KatastrophenschutzMit neuem Wissen aus Gummersbach in den nächsten Einsatz

Lesezeit 3 Minuten
Mit solchen Rollen stoppt das Technische Hilfswerk Flutwasser. Torsten Simon (links), Ortsbeauftragter des THW für Gummersbach, erklärt, wie diese mobilen Barrieren funktionieren.

Mit solchen Rollen stoppt das Technische Hilfswerk Flutwasser. Torsten Simon (links), Ortsbeauftragter des THW für Gummersbach, erklärt, wie diese mobilen Barrieren funktionieren.

Auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks in Windhagen drehte sich am Samstag alles um den Kampf gegen Fluten, Hochwasser und Starkregen.

Erst die kleine Rolle, dahinter dann die große. Wenn das Wasser durch enge Gassen schießt und der Ort in der Flut zu versinken droht, dann machen solche Rollen dicht und bremsen das Wasser. „Im Idealfall passen sie zwischen zwei Hauswände“, erklärt Torsten Simon, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) in Gummersbach. Auf dem Verbandsgelände in Windhagen ist diesmal nicht nur Zuhören und Zuschauen angesagt, sondern vor allem Verstehen.

Netzwerktreffen hat am Samstag zum ersten Mal in Gummersbach stattgefunden

Vor einem Jahr hat sich das „Regionale Katastrophenschutz-Netzwerk zur Bewältigung großer Hochwasser- und Starkregenereignisse“ gegründet, das seither die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 aus allen Blickwinkeln aufarbeitet und zudem wissenschaftlich auswertet. Dafür zuständig ist die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau.

Alles zum Thema Bergisches Land

Zehn Vertreterinnen und Vertreter des Netzwerks sind an diesem Samstagnachmittag zum vierten Netzwerk-Treffen in die Kreisstadt zukommen, um sich von Torsten Simon und seiner Mannschaft zeigen zu lassen, wie sie im Falle einer Flut zu Werke gehen, mit welchem Gerät sie ausrücken, wie sie am Einsatzort arbeiten.

Natürlich nimmt die Gruppe auch den 2016 fertiggestellten Übungsdeich auf dem Windhagener Gelände in Augenschein. „Ganz schön cool“, urteilt dort Daniel Gronwald, Netzwerksprecher und THW-Ortsbeauftragter in Sinzig – einer Stadt im Ahrtal also, die bei dem Hochwasser starken Schaden erlitten hatte.

Auch die Sandsack-Füllmaschine war eine Station in Gummersbach beim Treffen des „Regionalen Katastrophenschutz-Netzwerk zur Bewältigung großer Hochwasser- und Starkregenereignisse“ auf dem THW-Gelände.

Auch die Sandsack-Füllmaschine war eine Station in Gummersbach beim Treffen des „Regionalen Katastrophenschutz-Netzwerk zur Bewältigung großer Hochwasser- und Starkregenereignisse“ auf dem THW-Gelände.

Im Netzwerk organisiert sind auch Feuerwehren, kommunale Verwaltungen und Organisationen wie etwa die DLRG und die Malteser: Diese erfahren bei einem solchen Treffen, wie das THW Bauwerke wie eben einen Deich schützt und sichert. Und Torsten Simon und Florian Krebs, THW-Ortsbeauftragter in Waldbröl, lassen sich gerne mit Fragen dazu löchern. Diese Treffen finden bundesweit statt.

Wie solche Bauwerke künftig so errichtet werden, dass sie Einsatzkräften die Arbeit leichter machen, ist Sache der Technischen Universität und von Professor Robert Jüpner im Fachbereich Wasserbau: „Uns geht es darum, die Praxis mit der Wissenschaft zu verzahnen“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Max Beining. Dafür biete auch die Aufarbeitung des Hochwassers von 2021 heute noch großes Potenzial, schildert Beining.

Der Übungsdeich in Gummersbach ist bis ins Jahr 2027 ausgebucht

Wer dagegen selbst im Katastrophenschutz aktiv ist, der lernt die mobilen Schutzsysteme des THW kennen. Dazu gehört auch die Sandsack-Füllmaschine, die der Gummersbacher Ortsverband vor etwa acht Jahren angeschafft und im vergangenen Jahr mit einer stählernen Rampe ausgestattet hat: Mit der Schubkarre wird der Sand über die Rampe zur Maschine gefahren, dort fällt er in die sogenannte Rohrfüllerschnecke und rutscht aus sechs Klappen dann in die Säcke.

„Jeder arbeitet im Stehen, niemand muss sich mehr bücken“, führt Simon aus. Schließlich wiege ein voller Sandsack gute 20 Kilogramm. Und damit die am Einsatzort schnell weitergegeben werden können ohne viel Kraft, hat sich das THW eine Rollenbahn zugelegt: Wie die Koffer auf dem Flughafen, so gleiten die Säcke darauf dorthin, wo sie gebraucht werden. Simon: „Dieser ganzen Anlage, vor allem der Rampe, geben wir gerade den letzten Schliff, um sie sicher zu machen.“ Auch baut sich der Ortsverband zurzeit ein Sandlager, in dem 50 Kubikmeter Platz finden.

Neben der Wissensvermittlung sollen Treffen bei Ortsverbänden und Ortsgruppen die Zusammenarbeit bei einem möglichen Ernstfall leichter machen. Netzwerk-Sprecher Daniel Gronwald: „Denn so hat man sich schon mal gesehen, man kennt sich.“ Gerne würde er mit seinem Ortsverband in Gummersbach anrücken und am Windhagener Deich mit seinen Leuten üben, aber da muss er sich gedulden. „Wir sind bis 2027 ausgebucht“, sagt Torsten Simon. War sein Ortsverband einst belächelt worden, als er ausgerechnet auf der Kotthäuser Höhe einen gut 150 Meter langen und drei Meter hohen Deich bauen wollte, so hat die Natur längst gezeigt, wie sinnvoll eine solche Anlage heute ist.