Neue Schau im Kunstverein LeverkusenEine Ausstellung, die viele gute Fragen aufwirft

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Kazuma Nagatani (links) und Nana Hirose werfen mit ihrer Installation im wortwörtlichen Sinne Fragen auf.

Leverkusen  – Wer die Galerie betritt, der erlebt einen Moment der Verwunderung und Verwirrung: Vor den eigenen Füßen breitet sich ein Boden aus, dessen 1036 Kacheln allesamt mit je einem Buchstaben oder Fragzeichen beklebt sind. Und es stellen sich unweigerlich Fragen wie: „Darf ich da jetzt rein? Darf ich da drauf treten? Muss ich die Schuhe ausziehen? Und was bitteschön steht da?“

Kurzum: Ohne auch nur einen Fuß in diese Ausstellung gesetzt zu haben, ist man schon mittendrin in „Resonances Of Distances“ von der japanischen Künstlerin Nana Hirose und dem japanischen Künstler Kazuma Nagatani im Kunstverein Leverkusen. Besser geht es nicht.

Drinnen wird es noch besser

Wobei: Das stimmt nicht so ganz. Denn drinnen wird es definitiv noch besser. Weil das Duo, das über Stationen in Berlin und Bremen mittlerweile als Kunstschaffende in Düsseldorf gelandet ist, mit seiner Schau dem Alltag und dessen Aktualität auf beeindruckende Weise Rechnung trägt: Auf dem Boden der Galerie stehen nämlich 37 Fragen, die Kinder ihren Eltern gerne einmal stellen und die mitunter nicht nur sattsam bekannt, sondern vor allem entwaffnend sind in ihrer Authentizität: „Warum fallen die Sterne nicht vom Himmel?“ „Warum ist der Himmel blau?“ „Warum ist die Banane krumm?“ sind noch die, wenn man so will, banalsten von ihnen. Ans Eingemachte geht es, wenn dort etwa „Warum gibt es Arme und Reiche?“ zu lesen steht.

Weil die Buchstaben, aus denen diese Fragen zusammengesetzt und auf den Boden geklebt sind, aus silberner Folie bestehen und die Scheinwerfer im Raum deren Reflexionen an die Wände und die Decke werfen, befindet man sich als Betrachtender dieser Installation in einem Raum, der einem mit Fragen umgibt. Und der Fragen zum Leben und über das Leben auf alles und jeden zurückwirft – eine wunderbare Metapher gerade in einer Zeit, in der Klimawandel, Pandemie oder um sich greifender Rassismus vielleicht mehr Fragen als je zuvor aufkeimen lassen.

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Nah am Leben und der Kunst

Gleichzeitig näher am Leben und näher an der Kunst sein kann man nicht als Nana Hirose und Kazuma Nagatani, deren Gastspiel im Kunstverein zu einer von der Düsseldorfer Galerie „Based On Art“ initiierten Ausstellungsreihe japanischer Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zur Landeshauptstadt respektive NRW gehört.

Im zweiten Galerie-Raum in den Remisen des Schlosses geht es zudem weiter mit dem Blick aufs Leben durch die imaginäre Brille der Kunst: Dort hat das Duo bekannte Gegenstände der hiesigen Alltagskultur mittels  Negativformen in Porzellan gegossen. Beziehungsweise: In einen porzellanartigen Stoff, der sich bei Erhitzung im Ofen verformt.

Deformierte Flaschen und Bananen

Die Folge: Die „Maggi“-Flaschen, Avocados, Schokoladentafeln, Schnapspullen, Bananen, Croissants oder „Sauce Hollandaise“-Tetrapaks liegen wie zerflossen und deformiert auf einem langen Tisch und wirken gerade ob dieser Abstraktion so faszinierend. Sie sind wohlbekannt und verwirrend zugleich. Ein künstlerischer Coup, der mehr als einen Blick lohnt.

„Resonances Of Distances“ wird am Donnerstag, 2. Dezember, um 17 Uhr eröffnet und ist bis zum 16. Januar im Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schosses zu sehen. Öffnungszeiten sind freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter ☎ 0160/5 53 22 25. Die jeweils aktuellen Voraussetzungen für den Einlass vor dem Hintergrund der Pandemie sind auf der Internetseite des Kunstvereins einzusehen.