Russland sprengt wohl erneut Damm„Nationalflagge weht wieder“ – Ukraine meldet Geländegewinne bei Gegenoffensive

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Bereits am Wochenende meldete Kiew erste Erfolge, am Montag folgen die nächsten Berichte. Der Kreml widerspricht sofort.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben bei ihrer Offensive das Dorf Storoschewe im Gebiet Donezk eingenommen. „Die Nationalflagge weht wieder über Storoschewe und so wird es mit jeder Ortschaft sein, bis wir die ukrainische Erde völlig befreit haben“, schrieb die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag auf ihrem Telegram-Kanal.

Storoschewe liegt an der Grenze zwischen den Regionen Donezk und Saporischschja in der Gegend, wo ukrainische Truppen auch am Vortag schon die Einnahme mehrerer Siedlungen, darunter das Dorf Neskutschne, verkündet haben.

Gegenoffensive läuft: Russland sprengt laut ukrainischen Angaben erneut Damm

Auf dem von Vizeverteidigungsministerin Maljar geposteten Foto sind Soldaten mit der Nationalflagge auf einer unbefestigten Dorfstraße vor einem zerstörten Häuschen zu sehen. Die Vizeministerin dankte der 35. Brigade der Marineinfanterie für die Rückeroberung von Storoschewe.

Der Verstoß der Ukrainer verläuft demnach entlang des Flusses Mokri Jaly. Nach Angaben Kiews haben die in dem Gebiet agierenden russischen Truppen einen Damm gesprengt, um das weitere Vorgehen der Ukrainer zu bremsen. Die Auswirkungen des Dammbruchs sind noch unklar. Mokri Jaly ist ein relativ kleiner Fluss.

Moskau widerspricht ukrainischen Angaben, räumt Gebietsverlust jedoch indirekt ein

Der Kreml widersprach den ukrainischen Angaben am Montag umgehend. „Durch energische Handlungen der verteidigenden Einheiten, Artilleriefeuer und schwere Flammenwerfersysteme hat die Heeresgruppe Ost drei Attacken des Gegners aus Richtung Welyka Nowosilka der Donezker Volksrepublik und im Raum der Ortschaft Lewadne im Gebiet Saporischschja abgewehrt“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montag.

Konaschenkow räumte unterdessen indirekt ein, dass ukrainische Truppen die Siedlung Neskutschne zurückerobert haben, dort habe man ukrainische „Truppenkonzentrationen“ vorgefunden, hieß es aus Moskau. Bisher galt die Siedlung als russisch kontrolliert.

Ukraine: Soldaten veröffentlichen Bilder vom Hissen der Nationalfahne

Am Wochenende hatten jedoch ukrainische Einheiten Bilder vom Hissen der Nationalfahne in dem Dorf veröffentlicht. Dass Moskau nun meldet, die Siedlung beschossen zu haben, kann als weiteres Indiz dafür dienen, dass Russland die Kontrolle über die Siedlung verloren hat. Russische Angaben haben sich zudem seit Kriegsbeginn oft als falsch herausgestellt.

Nach Einschätzung westlicher Experten versuche der Kreml mit seinen Statements dementsprechend die Erfolge der ukrainischen Streitkräfte bei ihrer Offensive gegen die russische Armee herunterzuspielen. Das schrieb das „Institute for the Study of War“ (ISW) in seinem jüngsten Lagebericht am Sonntag (Ortszeit) in Washington.

Westliche Experten: Russland probiert ukrainische Erfolge herunterzuspielen

So würden erfolgreiche Vorstöße und Gebietsgewinne der Ukrainer im Süden des Landes in russischen Quellen mit der Darstellung kleingeredet, es handele sich um „Grauzonen“, die ohnehin noch umkämpft oder nicht vollständig unter der Kontrolle Russlands gewesen seien. Wenn es ukrainischen Kräften gelinge, russische Verteidigungslinien zu durchbrechen, werde dies verschwiegen.

Die ukrainische Armee habe mehrere Orte bei Angriffen im Süden, Südwesten und Südosten von Welyka Nowosilka im Gebiet Donezk befreit, heißt es in dem Bericht. Auch seien ihr Vorstöße im Gebiet Saporischschja gelungen. Es habe ukrainische Offensivhandlungen an mindestens drei Abschnitten der Front gegeben. Am 10. und 11. Juni seien dabei Gebietsgewinne erzielt worden. Entgegen mancher Darstellung sei es aber verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt von einem ukrainischen „Durchbruch“ zu sprechen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 15 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg, der am 24. Februar 2022 begonnen hatte. Das mit westlichen Waffen ausgestattete Land will sich im Zuge einer Gegenoffensive die von Russland besetzten Gebiete zurückholen. Dazu hatte Kiew zuletzt auch breite Offensivhandlungen und Angriffe seiner Truppen bestätigt. Es gab allerdings weiter keine klare Bestätigung, dass die seit Monaten angekündigte Großoffensive begonnen hat. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Freitag gesagt, diese Offensive der Ukraine habe bereits begonnen. (das/dpa)