Appell an die BundespolitikWarnung vor Krankenhaus-Insolvenzen in Oberberg und der Region

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Am bundesweiten Aktionstag warnten auch Krankenhäuser aus dem Oberbergischen und dem Rheinisch-Bergischen vor drohenden Insolvenzen und einer Bedrohung der Versorgungslage.

Rote Maske als Signal: Auch der Kurs angehender Pflegefachleute im dritten Ausbildungsjahr nahm an der Veranstaltung mit Landrat Jochen Hagt und Vertretern vom Klinikum Oberberg, der GFO Kliniken Rhein-Berg und Engelskirchen, des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach und des Krankenhauses Wermelskirchenteil.

Die Krankenhäuser sind auf schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe der Bundespolitik angewiesen.

Den drastisch gestiegenen Kosten stehen Deutschlands Krankenhäuser hilflos gegenüber: Wegen der stark regulierten Krankenhaus-Finanzierung sind sie auf schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe der Politik angewiesen. Das war die Botschaft, die gestern am bundesweiten Aktionstag das Klinikum Oberberg, die GFO Kliniken Rhein-Berg und Engelskirchen, das Evangelische Krankenhaus Bergisch Gladbach und das Krankenhaus Wermelskirchen gemeinsam an die Öffentlichkeit gebracht haben.

Vertreter dieser Häuser warnten am Donnerstag bei einem gemeinsamen Termin in Gummersbach vor struktureller Unterfinanzierung und vor den Folgen der Inflation und artikulierten ihre Befürchtung, dass Berlin die notwendigen finanziellen Hilfen verweigern könnte. Dabei sei die Versorgungslandschaft in Deutschland so bedroht „wie nie zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“.

Die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser geraten zunehmend in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale.
Jochen Hagt, Landrat Oberbergischer Kreis

Dabei gehe es nicht um eine sich in ferner Zukunft abzeichnende diffuse Gefahr: Wirtschaftsprüfer gingen vielmehr davon aus, dass eine Insolvenzwelle unmittelbar vor der Tür steht – „in wenigen Monaten, in Wochen“, sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses Wermelskirchen, Christian Madsen, in Gummersbach.

Jedes dritte der 1900 Krankenhäuser in Deutschland schwebe akut in Insolvenzgefahr, ergänzte Oberbergs Landrat Jochen Hagt, Vorsitzender von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des Klinikums Oberberg. „Die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser geraten zunehmend in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale“, so Hagt. „Nach mehr als zwei Jahren Pandemie stellen massive Preissteigerungen die Krankenhäuser vor eine existenzielle Herausforderung, denn Energie, Medizinprodukte, Dienstleistungen und vieles mehr haben sich stark verteuert.“

In der jetzigen Situation zeige sich, dass die Finanzierungssysteme nicht für Extremsituationen gemacht seien, sagte Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg und Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft NRW. „Die Nachwirkungen der Pandemie, die kriegsbedingten Kostensteigerungen, die Inflation und die notwendigen und hohen Tarifsteigerungen können wir nicht auffangen“, so Klein weiter. Er zitierte den gerade veröffentlichten Krankenhaus-Rating-Report des RWI Leipniz Instituts für Wirtschaftsforschung, nach dem vier von fünf deutschen Krankenhäusern ein defizitäres Jahr 2024 bevorsteht.

Wie Landrat Hagt befürchtet auch Klein, dass die Bundesregierung durch Untätigkeit „auf kaltem Weg“ eine Bereinigung der Krankenhauslandschaft in Kauf nehme – „mal sehen, wer überlebt“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), so Klein, habe ja kürzlich selber gesagt, es stünden eine Pleitewelle und ein Krankenhaussterben bevor. Soforthilfen von 1,5 Milliarden Euro und zugesagte weitere 2,5 Milliarden wirkten sich zwar erleichternd aus, behöben aber das Problem nicht, so Jochen Hagt.