Ein Herz für den EffzehUr-Ründerother feiern 85. Geburtstag

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Im Jahr 1957 spielten Horst Wittpohl (erster Spieler v.r.) und Bernd Dörpinghaus (dritter Spieler v.r.) gemeinsam im TSV Ründeroth.

Gummersbach/Wiehlmünden  – „Wir haben schon in der Jugend zusammen gespielt“, sagt Bernd Dörpinghaus aus Wiehlmünden, der am Sonntag seinen 85. Geburtstag feiert. „Ja, Schmal. Das waren noch Zeiten damals“, sagt Horst Wittpohl, den alle nur „Wickes“ nennen. Der ehemalige Linksaußen feierte bereits vor zwei Monaten seinen 85. Jubeltag, aber die Jahre sieht man dem drahtigen Gummersbacher nicht an, der noch im Alter von 60 Jahren bei den Alten Herren des VfL Gummersbach kickte.

Tore wie am Fließband

Von Mitte der 1950er bis Mitte der 60er Jahre bildeten die Ur-Ründerother die linke Angriffsseite des TSV. Wittpohl auf der Außenbahn und Dörpinghaus auf der Halbposition schossen Tore wie am Fließband. „Wir haben bereits in der Jugend erfolgreich zusammen gespielt, auch in der Auswahlmannschaft“, so Dörpinghaus.

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Den größten gemeinsamen Erfolg im Seniorenbereich feierten die beiden Offensivspieler 1957 mit dem Aufstieg in die Landesliga, die noch lange vor Einführung der Bundesliga die 4. Liga im Fußball war. „Damals kamen noch regelmäßig an die tausend Leute auf den Sportplatz. Und anschließend wurde im Dahlhaus oder im Schützenhof gefeiert“, schwärmt Wittpohl, dessen Tore den direkten Wiederabstieg in die Bezirksliga nicht verhindern konnten: „Wir waren das einzige Team inmitten der Kölner Mannschaften. Da hatten wir keine Chance.“

Bernd Dörpinghaus (l.) und Horst Wittpohl drücken den Domstädtern die Daumen.

Bernd Dörpinghaus (l.) und Horst Wittpohl drücken den Domstädtern die Daumen.

Aber auch in der Bezirksliga feierten die Ründerother weitere Erfolge und „Wickes“ wurde 1965 mit 36 Toren sogar noch einmal Torschützenkönig. Da beobachtet der ehemalige Knipser auch schon mal mit etwas Argwohn die Ereignisse im heutigen Fußball: „Ich habe mir das letzte Länderspiel angeschaut. Dieses ständige Quergeschiebe gab es zu unseren Zeiten nicht. Wir haben mit fünf Angreifern gespielt und da ging es regelmäßig Eins-gegen-Eins und Richtung Tor.“

Ein paar Jahre oder Jahrzehnte später hätten sich die höherklassigen Angebote für die Beiden garantiert gehäuft, aber zu ihren aktiven Zeiten waren andere Dinge wichtiger. „Ich musste damals ein wichtiges Auswahlspiel absagen, da ich gerade bei Schmidt+Clemens meine Ausbildung begonnen hatte“, so Dörpinghaus, und auch Wittpohl schleppte sich nicht nur einmal montags mit Fußballblessuren zur Firma Dörrenberg: „Man konnte ja nicht jeden Montag krank feiern, aber zum Glück war der Betriebsarzt auch Fußballfan und hat mich dann krankgeschrieben.“

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Und mit dem Vereinswechsel war es auch nicht so einfach, wie Dörpinghaus berichtet: „Ich hatte mal ein Angebot aus Engelskirchen. Da musste ich erst mal beim Vorstand vorsprechen und man wollte mich auch aus dem Kegelclub ausschließen.“ Dieses Spießrutenlaufen hat er sich dann erspart, aber das bekam er später zu spüren: „Ich war ja auch noch Trainer in Vilkerath und Drabenderhöhe. Als ich dann als Gästetrainer zurück ans Ohl kam, wurde ich auch schon mal als ,Verräter’ tituliert.“

Wittpohl spielte zwei Jahre bei TuRa Dieringhausen und erinnert sich auch noch gut daran: „Da brauchte ich mich in den Ründerother Kneipen nicht blicken zu lassen.“

Effzeh-Fans seit Jugendtagen

Auf dem Fußballplatz sieht man die Beiden heute nicht mehr. „Man kennt da ja ohnehin keinen mehr. Leider sind die Ründerother Kollegen aus den 50er Jahren auch nicht mehr da. Das sind ja nur noch wir beide“, bedauert Wittpohl.

Geblieben ist das Samstags-Ritual Sportschau, auch wenn der letzte Stadionbesuch schon länger her ist. „Ich drücke dem 1. FC Köln aber gerne aus der Ferne die Daumen“, erklärt er und hat beim Effzeh 2021 mit Trainer Steffen Baumgart ein gutes Gefühl: „Er ist laut, emotional und authentisch. Das ist genau das, was die Kölner brauchen, um sich im Mittelfeld der Liga zu etablieren.“

Sein Kollege Bernd Döringhaus drückt ebenfalls seit frühester Jugend den Domstädtern die Daumen, aber in seinem Herzen ist auch Platz für einen weiteren Club: „Schalke hat es mir damals auch angetan. Die Spielertypen und die Mentalität. Das war schon toll.“