Schutz bei HochwasserStadt Schleiden will an zehn Stellen Überflutungsbereiche schaffen

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Blick auf das Tal zwischen Olef und Schleiden.

Auf der Wiese links neben der Straße, unmittelbar unterhalb des Schleidener Krankenhauses, könnte eine der geplanten Retentionsflächen entstehen.

Für knapp 27 Millionen Euro will Schleiden den Hochwasserschutz verbessern. Finanziert werden sollen die Projekte über den Wiederaufbaufonds. 

Wassermassen bei Starkregenereignissen aufnehmen, Fließgeschwindigkeiten reduzieren und Treibgut von den Brücken fernhalten: Dabei sollen zehn Maßnahmen zum Schutz von Siedlungsbereichen im Stadtgebiet Schleiden helfen, die Wiederaufbauleiter Waldemar Brost am Dienstagabend im Rathaus dem Stadtentwicklungsausschuss vorstellte und die die Stadt in Eigenregie durchführen will.

Die geschätzten Gesamtkosten von knapp 27 Millionen Euro sollen, wenn möglich, komplett über den Wiederaufbau finanziert werden. Diese Möglichkeit hat das Land NRW mit einer Änderung der Förderrichtlinie eröffnet.

Die Verrohrungen mehrerer Bäche sind zu klein dimensioniert 

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„Nach einer Änderung der Förderrichtlinie können Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz zu 100 Prozent über den Wiederaufbau abgerechnet werden“, erklärte der Beigeordnete Marcel Wolter. Das Land habe erkannt, dass die Wiederaufbauprojekte geschützt werden müssten. Am Ende müsse aber abgewartet werden, ob der bereitgestellte Fördertopf groß genug sei.

Fünf Maßnahmen sind in Gemünd geplant, je zwei in Oberhausen und in Olef sowie eine in Schleiden. „Die einzelnen Maßnahmen werden alle nur eine gewisse Wirkung haben, zusammen werden sie aber schon spürbar sein“, sagte Brost. In Mauel soll der Bolzplatz an der Urft abgesenkt und als Retentionsfläche genutzt werden.

Die einzelnen Maßnahmen werden alle nur eine gewisse Wirkung haben, zusammen werden sie aber schon spürbar sein.
Waldemar Brost

Eine ähnliche Fläche soll an der ehemaligen Kindertagesstätte im Wingertchen entstehen. Der Lompigbach entspringt oberhalb der Jugendherberge Gemünd und ist in Teilen verrohrt. Allerdings ist das Rohr laut Brost nicht ausreichend dimensioniert. Deshalb soll dort ein sogenannter Notwasserweg angelegt werden, der das überschüssige Wasser in die Urft ableitet.

Auch die Verrohrung am Holgenbach in Schleiden ist zu klein. Geplant ist, einen bestehenden Straßendamm zu ertüchtigen und so ein Staubecken oberhalb der Wohnbebauung schaffen. „Mit den Arbeiten am Holgenbach haben wir bereits begonnen“, erklärte der Wiederaufbauleiter. Melanie Funke (CDU) erinnerte daran, dass auch das Oberflächenwasser, das vom Ruppenberg herunterkomme, berücksichtigt werden müsse. „Die Auswirkungen werden im Rahmen der Planungen für den Starkregenschutz berücksichtigt“, antwortete der Wiederaufbauleiter.

Schleiden: Natürliche Rückhalteräume sollen geschaffen werden

Der Rinkenbach in Oberhausen wird aufgrund seines Einzugsgebietes und der Topographie als Starkregenrisikogewässer eingestuft. Vorgesehen ist, durch umfangreiche Geländemodellierungen bestehende Geländevertiefungen zu erweitern und so einen natürlichen Rückhalteraum zu schaffen.

Zwischen Wintzen und Olef sollen die Verrohrung des Selbachs rückgebaut und Flutmulden angelegt werden, die einen natürlichen Rückhalteraum bilden. Die kleinste Maßnahme ist im Gemünder Kurpark unterhalb des Wohnmobilstellplatzes geplant. Dort könnte in Zusammenhang mit dem Neubau der Brücke in der Pfarrer-Kneipp-Straße das Gelände um zwei Meter abgesenkt werden.

Hochwasserschutz: Drei größere Maßnahmen sind an Urft und Olef geplant

„Die größten Auswirkungen werden drei Maßnahmen in Oberhausen, Olef und Mauel haben“, führte Brost aus. „Diese drei Projekte können aber erst ausgeführt werden, wenn das Hochwasserschutzkonzept an Urft und Olef des Wasserverbands Eifel-Rur vorliegt“, ergänzte der Beigeordnete Wolter. In Oberhausen sollen zwischen der Bundesstraße 265 und der Straße Hofpesch 20.000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und so ein Stauvolumen für 51.000 Kubikmeter Wasser geschaffen werden.

Unterhalb des Schleidener Krankenhauses im Bereich der Kläranlage könnte das Gelände um bis zu zwei Meter abgetragen und mit den rund 30.000 Kubikmetern Material ein Wall angelegt werden.

Die Untere Wasserbehörde gibt positive Rückmeldungen

An der Urft zwischen Anstois und Mauel könnten durch Geländemodulation sogar 91.000 Kubikmeter zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden. Dort könnte eine Auenlandschaft entstehen. Für alle geplanten Projekte gibt es laut Brost positive Rückmeldungen der Unteren Wasserbehörde.

„Das ist eine beeindruckende Liste. Jeder Kubikmeter Wasser, der später in den Orten ankommt, kann wichtig sein“, meinte Petra Freche (Grüne). „Wir müssen vorankommen. Die Menschen haben kein Verständnis dafür, dass sie selbst auch auf kleine Maßnahmen lange warten müssen“, meinte Matthias Müller (FDP).

Manfred Müller (CDU) wollte wissen, ob es der Stadt in jüngster Zeit gelungen sei, Flächen für den Hochwasserschutz zu erwerben. Das wurde von Wolter verneint. Die Stadt hatte schon Anfang des Jahres angekündigt, für Hochwasserschutzmaßnahmen an Urft und Olef auch Möglichkeiten für eine Enteignung von privaten Grundstücken zu prüfen. Vorher, so Wolter, soll mit den Eigentümern aber noch einmal gesprochen werden.