BahnticketsReisezentrum am Bahnhof Leverkusen Mitte schließt bald endgültig

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Das Reisezentrum am Bahnhof Leverkusen Mitte

Ende Juni schließt das Reisezentrum am Bahnhof Leverkusen Mitte.

Wer in Leverkusen eine Fahrkarte für den Nah- oder Fernverkehr der Bahn kaufen möchte, wird das bald nur noch online erledigen können.

Die Deutsche Bahn ist nur noch wenige Wochen mit Personal für den Fahrkartenverkauf in Leverkusen vertreten. Das bundeseigene Unternehmen teilt am Eingang und den Fensterscheiben des Reisezentrums in den provisorischen Containern zwischen Busbahnhof und Bahnhof Leverkusen Mitte mit, dass das Reisezentrum „am 30. Juni dauerhaft“ schließt. Kundinnen und Kunden erhielten Fahrkarten, Reservierungen und Informationen „bequem und jederzeit“ über die DB-eigene Navigator App und die Webseite der Deutschen Bahn, verkündet der bundeseigene Konzern.

Auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ sagte eine Sprecherin der Bahn, man bedauere, dass das Reisezentrum in Wiesdorf nicht weiter betrieben werden könne. Es gebe zwei wesentliche Gründe für dessen Schließung. Der Nahverkehrsträger Go.Rheinland (früher: Nahverkehr Rheinland) habe die Deutsche Bahn bis Ende Juni mit dem Verkauf von Fahrkarten durch Personal für den Nahverkehr beauftragt. Dieser Auftrag sei ausgelaufen und nicht verlängert worden. Zum anderen gebe es seit Jahren einen Trend bei Bahnpassagieren hin zum Online-Kauf von Fahrkarten für den Fernverkehr. Immer weniger Kunden und Kundinnen kämen dafür ins Reisezentrum, so die Sprecherin. Vier von fünf Fahrkarten für den Fernverkehr erwerben Passagiere demnach über die App oder die Webseite der Bahn.

Go.Rheinland kann Leverkusen Mitte nicht mehr wirtschaftlich betreiben

Holger Klein, Sprecher von Go.Rheinland, teilte dazu mit, der Standort am Bahnhof Leverkusen Mitte habe für den Nahverkehrsträger nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Zudem sehe die aktuelle Planung für den seit Jahren zum Beispiel von der Stadt geforderten Neubau eines Bahnhofsgebäudes keine Flächen für ein Reisezentrum vor. Ob Go.Rheinland ein Reisezentrum mit Personal durch die Bahn betreiben lassen würde, wenn es solche Flächen in einem Bahnhofsgebäude gäbe, ist allerdings längst keine ausgemachte Sache. Go.Rheinland würde die Situation in einem solchen Fall neu bewerten, schrieb Klein dazu auf Anfrage dieser Zeitung.

Der Aushang im Reisezentrum

Ein Aushang informiert über die Schließung.

Klein verwies für Kundinnen und Kunden, die nicht bereits ein digitales Ticket nutzen oder mit einem Abo Zug fahren, auf die Fahrkartenautomaten auf den Bahnsteigen. Wer sich in Fragen des Nahverkehrs beraten lassen will, erhält demnach Antworten auch im Kundencenter der Wupsi gegenüber vom Bahnhof. 

Auch im Rathaus löst die Nachricht von der Schließung des Reisezentrums der Bahn Bedauern aus. Die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort und die Wupsi hätten in Gesprächen mit der Bahn eine Lösung analog zur Situation in Opladen gesucht. Dort können Bahnreisende bei der Wupsi auch Fernreisetickets kaufen. „Aber daran hatte die Bahn für Leverkusen Mitte kein Interesse“, sagte dazu die städtische Sprecherin Britta Meyer. 

Daran hatte die Bahn für Leverkusen Mitte kein Interesse
Sprecherin Britta Meyer über Gespräche mit der DB zu einer Lösung für den Fahrkartenverkauf

Kritik am Vorgehen der Bahn kommt auch vom Fahrgastverbandverband Pro Bahn. Sprecher Detlef Neuß sagte: „Die fahren knallhart die Schiene, dass der Vertrieb online abgewickelt wird. Aus unserer Sicht sollte es eine Möglichkeit geben, auf analoge Weise eine Fahrkarte zu erwerben.“ Auch deutlich größere Städte als Leverkusen – zum Beispiel Mönchengladbach oder Krefeld – verfügten an ihren Bahnhöfen nicht mehr über Reisezentren mit Personal. Neuß erkannte auch die betriebswirtschaftlichen Zwänge des Bahn-Konzerns an: „Der Anteil der Leute am Schalter wird immer geringer.“ Zwar seien die Unternehmensbereiche Stationen und Bahnnetz seit Januar 2024 in einer gemeinwohlorientierten Gesellschaft zusammengeführt. Dazu zähle aber nicht der Fahrkartenvertrieb, der weiterhin gewinnorientiert arbeite. 

So bleibt dem Bahnkunden in Leverkusen ab Juli für ein Beratungsgespräch oder den Kauf einer Fahrkarte für den Fernverkehr am Schalter nur der Weg zum arg verdreckten Bahnhof Leverkusen Mitte. Dort kann er oder sie dann in einen Nahverkehrszug zu den Reisezentren in den Bahnhöfen Köln-Mülheim oder Köln-Deutz steigen – vorausgesetzt der Kunde oder die Kundin sind in der Lage, die Treppenstufen zu den Gleisen zu erklimmen. Denn auch einen Aufzug auf den Bahnsteig wird es ja bis auf Weiteres in Leverkusen Mitte nicht geben.