GebührenWarum die Müllabfuhr in Leverkusen wieder teurer wird

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Blick ins Müllheizkraftwerk der Avea in Leverkusen

Das Müllheizkraftwerk der Avea speist Leverkusens Fernwärmenetz. Trotzdem fällt ab 2024 eine CO₂-Abgabe an. Das treibt die Abfallgebühr nach oben.

Der Biotonnen-Effekt ist zwar noch da – trotzdem ziehen die Preise an. Auch, weil der CO₂-Ausstoß des Müllofens etwas kostet.  

21,64 Euro mehr ohne Biotonne, 18,61 Euro ohne Biotonne, wenn man selbst kompostiert und nur 4,43 Euro, wenn man eine Biotonne benutzt. Das alles aufs Jahr gerechnet für einen Vier-Personen-Haushalt. Die Abfallgebühr in Leverkusen steigt ein Jahr nach dem grundlegenden Systemwechsel samt Einführung der Biotonne um rund 5,8 Prozent. Das, so heißt es von der Avea, entspreche nicht annähernd der Kostensteigerung. Die beziffert die Entsorgungsfirma auf fast 13,8 Prozent.

Das liege zum einen an höheren Löhnen und anderem höheren Aufwand. Vor allem aber schlage ins Kontor, dass künftig der Kohlendioxid-Ausstoß des Müllofens im Eisholz einen Preis hat. Dabei tut es nichts zur Sache, dass die Anlage das Leverkusener Fernwärmenetz versorgt – was man in der Entsorger-Branche kritisch sieht. Erst recht, weil die CO₂-Abgabe in den kommenden Jahren in großen Sprüngen steigen wird.    

Die Biotonne macht in Leverkusen einen großen Spareffekt

Die Abfallgebühren für 2024 werden für den Musterhaushalt mit vier Personen zwischen 276,28 und 399,42 Euro liegen. Die Ersparnis für Benutzer der Biotonne ist auch deshalb beträchtlich, weil sie für vier Personen nur eine 80 Liter große Restmülltonne nehmen müssen. Das ergibt eine Leistungsgebühr von 246,28 Euro, während dieser Posten bei Haushalten ohne Biotonne 369,42 Euro im Jahr beträgt. So viel kostet eine 120 Liter große Restmülltonne. Die wird auch dort zugrunde gelegt, wo selbst kompostiert wird: Aus Sicht der Avea bleibt trotz Kompostierung mehr Müll übrig – macht 120 Liter für den Restmüll.

Dieser Gedanke wurde seit Einführung der Biotonne immer wieder kritisiert. Denn unterm Strich zahlt ein Vier-Personen-Haushalt trotz Eigenkompostierung im Jahr gut 120 Euro mehr als einer ohne eigene Kompostierung, aber mit Biotonne. Der Gebührennachlass von künftig 51,72 Euro wiegt den Nachteil der größeren Restmülltonne nicht annähernd auf.  

Wer gar keinen Grünabfall vom Restmüll trennt – oder trennen kann – ist ab dem nächsten Jahr mit 399,42 Euro dabei. Tendenz auch hier: steigend, allein schon wegen der CO₂-Bepreisung des Avea-Ofens. 

Manches ist mit drin, was anderswo extra kostet

Mit drin sind ein paar Sonderleistungen, die in anderen Städten auch schon mal etwas kosten können. Das hat in der Vergangenheit immer wieder für Verdruss gesorgt, weil Leverkusen regelmäßig am Pranger des Bundes der Steuerzahler stand: als die deutsche Stadt mit den höchsten Abfallgebühren. Zwar hat sich die Stadtverwaltung mit Verweis auf die zusätzlichen Leistungen wie Sperrmüll- und Elektrogroßgeräte-Abfuhr oder die Grünschnittsammlung für Gartenabfälle stets gegen den Vorwurf gewehrt, extrem hohe Gebühren zu verlangen. Trotzdem steht in der Vorlage für den Stadtrat: „Mit der Neuausrichtung des Gebührensystems ist als ein Erfolg festzuhalten, dass der Bund der Steuerzahler festgestellt hat, dass die Abfallgebühren 2023 in Leverkusen im Mittelfeld angesiedelt sind und die Stadt Leverkusen nicht mehr die Stadt mit den höchsten Abfallgebühren ist.“

Das spießte am Montagabend Benedikt Rees von der Klimaliste auf: Man müsse sich schon entscheiden, ob der Bund der Steuerzahler grundsätzlich Recht hat oder nicht. Nicht nur der Vertreter der Klimaliste lehnte die neue Gebührensatzung ab. Auch AfD und Aufbruch Leverkusen – mit der Begründung, dass die Belastung immer noch viel zu hoch sei. Das machte fünf Gegenstimmen, hatte also keine Auswirkung. Die Müllgebühr steigt also.