GewässerschutzExperten untersuchen das Wasser aus privaten Brunnen rund um Zülpich

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Dr. Matthias Ahlbrecht arbeitet mit Reagenzgläsern und Messgeräten.

Dr. Matthias Ahlbrecht untersucht Brunnenwasser in Zülpich.

Mit seinem Labormobil machte der VSR-Gewässerschutz zur Brunnenwasseranalyse auf dem Zülpicher Marktplatz Halt.

Ein auffälliger gelber Transporter steht auf dem Zülpicher Marktplatz. In seinem Inneren befindet sich ein halbes Labor: Reagenzgläser aus Plastik, ein Gerät, um den ph-Wert, eins um die Leitfähigkeit zu messen.

Vor den geöffneten Schiebetüren des Labormobils stehen etwa 15 Menschen. Sie alle halten eine 0,5-Liter-PET-Flasche in den Händen und wollen die Qualität ihres Brunnenwassers vom zweiköpfigen Team des VSR-Gewässerschutzes untersuchen lassen.

Wichtericherin möchte Gartengemüse mit Brunnenwasser wässern

Eine von ihnen ist Darlene Cohnen aus Wichterich. Auf ihrem Arm hält sie ihre schläfrige Tochter, in ihrer Hand eine Wasserflasche mit Sportverschluss. Sie möchte wissen, ob sie ihr Brunnenwasser nutzen kann, um damit das Gemüse in ihrem Garten zu bewässern.

Das hat sich die junge Familie bisher nicht getraut. Und das aus gutem Grund: „Unser Nachbar hat eine Bodenprobe auswerten lassen“, sagt die Wichtericherin. Dabei sei herausgekommen, dass die Erde mit einer Menge Blei belastet war.

„Und falls das Wasser auch belastet ist, will ich das nicht auf das Gemüse kippen“, sagt Cohnen und begrüßt ihren Nachbarn. Auch er ist zur Grundwasseruntersuchung gekommen. Gemeinsam sehen sie sich die Preisliste an.

Bei der Analyse kommt es auf die anschließende Verwendung des Wassers an

Da gibt es etwa die einfache Gießwasseruntersuchung für 19 Euro. Geprüft wird dabei etwa Nitratgehalt und pH-Wert. Bei gutem Ergebnis kann das Wasser genutzt werden, um Zierpflanzen, Rasen und Bäume zu gießen.

Vor einem gelben Transporter stehen Experte Dr. Matthias Ahlbrecht und der ehrenamtliche Helfer Frank Sombrowski und beraten Interessenten.

Die Beratung sei besonders wichtig, erklärt Experte Dr. Matthias Ahlbrecht. Erst müssten die Interessenten sich im Klaren darüber sein, wofür sie ihr Wasser nutzen wollen.

Es gibt aber auch die große Trinkwasseruntersuchung für 99 Euro. Dabei wird das Wasser neben Bakterien etwa auch auf halogenhaltige Pestizide untersucht. Bei gutem Ergebnis kann das Brunnenwasser zum Kochen und Trinken verwendet werden.

Die Schwermetallanalyse kostet 138 Euro. „Das ist mir zu teuer“, sagt Cohnen und entscheidet sich dann für die Durchführung einer Gartenbrauchwasseruntersuchung und den Kauf eines Schwermetallfilters.

Experten untersuchen das Wasser auf Fäkalbakterien

Für die Gartenbrauchwasseranalyse entschieden sich letztendlich die meisten, erklärt Dr. Matthias Ahlbrecht. Denn das sei eine der kleineren und günstigeren Analysen (39 Euro), die aber auch die Überprüfung von Bakterien beinhalte. Und mit diesen Fäkalbakterien wie etwa E.coli infiziere man sich sehr schnell mit Durchfallerkrankungen, sagt Ahlbrecht.

Dazu müsse man das Wasser nicht einmal trinken. Es reiche, wenn man den Gartenschlauch berühre und sich dann unbewusst in die Mundregion greife. Vor allem Kinder wie die Tochter von Darlene Cohnen seien gefährdet. Dann führt Ahlbrecht entweder die Bewegung vor oder kratzt sich – ohne es selbst zu merken – am Kinn.

Durch die Landwirtschaft ist das Wasser in der Region oft nitratbelastet

Auch Bernd Griebel ist für die Gartenbrauchwasseranalyse gekommen. Er lebt auf einem alten Bauernhof in Schleiden. Mit Brunnenwasser hat er früher seine Esel getränkt. Um das Tränkwasser überprüfen zu lassen, ist er damals nach Rheinland-Pfalz gefahren.

Als er das Ergebnis der Untersuchung bekam, stellte er die Versorgung seiner Esel mit Brunnenwasser ein. Zu stark war es mit Aluminium belastet und verschmutzt durch „landwirtschaftliche Rückstände“.

Reagenzgläser aus Plastik und ein pH-Messgerät liegen auf einem Tisch.

Die Messgeräte im Labormobil des VSR-Gewässerschutz sind für die Vor-Ort-Untersuchungen gedacht. Die Proben der Interessenten werden ins Labor geschickt.

Das sei im Kreis Euskirchen und in der Eifel generell eines der größten Probleme, sagt Harald Gülzow, Sprecher des VSR-Gewässerschutzes – nämlich die Grundwasserbelastung durch Nitrat aus der Landwirtschaft.

Im Jahr 1991 sei der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser festgelegt worden: 40 Milligramm pro Liter. „Dieses Ziel haben wir bis heute an den wenigsten Orten mit landwirtschaftlichen Betrieben erreicht“, sagt Gülzow.

Die neue Düngeverordnung hat an der Nitratbelastung nichts verändert

Das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung habe daran bisher nichts geändert. Und das liege nicht etwa daran, dass erst etwas Zeit vergehen müsse, bis sich etwas tue. In der oberen, durch Regen gefüllten Grundwasserschicht sollten sich Veränderungen nämlich eigentlich sofort zeigen.

„Und das war bisher nicht der Fall. Die Brunnen sind immer noch stark nitratbelastet.“ Deswegen wartet er gespannt die kommenden Analyseergebnisse nach der Herbstdüngung ab.

Auf Analyseergebnisse wartet jetzt auch Bernd Griebel: „Es kann gut sein, dass mich nach der heutigen Analyse die gleichen Ergebnisse erwarten wie damals.“ Aber heute lasse der Schleidener die Untersuchung ohnehin nur aus reinem Interesse und nicht wegen der Esel durchführen. Denn die leben inzwischen nicht mehr. Das liege aber nicht am vergifteten Wasser, sondern an der vergangenen Zeit.

Über den VSR-Gewässerschutz

Seit über 40 Jahren setzt sich die gemeinnützige Umweltschutzorganisation VSR bundesweit für sauberes Grundwasser ein. Durch Wasseranalysen werden besondere Grundwasserbelastungen aufgedeckt. Mit Auswertung der Messergebnisse setzt sich die Organisation für eine Verbesserung der Wasserqualität ein.

In einem regelmäßigen Turnus befahren die Gewässerexperten die jeweiligen Gebiete und informieren über regionale Grundwasserbelastungen und ihre jeweiligen Ursachen. Nicht nur am Informationsstand selbst, sondern auch auf der Website können Interessierte sich über Belastungen informieren, sich selbst ehrenamtlich beim VSR engagieren oder eine Wasseranalyse in Auftrag geben. (kkr)