass zehntausende Soldaten im Kampf mit der Ukraine getötet wurden. Der britische Verteidigungsgeheimdienst schätzte die Zahl von verwundeten und getöteten russischen Soldaten auf mehr als 300.000 seit Kriegsbeginn.  Die Ukraine hatte ihre Verluste im Februar mit 31.000 getöteten Soldaten beziffert. Die offiziellen Angaben der Kriegsparteien gelten auf beiden Seiten als mitunter deutlich untertrieben. 

Putins Neuer: Andrei Beloussow steht für „Kriegswirtschaft“

Der neue russische Verteidigungsminister Beloussow kündigte am Dienstag zudem an, die Verteidigungsausgaben „optimieren“ zu wollen. Ziel sei es, „die Wirtschaft der Streitkräfte“ in die „Gesamtwirtschaft des Landes“ zu integrieren, sagte er. „Dies ist nicht einfach und setzt eine Optimierung der Ausgaben voraus. Das bedeutet nicht, dass diese gesenkt werden“, fügte der Ökonom hinzu.

Zudem solle die Militärwirtschaft „maximal für Innovationen“ geöffnet werden, vor allem für „digitale Technologien“, sagte Beloussow weiter. Die Ankündigung, den bisherigen stellvertretenden Regierungschefs zum Verteidigungsminister zu ernennen, ist laut Experten ein Zeichen dafür, dass Putin die Rüstungsindustrie als wichtigen Wirtschaftsmotor des Landes weiter ausbauen will – und eine überlegene Kriegswirtschaft anstrebe.

Beloussow ist Herr über riesigen russischen Verteidigungshaushalt

Der Kreml kündigte bereits an, dass Beloussow aufgrund seines Profils nicht an operativen militärischen Entscheidungen beteiligt sein werde. Diese sollen vom Generalstab der Armee gefällt werden. Auch über einen Abgang von Armeechef Waleri Gerassimow hatte es zuletzt allerdings Gerüchte gegeben. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow ist jedoch „vorläufig“ keine Veränderung auf dem Posten des Generalstabschefs geplant. 

Der 65-jährige Beloussow ist nun Herr über den riesigen russischen Verteidigungshaushalt, über die Investitionen in die Rüstungsindustrie und in die Versorgung von Veteranen und Verwundeten. „Die Ernennung Beloussows bedeutet den Beginn einer großen Revision und Umstrukturierung aller Finanzmodelle“, schrieb der als militärnah geltende russische Telegram-Kanal Rybar. Ähnlich schätzten es auch Insider aus dem Kreml und dem Verteidigungsministerium gegenüber russischen Medien ein.

Enger Weggefährte: Nikolai Patruschew wird Berater von Wladimir Putin

Die Entscheidung für Beloussow wird in Moskau auch als Zeichen dafür gedeutet, dass Wladimir Putin sich auf einen langwierigen Krieg vorbereitet. Westliche Analysten vom amerikanischen Institute für Kriegsstudien halten unterdessen auch die Vorbereitung auf einen Konflikt mit der Nato als möglichen Grund für Putins Personalwechsel im Verteidigungsministerium. 

Mehr als zwei Jahre nach dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine hatte Putin am Sonntag den seit 2012 amtierenden Verteidigungsminister Sergei Schoigu entlassen und ihn stattdessen zum Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ernannt. Der bisherige Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew, der als enger Weggefährte Putins gilt, wurde am Dienstag unterdessen zum Berater des Kremlchefs ernannt. (mit afp)