Gesammelte ErinnerungenWiehler besitzt ein rares Fußball-Album von 1950

Lesezeit 3 Minuten
Die Sammelbilder gab’s mit jedem Päckchen Kaffee. Zum Glück trank Horst Kerpers Großmutter gerne Kaffee.

Die Sammelbilder gab’s mit jedem Päckchen Kaffee. Zum Glück trank Horst Kerpers Großmutter gerne Kaffee.

Hückhausen – Nur knapp 40 Seiten hat das Lieblingsbuch von Horst Kerper aus der Wiehler Ortschaft Hückhausen. Seit rund 70 Jahren holt der 83-Jährige den dünnen Band im Zeichenblockformat regelmäßig hervor, um darin zu blättern – ein Fußball-Sammelalbum der Kaffeemarke „Edelstolz“ der ersten Liga West zur Saison 1950/51: „Die Bilder wecken in mir viele Erinnerungen an die alte Zeit.“

Der ehemalige Bahnangestellte, viele Jahre Stellwerksmeister in Osberghausen, erzählt, dass er sein Leben lang in seinem Elternhaus gewohnt habe. Nach einem Wohnhausbrand 1933 am oberen Ende des Dorfes haben seine Großeltern in der Nähe der Ortsmitte neu gebaut und sind mit seinen Eltern im darauffolgenden Jahr eingezogen. 1938 sei er darin geboren worden, inzwischen zählt er zu den ältesten Einwohnern.

Für jedes Päckchen Kaffee gab es Sammelbilder

Seine andere Großmutter habe bis zu ihrem Tod 1954 im Reichshofer Ortsteil Meiswinkel bei Odenspiel gewohnt und sei eine überzeugte Kaffeetrinkerin gewesen. „Ich habe für sie in einem Laden in Dieringhausen immer Kaffee gekauft und ihn ihr dann vorbeigebracht“, berichtet Kerper. Für die Fahrt mit dem Fahrrad über Brüchermühle durch die zu dieser Zeit noch nicht geflutete Wiehltalsperre habe er als Jugendlicher etwa 45 Minuten gebraucht. Und für jedes Päckchen Kaffee habe es Sammelbilder gegeben, die er in das Album eingeklebt habe.

Bei dem Gedanken an die vielen Dubletten müssen Unmengen Tassen Kaffee im Hause seiner Großmutter getrunken worden sein, denn das Buch fasst insgesamt 192 Fotos. Auf jeder Doppelseite wird links rund um das Bild von einer packenden Spielszene über einen der 16 Liga-Vereine berichtet, rechts daneben befinden sich die Porträts der elf Stammspieler auf originalem Fotopapier.

Das Fußball-Album der Kaffeemarke „Edelstolz“ erschien für die erste Liga West der Saison 1950/51. Auch noch 70 Jahre später hält es der Hückhausener in Ehren.

Das Fußball-Album der Kaffeemarke „Edelstolz“ erschien für die erste Liga West der Saison 1950/51. Auch noch 70 Jahre später hält es der Hückhausener in Ehren.

Kerper ist stolz darauf, dass er das Album im Laufe von drei Jahren füllen konnte. Augenzwinkernd gesteht er, dass er einige Bilder auch von der Tante seiner Großmutter bekommen habe. Er erzählt, dass er während eines Reha-Aufenthaltes die Fernsehsendung „Bares für Rares“ gesehen habe und dass da das gleiche Buch für 70 Euro verkauft worden sei. „Dabei war dieses Album nicht mal komplett.“

Nachbesitzer ist bereits gefunden

Bei seinen zahlreichen Fahrradtouren nach Meiswinkel hat der Rentner dort auch seine spätere Ehefrau Elfriede kennengelernt, die mit ihm nach der Hochzeit bis an ihr Lebensende in Hückhausen gewohnt hat: „Wäre meine Frau nicht vor sieben Jahren gestorben, hätten wir jetzt Diamanthochzeit gefeiert.“ Meiswinkel hat auch in seinem Sportlerleben eine zentrale Rolle eingenommen: In der Zeit um seine Hochzeit hat Horst Kerper im benachbarten Odenspiel mehrere Jahre Fußball gespielt. Begonnen hat er jedoch mit Feldhandball in Oberbantenberg auf dem Gelände der heutigen Hugo-Kükelhaus-Schule. Verletzungsbedingt habe er sich danach dem Langlauf gewidmet: „Im Othetal ist unser Team sogar Kreismeister geworden.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Beim Blättern durch das Buch fällt sein Blick auf das Foto von Helmut Rahn auf der Seite der Sportfreunde Katernberg, der Deutschland mit seinem Siegtreffer im WM-Finale gegen Ungarn 1954 zum Fußballweltmeister gemacht hat. Kerper erinnert sich, dass er das „Wunder von Bern“ leider nur im Radio hören konnte, einen Fernseher habe die Familie erst drei Jahre später bekommen. Es war der zweite im Dorf: „Da haben wir alle zusammen die WM 1958 in Schweden angeschaut.“ Viele Spieler aus dem Album hat er dagegen im Müngersdorfer Stadion live erlebt. Zwischen den Seiten steckt auch eine Autogrammkarte von Fritz Walter: „Die habe ich von ihm 1979 in Dieringhausen persönlich bekommen.“

Für das Album, mit dem Kerper viele seiner Lebenserinnerungen verbindet, hat er mit einem interessierten Mittfünfziger aus Dieringhausen bereits einen Nachbesitzer gefunden: „Der kann dann wahrscheinlich noch darin blättern, wenn das Buch 100 Jahre alt ist.“