Verteidigungsminister will BefehlsgewaltStreit zwischen Moskau und Wagner-Chef eskaliert – „Putins Bluthund“ springt ein

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Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, weigert sich einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium zu unterzeichnen. Seine Loyalität gelte lediglich Wladimir Putin, erklärte Prigoschin. (Archivbild)

Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, weigert sich einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium zu unterzeichnen. Seine Loyalität gelte lediglich Wladimir Putin, erklärte Prigoschin. (Archivbild)

Jewgeni Prigoschin verweigert einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium. Ramsan Kadyrow offenbar nicht.

Im bereits seit Monaten schwelenden Konflikt zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und dem Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ist es zu einer weiteren Eskalation gekommen.

Nachdem Prigoschin Verteidigungsminister Sergei Schoigu in den letzten Wochen immer wieder mit scharfen Worten attackiert hatte, teilte das Verteidigungsministerium am Montag (12. Juni) nun mit, dass alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt gebracht werden sollen.

Streit eskaliert weiter: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin will nicht an Sergei Schoigus Leine

Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle.

Prigoschin reagierte am Sonntag prompt auf die Pläne aus Moskau und teilte mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben. Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen.

Jewgeni Prigoschin zeigt nur gegenüber Wladimir Putin Loyalität

Wagner werde daher keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen. Es könne sein, dass Wagner dann keine Waffen und Munition erhalte – doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche, erklärte Prigoschin, der Schoigu in der Vergangenheit oftmals mit derben Worten attackiert hatte. 

Der Söldnerchef betonte zugleich mit Blick auf die Befehlsgewalt, dass er sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber und den Interessen Russlands unterordne. Auch dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte Prigoschin angesichts einer Vielzahl an Niederlagen in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine zuvor immer wieder Unfähigkeit vorgeworfen.

Probleme bei Wladimir Putins Streitkräften: Russische Soldaten klagen über mangelhafte Ausstattung

Prigoschin sagte, dass seine Söldnerarmee in Abstimmung mit Gerassimows Stellvertreter Sergej Surowikin Kampfeinsätze festlege. Surowikin sei klug, erfahren und stehe für ein hohes Maß an Effektivität und Erfolg. Eine Reaktion von offizieller Seite in Moskau auf Prigoschins Weigerung gab es zunächst nicht. Prigoschin gilt als enger Vertrauter Putins in Russland als nahezu unantastbar.

Schoigus Stellvertreter Pankow hatte erklärt, mit der Eingliederung der Einheiten in das Ministerium sollten die militärischen Möglichkeiten und der effektive Einsatz der Kämpfer verbessert werden. Die Truppen könnten dann auch besser ausgerüstet werden, hieß es. Allerdings gibt es schon jetzt immer wieder Klagen russischer Soldaten über eine mangelhafte Ausstattung.

Ersetzt Wladimir Putins „Bluthund“ Ramsan Kadyrow die Wagner-Truppe und Jewgeni Prigoschin? 

Am Montag vermeldete Moskau dann prompt Vollzug: Laut eigenen Angaben hat das Verteidigungsministerium die Spezialeinheit „Achmat“ unter Vertrag genommen. „Achmat“ gilt als Privatarmee des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow, der als „Putins Bluthund“ bekannt geworden ist. Kadyrow hatte sich zuletzt kritisch über Wagner-Chef Prigoschin geäußert und versucht, seine Loyalität Putin gegenüber zu unterstreichen. (mit dpa)