Manche dürfen, andere nichtAbiturienten im Kreis Euskirchen feiern Mottowoche

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Die Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Emil-Fischer-Gymnasiums haben sich in dieser Woche täglich ein besonderes Outfit einfallen lassen. Am Donnerstag wurde sich zum Motto „Zeitreise in verschiedene Epochen“ verkleidet.

Die Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Emil-Fischer-Gymnasiums haben sich in dieser Woche täglich ein besonderes Outfit einfallen lassen. Am Donnerstag wurde sich zum Motto „Zeitreise in verschiedene Epochen“ verkleidet.

Kreis Euskirchen – Am Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen ist die Freude trotz all der Corona-Hindernisse groß. Die 113 Abiturienten haben ihre Mottowoche, in der sie sich traditionell verkleiden, um die letzten klassischen Schultage zu feiern, coronakonform gestaltet. Wie immer steht in dieser Woche jeden Tag ein anderes Motto an, zu dem jeder ein passendes Outfit zusammenstellt: Zu den „Olympischen Spielen“ etwa kommen alle in Sportklamotten, am „Hollywood-Tag“ wird sich für den imaginären roten Teppich aufgehübscht.

Am Mittwoch lautet das Motto „Lehrerzimmer“. Viele Schüler ziehen sich an wie die eigenen Lehrer. Mit Karohemd. Oder Kaffeetasse in der Hand. „Manche Kollegen hat man auf jeden Fall direkt wiedererkannt“, so Stufenleiterin Sibylle Kausche. „Dieses Jahr müssen wir wegen des Infektionsschutzes natürlich mehr Rücksicht nehmen und uns so verhalten, dass nichts passiert“, so Abiturientin Lilian Bollig (17): „Ich finde aber, dass wir bei der Planung der Alternativen als Stufe noch mehr zusammengewachsen sind.“

Nur ein kleiner Abigag

So gibt es in diesem Jahr am Emil-Fischer-Gymnasium nur einen kleinen Abigag. Tänze mit Lehrern und Schülern im Schulgebäude oder Treffen mit Abiturienten der Marienschule sind jedoch tabu. „Die Boxen, die sonst drinnen stehen, haben wir jetzt auf dem Schulhof aufgestellt“, erklärt Mitschüler Emanuel Geist (18). Den Tanz, den man in der Mottowoche draußen vorgeführt habe, haben alle zu Hause alleine einstudiert.

„Das, was wir machen dürfen, versuchen wir so gut es geht auszukosten“, so der Flamersheimer. „Man kann auch abgespeckt Spaß haben“, findet auch Fabienne Philippsen y Febrer (18). Wegen der Corona-Pandemie genieße die Stufe die Highlights, die sie gemeinsam habe, umso mehr.

Abiball weiter unsicher

Dies zu hören „rührt“ auch den stellvertretenden Schulleiter Wolfram Ferber. „Wir haben ja versucht, ihnen alles zu ermöglichen, was geht“, sagt er. Wie genau jedoch der traditionelle Gottesdienst, die Zeugnisübergabe und der Abiball nach den Prüfungen stattfinden sollen und ob Teile davon ausfallen müssen, steht derzeit noch nicht fest. „Wir planen den Abiball trotzdem, um – wenn es geht – auf jeden Fall etwas machen zu können“, so Geist. Die Abschlussfahrt der Stufe nachzuholen, die wegen der Pandemie ebenfalls ausgefallen ist, sei aber schwieriger. „Vielleicht machen wir in ein paar Jahren noch mal ein Stufentreffen. Aber ich brauche jetzt nicht nach Mallorca oder Lloret de Mar fliegen, wenn alles zu hat und ich dann wie hier mit Maske rumsitze“, findet der 18-Jährige.

80-/90-er-Jahre lautete am Donnerstag das Motto der Abiturienten der Clara-Fey-Schule in Schleiden.

80-/90-er-Jahre lautete am Donnerstag das Motto der Abiturienten der Clara-Fey-Schule in Schleiden.

Über eine Mottowoche gefreut hätten sich auch die Abiturientinnen und Abiturienten des Gymnasiums am Turmhof in Mechernich, die sich über eine Sprecherin an diese Zeitung gewandt haben und anonym bleiben möchten. „Wegen des Infektionsrisikos wurde unsere Mottowoche und auch das Verkleiden vom Schulleiter abgesagt. Diese Entscheidung wirkt so willkürlich, wenn wir sehen, dass es doch an anderen Schulen auch geht“, berichtet sie. Das Argument der Schulleitung sei gewesen, dass das Infektionsrisiko im Kostüm höher sei.

Abiball schon im September abgesagt

Auch der Abiball sei schon im September abgesagt worden. Und die Abschlussfahrt sei wegen der Corona-Schutzverordnung sowieso nicht möglich gewesen. „Wir fühlen uns unverstanden und alleine gelassen. Uns ist klar, dass wir Rücksicht nehmen müssen. Aber man kann nicht von uns verlangen, dass wir der Schulleitung Vertrauen entgegenbringen, wenn man uns nicht vertraut.“ Sogar rechtliche Konsequenzen habe der Schulleiter Micha Kreitz einigen Schülern im Gespräch angedroht, sollten sie sich nicht an die Vorgaben der Schulleitung halten.

Nur noch wenige Abiturienten der Stufe mit rund 80 Schülern könnten die Vorgabe der Schulleitung nachvollziehen: „Wir wollen, dass das mal in der Zeitung steht, damit der Schulleiter sieht, wie unfair das alles für uns ist.“ Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt die Schule, dass es keine Mottowoche für die Abiturienten gab. Es werde noch besprochen, wie es nun weitergehe, teilt das Sekretariat mit. Der Schulleiter selbst war kurzfristig nicht zu sprechen. Wegen der Corona-Pandemie kehren die Abiturienten nach den Osterferien für wenige Tage in die Schule zurück, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, die am 23. April starten. 

Coronakonforme Mottowoche

Die 112 Abiturienten der Clara-Fey-Schule in Schleiden feiern ebenfalls eine coronakonforme Mottowoche. Sie verkleiden sich mitunter als Kinder vom Land oder getreu dem Motto „Pyjamaparty“. „Diejenigen, die schon 18 sind und einen eigenen Traktor haben, sind am Landkindertag auch mit dem Traktor auf den Schulhof gefahren“, erzählt Abiturientin Jennifer Jansen (18). „Die Schüler konnten sich verkleiden – ohne laute Musik, ohne in die Klassen zu rennen. Und sie haben sich sehr gut an die Vorgaben gehalten. Das war schön“, sagt Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards.

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Jansen hat den Eindruck, dass viele aus ihrer Stufe froh gewesen seien, den Abschied überhaupt in irgendeiner Form feiern zu können – passend zum Abimotto „Abios Amigos, nach Siesta kommt Fiesta“. „Ein bisschen Wehmut, dass so eine lange Schulzeit nun zu Ende geht, schwebt ja eh immer mit“, so Jansen. Daran ändert wohl auch die Corona-Pandemie nichts.