Ortsrand von DreibholzPolizei schlichtet Streit um Baumfällungen

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Holz des Anstoßes: Zunächst wurden kleinere Stämme gefällt. Bis zu einem klärenden Gespräch sollen die Arbeiten ruhen.

Holz des Anstoßes: Zunächst wurden kleinere Stämme gefällt. Bis zu einem klärenden Gespräch sollen die Arbeiten ruhen.

Dreibholz – Ein Streit zwischen Eigentümern und Anwohnern wegen Holzfällarbeiten bei Wiehl-Dreibholz ist am Samstag eskaliert. Am Ende rückte die Polizei an und nahm die Personalien der Beteiligten auf, weil diese sich wechselseitig Anzeigen androhten. Dabei sind beide Seiten der Auffassung, dass sie sich im Sinne des Klimaschutzes engagieren.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist ein gescheitertes Bauprojekt. Auf dem Areal am nordwestlichen Ortsrand sollten Wohnhäuser entstehen, um „eine sinnvolle Abrundung der Siedlungsstruktur zu schaffen“, wie es in dem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung hieß. Dieser wurde im November 2019 vom Planungsausschuss des Stadtrats einstimmig angenommen.

Widerstand der Anwohner

Dann aber regte sich der Widerstand von Anwohner, die den Laubwald nicht für neue Häuser opfern wollen und bei der Politik offene Ohren fanden – mit der Folge, dass der Ausschuss seinen Beschluss im September 2020 wieder kassierte.

„Die Politiker hatten Angst, dass sie nicht wiedergewählt werden“, ärgert sich Rainer Galunder. Das sei „schäbig“. Der Nümbrechter Immobilienunternehmer und Umweltweltgutachter ist zusammen mit seinem Geschäftspartner Eigentümer der Fläche, seit sie diese von einer auswärtigen Erbengemeinschaft übernommen haben.

Für ihn ergab sich aus dem gescheiterten Bebauungsplan die Konsequenz, das Grundstück forstwirtschaftlich zu nutzen und den Baumbestand zu vermarkten. Anschließend will er dort neuen Wald anpflanzen. „Das Thema Bebauung ist für mich durch.“ Aber das Votum der Politik bedeute ja nicht, dass das Grundstück enteignet sei.

Bei dem Waldstück handele es sich um ein wertvolles Biotop

Seine Entscheidung steht für Galunder nicht im Widerspruch zum Naturschutz, für den er sich als Vorsitzender der Wählergemeinschaft Homburger Ländchen und als Windkraftgegner einsetzt. Im Gegenteil: „Wer Klimaschutz will, muss heimisches Holz ernten“, ist seine Überzeugung. Bei diesem Waldstück handele es sich nicht um ein wertvolles ökologisches Biotop.

Die Anwohner halten diese Aussagen für vorgeschoben. Sie argwöhnen, dass Galunder vollendete Tatsachen schaffen will. Darum suchten sie am Samstag die Konfrontation mit den Waldbesitzern. Astrid Wilhelmi glaubt, dass die Eigentümer „durch die Vernichtung des Waldes die Voraussetzung für die Umwandlung des Waldstücks in Bauland erreichen wollen“.

Doch wieder ein Baugebiet?

Dr. Sonja Wegner, die ebenfalls in Dreibholz wohnt und für die Grünen im Stadtrat sitzt, fürchtet, dass die Politik sich wieder für ein Baugebiet entscheiden könnte, wenn der wertvolle Baumbestand erst verschwunden ist. „Von einer vernünftigen forstwirtschaftlichen Maßnahme kann ja wohl nicht die Rede sein, wenn der Holzpreis so tief im Keller ist wie jetzt“, sagt Wegner.

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Die Stadtverwaltung wurde nach eigener Auskunft davon überrascht, dass die Eigentümer als Reaktion auf den Planungsstopp sofort damit begonnen haben, den Wald abzuräumen. Bürgermeister Ulrich Stücker vereinbarte gleich am Montag ein Gespräch mit dem Waldbesitzer Galunder, um zu klären, wie viel Wald sich retten lässt. Es sei vereinbart, dass vorher keine weiteren Bäume gefällt werden. Zugleich hat Stücker beim Regionalforstamt nachgefragt, ob rechtliche Gründe gegen die Fällung sprechen könnten.

Danach sehe es nicht aus, sagt Hermann Fröhlingsdorf, der im Regionalforstamt für Genehmigungs- und Planungsverfahren zuständig ist. „Hier handelt es sich offenbar um eine normale forstliche Nutzung.“ Grundsätzlich gelte: Um gefällt werden zu dürfen, muss ein Baum nicht krank sein. „Der Eigentümer kann ihn ernten, wenn es ihm passt.“ Daran ändere auch die Borkenkäferplage nichts, merkt Fröhlingsdorf an: „Dass derzeit reichlich Fichtenholz auf dem Markt ist, heißt nicht, dass man keinen Abnehmer für Laubholz findet.“