Fast wie ein SparbuchWie funktioniert das Ökokonto in Marienheide?

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Symbolbild

Marienheide –  Jedes neue Wohnhaus, jede neue Straße, jedes neue Gewerbegebiet – kurz: jedes Bauvorhaben hat Einfluss auf die Umwelt. Entsprechende Eingriffe müssen in Deutschland ausgeglichen werden. So will es das Bundesnaturschutzgesetz. Wie das funktioniert und welche Rolle dabei Ökopunkte spielen, das hat sich in Marienheide jetzt der Klima- und Umweltausschuss erklären lassen.

Die Gemeinde Marienheide unterhält ihr Ökokonto bei der Bergischen Agentur für Kulturlandschaft (BAK), die das Konto treuhänderisch verwaltet. Diese gemeinnützige GmbH ist aus der Biologischen Station Oberberg hervorgegangen und engagiert sich nach eigenen Angaben „für den Erhalt und Schutz der bergischen Natur- und Kulturlandschaft, für eine landschaftsverträgliche Regionalentwicklung sowie für die inklusive Natur- und Umweltbildung“.

Vorbild ist ein Sparbuch

Planung und Umsetzung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen des Ökokontos bedürfen der fachlichen Begleitung und Bearbeitung, schreibt die Marienheider Gemeindeverwaltung in der Sitzungsvorlage. „Aus diesem Grund hat die Gemeinde Marienheide im Jahr 2008 mit der Bergischen Agentur für Kulturlandschaft einen Vertrag zur Entwicklung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen geschlossen.“ Zu deren Leistungen gehörten Suche und Erwerb geeigneter Grundstücke, Planung, Ausschreibung , Realisierung und Begleitung geeigneter Maßnahmen.

Bei der BAK ist Maximilian Lörch unter anderem mit der Betreuung des Ökokontos der Gemeinde Marienheide beauftragt. Lörch erklärte dem Gremium die Funktion des Kontos, die mit der eines Sparbuches vergleichbar sei. Baut man auf dem Gebiet der Gemeinde etwa eine Fichtenmonokultur in einen Laubwald um, so ist das eine ökologische Aufwertung. Diese kann gemäß eines vorgegebenen Bewertungsverfahrens in Form von Ökopunkten dem Ökokonto gut geschrieben werden. Ein konkretes Beispiel: Grünlandextensivierung in Dannenberg. Dort regelt ein Bewirtschaftungsvertrag mit dem Landwirt die Art der Aufwertung – es wird auf Düngung und Pestizid-Einsatz verzichtet.

Möglich ist auch beispielsweise die Entbuschung und Beweidung mit Schafen zur Entwicklung von Sonderbiotopen, Gewässerrenaturierung, Anlage von Streuobstwiesen oder die Entsiegelung von Flächen. Insgesamt verfügt die Gemeinde Marienheide über 8,5 Hektar Ausgleichsflächen. Das Führen eines Ökokontos, erklärte Lörch, entkoppelt einen Eingriff in die Natur – etwa eine Baumaßnahme – von dem notwendigen Ausgleich, sowohl zeitlich als auch örtlich. Ort des Eingriffs und Ort der Ausgleichsmaßnahme müssen nicht nah beieinander liegen, wenn das aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist.

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Diese Entkopplung erhöhe den Planungsspielraum für die Gemeinde erheblich, wie die Verwaltung in der Vorlage zur Sitzung erklärt: „Zum einen ist die Auswahlmöglichkeit von geeigneten Ausgleichsflächen wesentlich größer, zum anderen können auch entlegene Flächen, die wesentlich kostengünstiger sind, als Ausgleichsfläche erworben werden.“ Das grundlegende Prinzip des Ökokontos, so Maximilian Lörch, sieht zunächst vor, dass vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen sind. Sind die Beeinträchtigungen erheblich und unvermeidlich, dann zieht die Kompensationspflicht.