College-FußballerDer Oberberger Max Schneider kickt in den USA

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Der Oberberger Max Schneider spielt als Fußballer in den USA.

Oberberg – Es ist die buchstäbliche Reise in eine andere Welt, wenn Max Schneider über Weihnachten seine Großeltern im idyllischen Alferzhagen besucht. Aber der 21-Jährige möchte diese Rituale keinesfalls missen: „Ich versuche, zweimal pro Jahr für einen längeren Zeitraum nach Deutschland zu kommen. Die Phasen benötige ich auch zur Erholung.“ Ansonsten befindet sich sein Lebensmittelpunkt im 6650 Kilometer Luftlinie entfernten West Virginia.

Traum vom Profivertrag

Aufgewachsen in Köln, studiert Max Schneider seit dem Sommer 2019 an der dortigen Marshall University Psychologie. Die Vorlesungen beginnen für ihn in der Regel allerdings erst am Nachmittag, denn vormittags trainiert er mit seinem Collegeteam auf dem Fußballplatz: „Ich habe das Glück, ein Sportstipendium bekommen zu haben. Ansonsten wäre das Studieren hier kaum bezahlbar.“

Insgeheim lebt aber auch immer der Traum von einem Profivertrag in der Major League Soccer: „Das ist mein Plan A, aber ich weiß auch, wie schwer das ist.“ Alternativ – oder auch für die Zeit nach der Profilaufbahn – würde er dann gerne im Bereich Sportpsychologie arbeiten.

Aber wie kam es zu diesem  durchaus ungewöhnlichen Weg eines jungen Mannes aus dem Rheinland? Die Fußball-Gene hat ihm sein Vater Hansjörg in die Wiege gelegt, der mehr als zehn Jahre Leistungsträger und Kapitän beim SC Fortuna Köln war. Auch er hat sich neben dem Fußball eine berufliche Existenz aufgebaut und arbeitet heute als Physiotherapeut bei Bayer Leverkusen.

Die Fußball-Gene vom Vater geerbt

„Natürlich gibt es Parallelen, wobei er noch auf einem höheren Level gespielt hat als ich. Aber ich wollte gerne etwas anderes sehen. Deswegen Amerika“, berichtet der Junior, der seit der U13 in der Jugend von Bayer Leverkusen spielte und nur in der U16 vorübergehend an Viktoria Köln ausgeliehen war. In der A-Jugend war  für ihn aber klar, dass es für den Sprung in den Profikader der Farbenstädter nicht reichen würde: „Ich war in meinem Jahrgang nicht der Beste. Wie soll es dann für die Profis reichen?“

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Die Fußball-Gene hat Vater Hansjörg Schneider Sohn Max in die Wiege gelegt. 

Also knüpfte er über eine Agentur Kontakte in die Vereinigten Staaten und die Scouts ließen sich nicht lange bitten. Leider brach sich der damals 18-Jährige ausgerechnet in der heißen Phase im Januar 2019 den Fuß, woraufhin drei Topuniversitäten von seiner Verpflichtung Abstand nahmen. Übrig blieb der Trainer der Marshall Universität, der den Sechser trotz Verletzung unbedingt haben wollte.

Die College-Meisterschaft gewonnen

Aber sportlich sollten die dortigen Rahmenbedingungen den Elite-Unis in wenig nachstehen, denn die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fand Max Schneider schnell ins Team und wurde auf Anhieb Leistungsträger. Andere deutsche Akteure erleichterten ihm den Übergang, und Englisch hatte er dank Leistungskurs in der Schule ohnehin schon gut drauf. Der Rest ergab sich dann im regelmäßigen Umgang mit Sprache und Mentalität.

Und sportlich konnte der Deutsche in seiner Collegezeit vier von fünf möglichen Titeln gewinnen. Dreimal gewann sein Uni-Team den Conference-Bereich und im Frühjahr diesen Jahres sogar die nationale College-Meisterschaft 2020, die sich wegen Corona zeitlich verschoben hatte.

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Und die Liga hat durchaus sportliche Qualität. „Ich würde das Niveau in der deutschen 3. Liga oder im oberen Regionalligabereich ansiedeln“, so Max Schneider, der noch ein Jahr in der College-Liga spielen wird. Parallel dazu versucht er sich natürlich, bei den Scouts für die amerikanische Profiliga zu empfehlen.

Casting für den Profibereich 2023

Die entsprechenden Castings, grob vergleichbar mit dem jährlichen NBA-Draft, steigen zum Jahresbeginn, wobei für Schneider aktuell kein Einstieg in den Profibereich mehr möglich ist: „Mein Ziel ist 2023.“ Dann wäre er auch im Idealfall bereits mit seinem Studium fertig und könnte sich ganz auf den Sport konzentrieren.

Dennoch sind seine Profichancen – ähnlich wie in Deutschland – zwar vorhanden, aber nicht überproportioniert. Lediglich acht sogenannte Roster-Slots (Kaderplätze) hat jedes der 24 MLS-Team für nicht US-Bürger zur Verfügung. „Das sind wichtige Positionen, die auch hochkarätig besetzt werden. Ich konkurriere also mit sämtlichen Kickern aus Europa und Südamerika“, weiß der Kölner genau.

Auch die Zweite Liga wäre eine Option

Dennoch lebt er weiter seinen Traum und hat darüber hinaus schon große Teile des Landes kennengelernt: „Ich habe Freunde in Florida und war auch schon unter anderem in California, Los Angeles, Seattle und San Diego. Das Land und der Livestyle sind faszinierend.“

Und wenn es mit dem Traum von der Major League Soccer nicht klappt, wäre die 2. Liga (USC Championship) für ihn auch eine mögliche Option: „Auch da sind interessante Clubs dabei.“ Hinzu kommt, dass im Hinblick auf die Fußball WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ein weiterer Soccer-Boom in den Staaten erwartet wird.