Fehler im neuen GrabfinderDigital ist Gerd Püschel schon seit 2009 tot

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Gerd Püschel am Grab seiner Eltern auf dem Wipperfelder Friedhof. Laut digitalem Grabfinder ist er dort seit 2009 beerdigt.

Gerd Püschel am Grab seiner Eltern auf dem Wipperfelder Friedhof. Laut digitalem Grabfinder ist er dort seit 2009 beerdigt.

  • Da staunte Gerd Püschel selbst nicht schlecht.
  • Beim Ausprobieren der neuen Grabfinder-App stellte der 64-Jährige fest, dass dort sein eigener Name stand.
  • Nun nimmt auch die Stadt Stellung zu dem makaberen Fehler.

Wipperfürth – Was mag es mit dem digitalen Grabfinder auf sich haben, ist das wieder so eine Idee wie die Hochbahn oder die bunte Beleuchtung in der Unteren Straße? Das habe er sich beim Lesen des Artikels über das neue digitale Angebot der Stadt gedacht, berichtet Gerd Püschel. Gräber finden, digital sehen, wer wo begraben ist, das sei ja erstmal nicht schlecht.

Entdeckte seinen Tod selber in der neuen App

Und dann hat der 64-jährige frühere Schulleiter die App ausprobiert. Und er war nicht wenig erstaunt, als er feststellte, dass er seit 2009 auf dem Friedhof in Wipperfeld neben seiner Mutter bestattet ist. „Makaber und nicht zu glauben“, so Püschel. Dabei erfreue er sich bester Gesundheit. Entsetzt sei er nicht gewesen, nein, eigentlich habe er gar nichts anderes erwartet. Angesichtes der zahlreichen Pannen bei Grauwacke, Innenstadtumbau und Beschilderung sei ja auch bei dem sensiblen Thema Gräber mit Fehlern zu rechnen gewesen, meint er.

Aber vielleicht sei der Fehler bei dem Grab seiner Eltern ein Einzelfall. Also habe er weiter nachgeschaut, schließlich gehe es ja auch um Datenschutz. Er habe den Namen einer ihm bekannten Person eingegeben, die anonym beerdigt worden sei und deren Wunsch es war, dass niemand ihren Grabplatz erfährt. Doch ruckzuck habe ihm das System das Grab angezeigt, und das widerspreche dem ausdrücklichen Willen der Verstorbenen und sei unanständig.

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Zwei Eingaben in das System, zwei Fehler, weitere Anfragen habe er sich dann erspart. Es könne doch nicht sein, dass der Bürgermeister das System anpreise, ohne es zu prüfen. Insbesondere, da er es selber eine hochemotionale Geschichte nenne, hätte er es auch so behandeln müssen, meint Gerd Püschel. So sehe es mehr wie purer Aktionismus aus. Wie es in der Stadt laufe, sei nicht gut, es gehe viel schief und die Menschen würden nicht beteiligt, kritisiert er.

Die Verwaltung nimmt Stellung

Die BLZ hat die Verwaltung um Mitteilung gebeten, wie der digitale Grabfinder erstellt wird, wie die Daten abgeglichen werden und wie der Datenschutz, insbesondere bei anonymen Bestattungen gewährleistet ist.

Aus der Antwort der Verwaltung: Grundlage für den Grabfinder ist das Friedhofsverwaltungsprogramm „HADES“. Darüber werden alle Sterbefälle erfasst und weiter bearbeitet.

Datenschutz: Es werden nur die Namen der Verstorbenen Personen und das Sterbejahr angezeigt, somit Daten, die auf jedem Grabstein zu finden sind.

Anonyme Bestattungen werden nicht ausgegeben.

Berichtigung möglicher Fehler:

Redaktionelle Fehler in der Friedhofsdatenbank können umgehend selbst korrigiert werden.

Fehler sollten dem Friedhofsamt gemeldet werden: 0 22 67/ 64-239, E-Mail: juergen.baldsiefen@wipperfuerth.de

Das neue „digitale Grabstättenauskunft-System“ sei nur ein Beispiel und habe bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht. „Vielleicht sehe ich es aber falsch und muss es als Vision einiger Personen erkennen, wie hunderte von Menschen mit der Hochbahn in das freizeitattraktive Wipperfürth kommen, mithilfe des digitalen Grabstättenauskunftssystem die Gräber ihrer Lieben aufsuchen, anschließend in der farbig illuminierten Stadt einkaufen und zum Abschluss die indischen Steine auf dem Marktplatz bewundern . . .“ Das Geld wäre in seinen Augen besser dafür ausgegeben worden, die ungepflegten Friedhöfe schöner zu gestalten.