Leiter bei HilfsaktionTierheim Leverkusen könnte Hunde aus der Ukraine aufnehmen

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Ukraine Leili

Diese Frauen aus der Ukraine finden Obdach in Leichlingen – und haben ihren kleinen Hund mitgebracht.

Leverkusen/Odenthal – Sie haben nur das Nötigste gepackt, zu wenigen Kleidungsstücken und Dokumenten gehören bei einigen Geflüchteten aus der Ukraine auch kleine Hunde oder Katzen. Gerd Kortschlag, Leiter des Tierheims in Opladen, bestätigt, dass er von der Stadt angesprochen wurde, ob sein Team auch Tiere aufnehmen könnte, wenn Not am Mann sei. „Natürlich sind wir bereit, zu unterstützen, auch wenn wir arg voll sind“, erklärt Kortschlag.

Er plädiert aber aus ganz anderen Gründen dafür, die Tiere erstmal nicht im Tierheim unterzubringen, sondern sie bei den Geflüchteten zu lassen: Die Menschen seien traumatisiert, Kinder würden sich an ihren Welpen festklammern, wie könne man sie dann von ihrem Tier, das ihnen „Trost“ gebe, trennen, fragt er und wirbt dafür, dass Thema in städtischen Unterkünften nicht strikt nach Anweisung zu behandeln.

Als die Stadt ihn um Unterstützung angefragt hat, habe Gerd Kortschlag sich dann aber „einen kleinen Seitenhieb“ nicht verkneifen können, erzählt er: Hätte die Stadtverwaltung die Baugenehmigung für den Erweiterungsbau schon erteilt, hätte man gewiss keine Platzprobleme in Opladen gehabt, sagt er. Seit knapp einem Jahr hängt das Tierheim in der Schwebe und wartet auf die lang ersehnte Genehmigung. Fördermittel von knapp 80.000 Euro liegen zurzeit auf Halde, das Tierschutzzentrum nimmt sogar in Kauf, Zinsen dafür zu bezahlen, damit die Summe bei grünem Licht direkt eingesetzt werden kann.

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Bei einem anderen Vorschlag wird es vielleicht schneller gehen: Die CDU in Leverkusen fordert, dass auch das zweite Jahr hundesteuerbefreit werden soll, wenn man einen Vierbeiner aus dem Tierheim aufnimmt. Das erste ist es bereits. Debattiert wurde das Thema am Donnerstagabend im Bürger- und Umweltausschuss, dort fand sich eine Mehrheit. Entschieden wird im Stadtrat.

Der Leiter des Tierheims findet die Idee natürlich gut, schlägt aber im gleichen Atemzug vor, dass auch Personen, die Pflegetiere aufnehmen, befreit werden sollen. Bislang werde nach zwei Monaten die Hundesteuer fällig, die das Tierheim bislang übernimmt. Aktuell seien zwei Tiere in Pflegestellen vermittelt, für diese Zahl könnte die Stadt die Steuern auch erlassen, findet Kortschlag.

Hilfstransport an rumänisch-ukrainische Grenze

In den kommenden Tagen wird er allerdings keine Zeit haben, sich mit der Politik in Leverkusen zu befassen. Kortschlag, der in Odenthal lebt, wird für eine humanitäre Hilfsaktion mit insgesamt mindestens drei Kleintransportern (darunter ein Bus vom Tierheim) an die rumänisch-ukrainische Grenze fahren und Hilfsgüter wie Lebensmittel und Hygieneartikel abliefern. Man habe Kontakte vor Ort, erzählt Kortschlag, der auch bei der Awo Odenthal aktiv ist.

In der bergischen Nachbargemeinde hat ein Netzwerk aus Verwaltung, Kirchen, Hilfsorganisationen, Vereinen und Freiwilligen die Organisation von Hilfen übernommen. Bei einer Spendenaktion seien knapp 4000 Euro zusammengekommen, berichtet Kortschlag. Am Freitag ist er mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern einkaufen gefahren, bevor es am Montag auf die 1600 Kilometer lange Tour geht.

„Man weiß nicht, welche Unwägbarkeiten auf einen warten“, sagt Kortschlag. Angst habe er keine, in der Ukraine – vor allem in Charkiw – sei er schon früher mehrere Male bei anderen Hilfsaktionen gewesen. Allerdings würden sie jetzt natürlich nicht die Grenze überqueren. Wichtig ist ihm, dass die Aktion fest koordiniert ist und auch die Stadtverwaltung von Odenthal mit im Boot ist. „Jeder spürt den Drang zu helfen“, sieht er, „blinder Aktionismus“ sei aber auch nicht gut.