Eiserne HochzeitSo lernten sich die Keßenichs aus Weilerswist kennen

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Margret und Bernd Keßenich aus Weilerswist sitzen auf einer Couch und halten sich im Arm. Im Vordergrund sind Rosen.

Margret und Bernd Keßenich aus Weilerswist feiern ihre eiserne Hochzeit.

Margret und Bernd Keßenich aus Weilerswist sind seit 65 Jahren verheiratet. Sie blicken zurück auf ihr Kennenlernen und viele Ehejahre.

Der Tag, an dem Margret und Bernd Keßenich aus Weilerswist zum ersten Mal zueinander fanden, war ein Muttertag. Es war Maiglöckchenzeit, deswegen ging Margret Keßenich mit ihrer Schwägerin in den Wald. Es war aber auch Jahrmarktszeit, deswegen fuhr Bernd Keßenich gemeinsam mit einer jungen Frau auf seinem Motorrad zur Euskirchener Kirmes.

So lernten Margret und Bernd Keßenich aus Weilerswist sich kennen

Margret Keßenich ist — anders als Bernd — keine gebürtige Weilerswisterin. Sie kommt ursprünglich aus Elsig. „Aber an diesem Tag hat meine Schwägerin aus Derkum mich eingeladen vorbeizukommen.“ Also fuhr die junge Frau mit dem Fahrrad von Elsig nach Weilerswist und landete noch am selben Abend im Elternhaus von Bernd Keßenich.

Die Hände von Margret und Bernd Keßenich greifen umeinander. Sie tragen beide einen Ring.

Die Keßenichs konnten sich immer aufeinander verlassen. Und auf ihren Fleiß.

„Denn das waren Bekannte meiner Schwägerin“, sagt sie. Als Bernd dann am Abend mit seinem Motorrad, aber ohne seine junge Begleitung in sein Elternhaus zurückkehrte, baten Vater und Mutter ihn darum, die junge Frau aus Elsig doch mit dem Motorrad zurück nach Hause zu fahren. Schließlich würde es bald dunkel, und der Weg sei weit.

Und dann ging es so richtig los mit den Schmetterlingen im Bauch.
Margret Keßenich

„Das hatten sie geschickt eingefädelt“, sagt Margret Keßenich und lacht schelmisch. Nur ein Verbot äußerten ihre Schwiegereltern vor Abfahrt der beiden: „Nicht auf die Kirmes“, hätten sie gesagt. Margret: „Natürlich waren wir dann aber doch auf der Kirmes.“ Sie lacht herzlich und sieht zu ihrem Mann.

Bernd Keßenich sagt, er sei am selben Tag also zweimal auf der Kirmes gewesen — einmal mittags und einmal abends. „Aber abends war es viel viel schöner.“ Nachdem er Margret vor ihrer Haustür abgesetzt und um ein weiteres Treffen gebeten hatte, war die andere Frau auch schon bald in Vergessenheit geraten. Mit der sei es „sowieso nur ein Hin und Her gewesen“, sagt er.

Die jungen Leute verliebten sich schnell ineinander

Daraufhin begannen Bernd und Margret, sich am Wochenende zu treffen. Von Sonntag zu Sonntag gewannen sich die beiden lieber. „Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Abend — da war Schützenfest in Nemmenich“, sagt Margret Keßenich. Nach dem Fest habe Bernd sie nach Hause gefahren.

Mir gefiel, dass Bernd so zurückhaltend, ausgeglichen und ruhig war.
Margret Keßenich

„Und vor der Haustür meiner Eltern kam es dann zu unserem ersten süßen Kuss.“ Sie lächelt, ihr Mann nickt. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden 22 und 23 Jahre alt. „Mir gefiel, dass Bernd so zurückhaltend, ausgeglichen und ruhig war“, sagt Margret Keßenich. „Und mir gefiel, dass Margret so eine spontane Frau war“, sagt Bernd Keßenich. Seine Frau: „Und dann ging es so richtig los mit den Schmetterlingen im Bauch.“

Sie stellte Bernd ihren Eltern vor. Bald darauf zog der junge Mann, der zu der Zeit Differenzen mit seiner Familie hatte, in ihr Elternhaus ein. Allerdings hatten die beiden zunächst getrennte Zimmer, denn schließlich waren sie noch nicht verheiratet. „Und mein Vater war streng“, sagt Margret. „Und katholisch“ ergänzt sie.

Das schwarz-weiße Hochzeitsfoto von Margret und Bernd Keßenich liegt auf dem Tisch. Darauf sind zwei junge glückliche Verheiratete zu sehen.

Als die Keßenichs heirateten hatten sie kaum Geld. Ihr Kleid musste Margret Keßenich selbst schneidern.

Um endlich rund um die Uhr beieinander sein zu dürfen, mussten die Keßenichs also heiraten. Das taten sie 1958 — erst standesamtlich, dann kirchlich. Als Eheleute durften sie in Margret Keßenichs Elternhaus in zwei eigenen kleinen Zimmern zusammenleben.

Das Leben der Eheleute war nicht immer einfach und von Arbeit geprägt

Doch es war eng, vor allem nachdem ihre erste Tochter zur Welt kam. „In den zwei kleinen Zimmerchen war so wenig Platz, dass wir die Kommödchen stapeln mussten“, sagt Margret Keßenich. „Und Geld hatten wir auch keins.“

Doch die Eheleute waren immer arbeitsam. Bernd Keßenich arbeitete auf dem Bau, im Warmwalzwerk, in der Landwirtschaft und half sogar mit beim Bau eines Atombunkers des Bonner Ministeriums. Margret Keßenich arbeitete in Kuchenheim am Fließband. „Ich habe an meinem Mann immer sehr geschätzt, wie fleißig er sein ganzes Leben lang gewesen ist“, sagt sie. Bernd Keßenich sagt über seine Frau dasselbe.

So konnten sie sich 1966 auch ihr eigenes kleines Haus in Weilerswist leisten. Ein Haus für die drei Kinder und ein Haus, in dem sich die beiden auch selbst einmal ausbreiten konnten — und die Kommoden nebeneinander statt übereinander stellen konnten.